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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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daraufgeschrieben.
    »Leben Sie schon immer hier?«, fragte Mr. Meakin, der sich gerade die Verschiedenes-Schublade ansah.
    »Ja«, sagte Clovis. Mariette hatte ihre Söhne gelehrt, so wenig wie möglich über sich selbst preiszugeben und Fragen im Keim zu ersticken.
    »Verstehe«, sagte Mr. Meakin. »Und Sie waren auf der Storm-Hill-Schule?«
    »Ja.«
    Mr. Meakin seufzte, als hätte Clovis eingestanden, dass er im Gefängnis gewesen war.
    »Wissen Sie, wie viele junge Menschen sich hier in diesem Jahr um eine Lehrstelle beworben haben, Mr. Greenwood?«, fragte er plötzlich.
    Clovis hatte keine Ahnung. Er war einfach eines Tages hier hereinspaziert, fasziniert von dem Laden und den antiken Globen, die im Schaufenster zum Meer hin ausgestellt waren, und hatte Mr. Meakin gefragt, ob er einen Lehrling brauchte.
    »Erinnern Sie sich an den Tag, als Sie in den Laden kamen? Ich nehme an, das war ein ungeplanter Besuch — ein guter Kartograf wird von Karten angezogen -, und wissen Sie noch, wie ich Sie bat, etwas zu halten?«
    Clovis nickte. Er erinnerte sich, aber er wusste nicht mehr, was es gewesen war. Er gab sich alle Mühe, intelligent auszusehen.
    »Ich gab Ihnen ein Stück Pergament. Genau dieses Stück Pergament.«
    Mr. Meakin zog einen Umschlag aus der Innentasche seines Cordjacketts. Er öffnete ihn, schüttelte ein vergilbtes Stück Pergament auf seine Handfläche und hielt es hoch.
    Clovis betrachtete es. Jetzt erinnerte er sich, oder zumindest glaubte er ...
    »Das Pergamentstück, das Sie mir gaben, war Teil einer Karte«, sagte er. Ihm fiel Mr. Meakins aufmerksamer Blick hinter seinen leicht beschlagenen Brillengläsern auf. »Sie fragten mich, was darauf zu sehen sei, und ich sagte, dass es Pedders Town sein könnte. Es war sehr ausgebleicht und abgenutzt.«
    Mr. Meakin drehte das Pergament um, sodass Clovis beide Seiten erkennen konnte.
    »Aber das ist ganz leer«, sagte Clovis. »Abgesehen von dem kleinen Symbol oben in der Ecke. Also kann es nicht dieselbe Karte sein. Da ist nichts drauf.«
    Mr. Meakin nickte und beobachtete Clovis immer noch genau. Dann wandte er schließlich den Blick ab und nahm einen Schluck Tee.
    »Wir drängen uns in unserer Stadt zusammen«, sagte er, als spräche er mit sich selbst. »Wir fallen schon fast ins Meer. Wir fürchten uns so sehr vor der Wildnis, dass wir noch nicht einmal Straßen ins Landesinnere gebaut haben.«
    Clovis nickte und versuchte mit der Hand ein Gähnen zu verbergen.
    »Nur die Güterzüge wagen sich durch die Wildnis«, fügte Mr. Meakin hinzu. »Mit einem Fahrer und einem Wächter weit oben auf der Lok, die so hoch ist wie die beiden Stockwerke dieses Gebäudes. Zwei sehr gut bezahlte Jobs, und trotzdem gibt es nur wenige, die sich darauf einlassen wollen, den Frachtzug vom Hafen durch die Wildnis in die weit entfernten Städte im Landesinneren zu fahren. Ganz wenige Passagiere trauen sich in einen verschlossenen Waggon mit verrammelten, geschwärzten Fenstern.«
    Clovis gähnte wieder. Zack hatte dieses Problem nicht, er konnte immer noch tagsüber schlafen. Obwohl er es wahrscheinlich nicht tat. Er war in letzter Zeit so voller Energie wie ein verrückt gewordenes Aufziehhäschen ... mixen, schneiden, abwiegen ...
    »Vielleicht ist unsere Angst berechtigt«, fuhr Mr. Meakin fort, der es eindeutig nicht eilig hatte, dieses Gespräch zu beenden. »Es gibt Berglöwen, Bären und Wölfe. Und das ist längst noch nicht alles. Die Wildnis ist älter, als wir es uns vorzustellen vermögen, Mr. Greenwood. Sie hat Geheimnisse, die wir nicht verstehen können. Manche sprechen von dunklen, gefährlichen Mächten. Mächte, denen unsere schiere Existenz nicht gefällt.«
    Es klopfte an der Tür zur Dachkammer, und Mr. Simou lehnte sich herein, immer noch mit seiner grünen Schirmmütze über den Augen und einem Bleistift hinter dem Ohr.
    »Mr. Greenwoods Bruder ist gekommen, um ihn abzuholen«, sagte er. »Soll ich den Laden nun absperren, Mr. Meakin?«
    »Natürlich, Mr. Simou«, sagte Mr. Meakin. »Vielleicht können Sie Mr. Greenwoods Bruder eine Erfrischung anbieten. Es dauert nicht mehr lange.«
    Die Tür ging wieder zu.
    Mr. Simous Schritte verschwanden die Treppe hinab. Auch sein fröhlicher Gesang verklang. Clovis und Mr. Meakin blieben im honigfarbenen Licht mit den träge schwebenden Staubpartikeln zurück.
    »Einhundertfünfzig junge Menschen haben mich dieses Jahr gefragt, ob sie hier eine Lehre beginnen könnten«, sagte Mr. Meakin, jetzt mit einer

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