Dark Road
Abschreiben biss er sich auf die Lippen. Er zeichnete die Karte, auf der Zack kein einziges Kreuz, keinen einzigen Buchstaben erkennen konnte.
Schließlich war er fertig und nahm seinen Finger weg.
Zack griff sich die Karte und drehte sie herum. Er drückte seinen Finger mit aller Kraft auf das kleine Symbol. Er stocherte darauf herum. Er schlug seine Handfläche darauf, so fest er konnte, sodass es schmerzte.
Aber die versteckte Karte erschien ihm nicht.
»Zeig mir, was du gezeichnet hast«, fauchte er Clovis an.
Clovis reichte ihm das Papier. Zack riss es ihm aus der Hand.
»Rockscar City und die umgebende Wildnis. Eine Karte aller Wasserquellen«, las er laut vor. »Das ist Sprengstoff.«
Clovis schien in sich selbst versunken zu sein.
»Das hier ist unsere Quelle«, fugte Zack hinzu. »Die einzelne, ganz weit oben. Diese Karte zeigt unsere Quelle, unsere Höhlen. Die Tunnel sind eingezeichnet und der Ort, wo wir unsere Roller aufbewahren, nahe bei Storm Hill.«
»Ich weiß«, sagte Clovis.
»Meinst du, es gibt hiervon noch andere?«
»Ich weiß es nicht.«
»Scarspring würde dafür über Leichen gehen«, sagte Zack. »Sieh mal, da sind noch zwei weitere Quellen nahe der Wolf Road. Und er hat wohl noch nicht mal alle in der Stadt gefunden.«
Beide starrten auf die Bleistiftzeichnung.
»Kein Wunder, dass das Wasser so schlecht schmeckt«, sprach Zack weiter. »Man sieht ja, wie weit unten die meisten Quellen sind; das Wasser muss quasi durch den ganzen Berg fließen.«
»Meakin hat gesagt, ich hätte die Gabe, eine Brücke zwischen verschiedenen Welten zu sein«, sagte Clovis. »Ich habe darüber nachgedacht, was das wohl zu bedeuten hat.«
»Und?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Normalerweise hätte sich Zack Sorgen um seinen Bruder gemacht, wenn er so unglücklich und elend aussah. Aber er war selbst viel zu unglücklich. Er zog Balthasars Ring vom Finger. Seit sie ihn gefunden hatten, trug er ihn jedes Mal, wenn sie mit dem Eis-Engel losfuhren und heimlich auch nachts, wenn er schlief.
Er warf ihn auf die Karte.
»Diese Karte hat irgendwas mit ihm zu tun. Du kannst sie lesen. Vielleicht konnte er das auch. Ich kann es nicht. Du solltest ihn tragen. Nicht ich.«
Clovis hob den Ring auf und betrachtete ihn: das abgenutzte Metall, die kleine Reihe der vier blauen Perlen und die Lücke, wo eine fünfte fehlte.
»Also«, stieß Zack aus. »Bekommst du von dem Ring jetzt auch schon irgendwelche Botschaften?«
Schon immer, ihr ganzes Leben lang, hatte Clovis sich besser im Griff gehabt.
»Hör zu. Wir glauben doch, dass die Person auf der Karte, dort bei der Wildnis, ein Troll ist, oder?«
»Und?«
»Und das kleine Zeichen in der Ecke ist ein Mann mit einem großen Hund. Ich glaube, es ist ein Wolf, und die sind Kreaturen der Wildnis, oder? Er hat keinen Bart und das alles, aber er hat einen Wolf neben sich. Ich meine, das alles ist nicht gut gezeichnet. Aber wenn er auch ein Troll sein soll? Dann hätten alle Karten mit diesem Symbol was mit Trollen zu tun.«
Moe verzog sein Maul zu einem riesigen Gähnen. Kaum zu glauben, dass ein mittelgroßer Hund so viele Zähne haben konnte.
»Vielleicht haben die Trolle diese Karten gezeichnet«, sagte Clovis. »Vielleicht haben sie früher ihnen gehört. Vielleicht ist das die andere Welt, von der Meakin sprach. Ihre Welt.«
Bis vor sehr kurzer Zeit hätte Zack jetzt einen fiesen Witz gerissen. Über große haarige Monster mit großen haarigen Händen. Fast hätte er es auch jetzt getan. Aber er konnte nicht leugnen, dass er sich an die Dunkelheit erinnerte, die sich auf der Excelsior Avenue gegen ihn gedrückt und ihn an einen Baum gedrängt hatte. Er hatte warmen Atem auf seinem Gesicht gespürt, als sich etwas abwandte und ihn freiließ. Dessen war er sich sicher. Er hatte bei Balthasars Quelle darüber gesprochen, in der Wasserhöhle. Aber sonst hatte er niemandem davon erzählt. Nicht mal Clovis.
»Du meinst, es gibt sie wirklich da draußen?« Er deutete mit dem Kopf zum verschlossenen Fenster. »Und sie können Dinge tun wie Karten zeichnen?«
Clovis wollte gerade antworten, als von unten Geräusche zu hören waren. Moe sprang auf. Das dumpfe Röhren und Rattern der Wasserleitungen. Mariette war wach und duschte vier Stockwerke unter ihnen im Badezimmer.
Schnell und leise räumten die Brüder alles weg. Clovis drückte den Ring in Zacks Hand, schloss die Truhe und schob sie zurück in ihr Versteck in der Wand. Sie stiegen die Leiter hinunter
Weitere Kostenlose Bücher