Dark Road
Tinte?«, rief Clovis von hinten.
Zack gab es auf.
»Nicht wirklich«, rief er zurück. »Ich hab in der Schule nie aufgepasst.«
Sie fuhren natürlich nicht zum Blumenmarkt, sondern die Parchment Street hinauf, dann rechts, dann links und immer höher und höher durch die engen Straßen. Über der Stadt kreisten Möwenschwärme. Der Abend war in goldenes Licht getaucht.
Meakins war nicht das einzige Geschäft, das unauffällig auch nach den üblichen Ladenschlusszeiten geöffnet hatte. Die meisten Läden und Geschäfte in Rockscar hatten lange auf, vor allem wenn man wusste, dass mit der späten Flut ein Dampfer im Hafen anlegen würde. Reiche Reisende erkundeten gern die Stadt, ehe sie weitersegelten in ferne, wärmere Gefilde.
Zack und Clovis fuhren nun an vielen dieser gut gekleideten Menschen vorbei, die durch das Juweliersviertel flanierten und sich von Rikscha-Rollern mit bunten Sonnenschirmen kutschieren ließen.
»Ich könnte wetten, sie hätten Lust auf ein anständiges Eis«, rief Zack über seine Schulter.
Aber Clovis, der besorgt war und sich elend fühlte, knurrte nur zur Antwort.
KAPITEL 33
Viel später in dieser Nacht, schon kurz vor der Morgendämmerung, konnte Zack trotz seiner Erschöpfung nicht einschlafen.
Nachmittags hatte er einen Kampf auf Leben und Tod geführt, und zwar mit einem Rezept für Johannisbeer-Wassereis mit Pistazienstücken, die schnell zu Pistazienasche geworden waren.
Und dann ... ach egal - im Zwielicht blinzelte er schlaftrunken zu seinem Wecker -, jedenfalls war er den ganzen Tag über hektisch herumgerannt, hatte versehentlich Zutaten anbrennen lassen und dann Clovis bei Meakins abgeholt, weil Clovis’ Roller einen neuen Reifen brauchte. Clovis hatte sich nicht gerade besonders dankbar gezeigt, und dann war er mit dem Eis-Engel wie ein Wilder durch die Stadt gekurvt, und jetzt, endlich, war er hier, in seinem Bett, aber immer noch wach, obwohl es doch schon gleich wieder hell wurde.
Moe hatte seinen üblichen Platz zu Zacks Füßen eingenommen. Plötzlich setzte er sich mit zuckenden Ohren auf.
Auch Zack setzte sich auf — da war es wieder.
Ein Scharren und Knarzen, irgendwo über ihnen.
Er stieg aus dem Bett, zog die Vorhänge zurück und ließ graues Licht in den Raum. Moe stand bereits bei der Luke.
»Komme schon«, murmelte Zack.
Vielleicht war er doch nicht so wach gewesen, wie er gedacht hatte. Wo waren seine Hausschuhe? Brauchte er Hausschuhe? Er stieß sich den Zeh am Bett und fluchte. Da war es wieder. Das Knirschen eines Getriebes, durch Steinwände gedämpft.
Zack öffnete die Luke, schob sich die Haare aus dem Gesicht und wäre fast die steile Wendeltreppe hinuntergefallen. Seine Hände rutschten an den Seiten ab und seine nackten Füße prallten schmerzhaft von einer Stufe zur nächsten.
Kurz darauf war er in Clovis’ Zimmer angelangt.
Das Bett war leer, ordentlich und unberührt — es sah aus, als wäre Clovis die ganze Nacht lang wach gewesen. Zack blieb verwirrt stehen. Dann meinte er jemanden auf dem Dachboden zu hören. Er stieg die Leiter hinauf und hielt an, um sich die Augen zu reiben.
Clovis saß auf dem Boden, in der Mitte des Raumes, noch immer in den Sachen, die er den ganzen Tag über getragen hatte. Er hatte zwei Laternen und verschiedene andere Dinge um sich verteilt, eine Lupe, das schwere Messingmikroskop aus seinem Zimmer, Tintenflaschen und Papier. Die Truhe, die sie in jener Nacht entdeckt hatten, ragte wieder aus der Wand. Der Deckel stand offen und ihr Inhalt lag ordentlich ausgebreitet auf dem Boden daneben.
Außer der Karte. Die Karte war auf dem Boden ausgerollt. Clovis sah Zack an, als würde er gerade ein Verbrechen begehen und Zack hätte ihn dabei ertappt.
»Was ist los?«, fragte Zack. Dann fügte er, plötzlich hellwach, hinzu: »Wie hast du die Truhe wieder aus der Wand gekriegt?«
»Ich sehe mir diese Karte an«, sagte Clovis. Er hatte rote Augen. Hatte er geweint?«
Zack wurde nach vorne gegen den Rand der Luke gedrückt, als Moe, der hinter ihm auf der Leiter war, plötzlich über ihn stieg und über seine Schulter ins Zimmer sprang.
»Ich wünschte, er würde das lassen«, sagte Zack.
»Ich wollte dich schon holen«, sagte Clovis. »Je nachdem, was passieren würde. Ich habe die Truhe aus der Wand bekommen, indem ich mir überlegte, wo der Hebel dazu wohl sitzen müsste. Er ist im Wohnzimmer, direkt neben der Stelle, wo die Radioantennen aus der Wand kommen. Wahrscheinlich hat Dad die Truhe
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