Dark Secrets: Gesamtausgabe
bezahlt.“
„Das dürfte ja wohl ich sein!“
„Wenn ich sie aktiviere, sind sie in einer Stunde abfahrbereit.“
„Habt ihr eine Spur?“
„Wir haben mehrere. Er ist immer fleißig im Spurenlegen. Ich maile dir die Akte. Es gibt wenigstens zwei Spuren, denen nachzugehen, es sich lohnt.“
Nicolai nickte. Und dann legte er Spock die Hand auf die Schulter. „Ich danke dir, Mann.“
„Sieh‘ nur zu, dass du deinen hässlichen Arsch wieder lebendig zurückbringst.“
„Das hab ich vor.“ Er sah zu Darias Tür. „Bei Gott, das hab ich vor. Aber …“
„Was aber?“
„Für den Fall, dass es nicht klappt, habe ich oben ein Testament hinterlegt.“
Spocks Kiefer mahlten. „Ich will so etwas nicht hören, Mann.“
„Du willst auch von Niemandem angefasst werden, und trotzdem tue ich es jetzt.“ Er umarmte Spock fest, der die Berührung mit angehaltenem Atem und hölzern erwiderte. Als Nicolai wieder zurücktrat, musste er tief durchatmen. „Und jetzt bring mich zu Daria. Ich … will sie noch einmal sehen.“
Spock ging wortlos zur Krankenzimmertür und schob sie vorsichtig auf. Der Blick beider Männer fiel auf das blasse Gesicht der jungen, abgemagerten Frau, um das herum ein Kranz aus blondem, langem Haar auf dem Kissen ausgebreitet war. Sie schlief. Offenbar war sie gebadet worden. Ihr Haar war sauber und duftete nach Lilien, ihre Nägel waren geschnitten, die Lippen eingecremt.
Nicolai überkamen die verzweifeltsten, innigsten Gefühle. Er betrachtete ihre stillen Züge, die er in allen Schattierungen menschlicher Gemütszustände gesehen hatte. Er kannte sie im Lachen und Weinen, in höchster Ektase und grimmigster, weiblicher Wut.
Ohne Zweifel war es Daria. Seine Frau, die er über alles geliebt hatte; um die er getrauert hatte, so lange Jahre. Doch gleichzeitig spürte er, dass sich etwas verändert hatte. Er selbst hatte sich verändert. Er war nicht mehr der Mann, der sie verloren hatte, sondern der, der Amanda gefunden hatte. Auch wenn das in seinem Kopf im Augenblick alles keinen rechten Sinn ergab.
Seine Gedanken kamen zum Stillstand, als sie plötzlich die Augen aufschlug. Sie waren so saphirblau, wie eh und je; nur dass sie noch größer wirkten, in ihrem ausgemergelten Gesicht, das trotz des fehlenden Gewichtes, doch so voller Unschuld und Schönheit war.
Sie blinzelte ein paarmal und lächelte, so dass Nicolai unwillkürlich zurücklächelte. Er hatte sich die ganze Zeit gefragt, was er zu ihr sagen sollte, wenn sie erst erwachte, aber in diesem Moment machte er sich darüber keine Sorgen mehr.
„Daria“, flüsterte er leise. Sie blinzelte noch immer. Dann verschwand ihr Lächeln. Ihre Miene verwandelte sich in etwas Eisiges, dann in etwas ganz und gar Verstörtes.
Aus vollem Halse schrie sie. Heiser und verzweifelt schrie sie alles hinaus, was ihre Stimmbänder schon ertragen konnten.
„Spock!“ Ihr Schreien verwandelte sich in Schluchzen. „Gabriel! Bitte!“ Sie hielt ihren Kopf mit der freien Hand und verzog vor Schmerz das Gesicht. „Bitte, schick ihn weg! Oh Gott, bitte! Es tut so weh!“ Sie zog die Knie an und vergrub das Gesicht darin, wiegte sich plötzlich vor und zurück wie ein Kind.
Nicolai war vor Schreck zurückgetaumelt. Wieder diese schreckliche Reaktion auf ihn. Wieder erkannte sie ihn nicht. Spock packte ihn bei den Schultern und schob ihn zur Tür und hinaus auf den Flur.
Nicolai war kreidebleich. „Hast du das gesehen?“
„Wie hätte ich das, verdammt nochmal, nicht sehen sollen?“ Spock schloss die Tür hinter ihnen und atmete einmal tief ein. „Es muss an dem liegen, was sie mit ihr gemacht haben. Oder an dem Trauma selbst. Bei Gott, ich kann es dir nicht sagen, Nicolai. Noch nicht! Es dauert einfach noch länger, bis ich mehr sagen kann.“
„Sag es mir, wenn ich zurückkomme!“
Spock blickte ihn ernst an. „Das werde ich. Also komm gefälligst auch zurück!“
„Ich tue mein Bestes.“
*
„Geht es etwas besser?“ Spock hatte eine Zeitlang abgewartet, bevor er zu Daria zurückgekommen war. Sie saß nun gefasst im Bett und nickte. Ihr Herz schlug ihr noch immer bis zum Halse, als Spock nähertrat.
„Haben Sie den Mann erkannt?“, fragte er.
Sie nickte.
„Tatsächlich?“
„Ja, ich habe ihn heute schon einmal gesehen.“
Spocks Miene blieb ernst und zeigte keine Gefühlsregung.
„Wenn ich ihn ansehe, bekomme ich schreckliche Kopfschmerzen. Ich kann es kaum aushalten.“
„Machen Sie sich darüber keine
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