Dark Road
Tisch - um zu verhindern, dass seine Hand zu sehr zitterte.
»Wir wollen beginnen«, sagte Anselm sanft.
Clovis starrte auf die Landschaft. Der Troll, wie er gebückt und mächtig die Wildnis bedeckte; der Drache, der die Stadt Rockscar verkörperte; das blaue Monster war das Meer. Es war haargenau die gleiche Karte wie die, die sie zu Hause in der geheimen Truhe gefunden hatten.
»Warte«, flüsterte Anselm.
Clovis tat nichts lieber. Anselm ging leise um den Tisch an Clovis vorbei zur Tür.
Clovis sah über die Schulter, wie er sehr behutsam die Klinke drückte und dann die Tür weit aufriss.
Niemand stand auf dem Treppenabsatz und lauschte. Golightlys hartes, kurzes Lachen klang von der Küche herauf, wo Mr. Meakin zweifellos zur Feier des Tages einen Topf heiße Schokolade aufsetzte.
Anselm schloss die Tür wieder, aber nicht ehe er den Schlüssel aus dem Schloss auf der anderen Seite genommen hatte. Mr. Meakin musste ihn in seiner Aufregung stecken gelassen haben. Clovis beobachtete Anselm, der die Tür verschloss und den Schlüssel in die Tasche steckte. Sein Magen verkrampfte sich vor Angst.
»Golightly kann es nicht ausstehen, bei etwas nicht dabei zu sein«, sagte Anselm grinsend: »Und Ihr Boss, Meakin, ist vom Geld besessen. Mit dem Betrag, den er für diese kleine Gefälligkeit verlangt, könnte man ein ganzes Haus kaufen.
Ich würde also auch nicht ausschließen, dass er uns belauscht, nur um mir noch ein bisschen mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.«
Clovis versuchte zurückzugrinsen.
»Meine Familie wartet seit Generationen auf jemanden, der diese Karte lesen kann«, fuhr Anselm fort und setzte sich wieder. »Die andere ...«, er deutete in Richtung der ersten Pergamentrolle, »diente nur dazu, Golightly und Meakin auf die falsche Fährte zu locken. Auch diese hier gehörte meiner Vorfahrin Melisande, aber sie ist wesentlich wertvoller.«
Er legte seine Finger auf die Kanten der Karte vor ihnen.
»Aber wir wollen keine Zeit verschwenden, Kartenleser«, sagte er. »Diese Karte ist von großem Interesse für mich.«
Clovis versuchte zu schlucken.
»Gibt es ein Problem, Mr. Greenwood?«
»Ich kann es nicht. Ich kann sie nicht lesen.«
Anselm wirkte nicht überrascht. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lockerte seinen Kragen. »Was würde es brauchen? Geld, nehme ich an. Sie haben erkannt, dass ich großes Interesse an dieser Karte habe, und haben beschlossen, dass Sie Ihren Anteil wollen. Nennen Sie Ihren Preis. Ich kann gegenüber Leuten, die mir helfen, sehr großzügig sein.«
Clovis starrte auf die Karte und stellte sich das Muster der Kreuze vor, die erscheinen würden, wenn er seinen Finger auf das Symbol in der Ecke legte. Die verborgenen Quellen in der Wildnis und in der Stadt — und die Höhlen der Jump-Familie im Berg.
»Das ist Sprengstoff«, hatte Zack gesagt. »Das könnte uns umbringen.«
»Es geht nicht um Geld«, sagte Clovis. »Damit hat es gar nichts zu tun. Ich will überhaupt nichts.«
»Legen Sie Ihren Finger auf das Symbol, Mr. Greenwood. Sagen Sie mir, was Sie sehen.«
Clovis wusste, dass er lügen musste. Er musste schnell etwas erfinden. Er legte die Fingerspitze seines Mittelfingers auf das kleine Symbol mit dem Mann und dem Wolf. Die vertraute, schwungvolle Schrift entfaltete sich vor seinen Augen, wurde deutlicher und dunkler. Rockscar City und die umgebende Wildnis. Eine Karte aller Wasserquellen. Die Wolf Road schlängelte sich vom Rand der Stadt in die Berge hinauf. Die Ansammlung der Höhlen nahm ihre vertraute Form an. Kleine Kreuze blühten auf dem Körper des Drachen auf, drei weitere in der Wildnis, zwei Quellen in der toten Schlucht und schließlich eine sehr weit oben, fast schon an der Schneegrenze. Zu Hause.
Er spürte Anselms Blick auf sich. Sah auf und bemerkte, dass er lächelte. »Es ist eine Karte der Wildnis«, begann er.
»Das wissen wir«, sagte Anselm. »Diese Feststellung bedarf keiner besonderen Begabung.«
Clovis hatte bei Meakins viele geheime Karten gesehen. Verborgene Schätze. Eine Karte der Tierbaue, in denen Bären ihren Winterschlaf ab hielten. Die Stellen, an denen bestimmte Heilkräuter gefunden werden konnten ...
»Sie zeigt die Standorte der wilden Zedern«, sagte er. Er räusperte sich. »Die Zedern, die in der Stadt wachsen. Und die anderen, in der Wildnis.«
»Sehr gut«, sagte Anselm. »Vielen Dank.«
Clovis fühlte sich, als würde sich das Zimmer um ihn herum bewegen und sich auflösen. Er atmete tief
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