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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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durchkauen? Die Scheinwerfer von diesem verfluchten Eis-Engel-Van waren sehr hell. Ich war geblendet. Ich konnte nichts erkennen.
    Keiner von uns. Der Schuss löste sich, alles ging wahnsinnig schnell.«
    Er zog seinen Ärmel wieder über seinen verletzten Arm. »Wir waren so jung. Ich bin von deiner Familie als Kind aufgenommen worden. Ich habe mein Leben für dich aufs Spiel gesetzt. Ich habe dir meine vollkommene Loyalität bewiesen in dieser Nacht. Und auch seither ...«
    Anselm lachte. »Du hast kein besonders gutes Gedächtnis, nicht wahr?«
    »Ich weiß, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe ...«
    »Gesegnet seien die Selbstgerechten«, sagte Anselm immer noch lachend. »Denn sie haben ihre Sünden vergessen.«
    Golightlys Gesicht flammte auf vor Wut. »Ich habe gar nichts vergessen, Anselm! Du bist es doch, der die Geschichte neu schreiben will, damit sie besser zu deinem schlechten Gewissen passt. Deswegen sprichst du auch so beharrlich von Trollen. Du glaubst lieber an irgendwelche Monster als an die Wahrheit.«
    Er beugte sich vor und spuckte ins Feuer.
    Anselm sagte nichts.
    Dann sprach Golightly wieder, aber mit sanfterer Stimme. »Ihr habt euch lange unterhalten. Habt ihr noch von etwas anderem gesprochen als über seine Katze und deinen Troll?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich in Pedders Hill von einem erwachsenen Mann angegriffen worden bin, als ich in seinem Alter war. Und dass ich den Mann in den Cat’s Tail geworfen hätte und er ertrunken sei. Ich hoffte, er wäre davon so geschockt, dass er anfangen würde zu handeln.«
    Golightly lachte schnaubend. »Hat er dir geglaubt?«
    »Natürlich. Ich habe ihn noch nie belogen. Außer bei einer Sache natürlich. Aber auch das weiß er jetzt.«
    »Die Nacht auf der Wolf Road? Du hast ihm davon erzählt?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass sein Vater nicht von einem Berglöwen umgebracht worden ist.«
    Steward Golightlys sommersprossiges Gesicht wurde blass.
    »Entspann dich, Steward«, sagte Anselm und lächelte sein gefährliches Lächeln. »Ich habe ihm nichts von dir erzählt.«
    Golightly hatte seine Hände in die Armlehnen des Sessels gekrallt. Langsam ließ er sie wieder los.
    »Du bist dir so sicher, dass du dir nichts vorzuwerfen hast, Steward. Und trotzdem versetzt dich der Gedanke, dass ich Ernesto erzählen könnte, was auf der Wolf Road geschehen ist, in Panik.«
    »Ich dachte, wir hätten uns schon vor langer Zeit darauf geeinigt, dass weder er noch jemand anderes davon erfahren muss.«
    »Ich glaube, wir sind beide sehr aufgewühlt, wenn auch jeder auf seine Art. Die ganze Geschichte macht uns wohl beide ein wenig verrückt, nicht wahr?«
    Anselm löschte die Öllampe.
    Blasses, kühles Licht drang durch die Buntglasscheiben — ein neuer Tag begann.

 
KAPITEL 29
    In den kommenden Nächten suchte Ernesto nicht mehr nach Fischer. Jetzt wusste er, dass Fischer nicht in den Straßen herumirrte. Sein Onkel und Golightly hatten dafür gesorgt, dass Fischer verschwunden war, und Ernesto war sich ziemlich sicher, dass noch nicht einmal diese sehr schlaue Detektivin Dinah Dibbs ihn finden würde.
    Normalerweise schlief Fischer neben Ernesto. Fischer hatte ihn in den letzten neun Jahren jeden Tag geweckt, indem er sein warmes Gesicht an Ernestos Hals rieb. Fischer war ihm durch die langen Korridore gefolgt, hatte neben ihm in der Sonne auf dem Dachgarten gesessen, ihm beim Lernen zugesehen, ihm Gesellschaft geleistet, wenn ihn Golightly oder irgendein verärgerter Verwandter in sein Zimmer verbannt hatte.
    Ernestos Mutter war nach seiner Geburt krank geworden. Dann war sie verschwunden. Und sein Vater war ein paar Tage später in den Bergen gestorben. In dem einsamen, traurigen Haus der Scarsprings hatte Fischer zu ihm gestanden und ihm keine Lügen erzählt.
    Anselm und Golightly hatten richtig gelegen mit ihrer Vermutung, dass sie Ernesto durch die Entführung von Fischer aus seiner Welt der Bücher und Gedanken herauslocken konnten und dass er, um die Katze zurückzubekommen, Entschlossenheit zeigen würde und einen Mut, von dem er nicht gewusst hatte, dass er ihn besaß.
    Er verlor keine Zeit. Als die Morgendämmerung den Himmel überflutete, saß er immer noch in der Ahnenbibliothek der Scarsprings. Fischer und er hatten in diesem großen, luftigen Raum viele Stunden miteinander verbracht. Er wusste auch schon, welches Buch er als erstes brauchte. Kurze Zeit später schlich er sich mit einem großen, alten, staubigen Lederband, der mit weißen

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