Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
Nase, aber die rasenden Schmerzen ließen langsam nach.
Alex stand, die Arme vor der Brust verschränkt, an der Tür des Untersuchungszimmers, während der Arzt die Arbeit zu Ende führte, die Nick begonnen hatte. Die Klinik war verlassen, die äußeren Flure dunkel.
»Mir … mir ist schlecht geworden. Wahrscheinlich war es die Nervosität, oder ich habe die Suppe nicht vertragen, oder beides, ich weiß es nicht«, erklärte sie mit einiger Mühe. Ihre Kiefermuskeln waren verkümmert, sie konnte kaum den Mund öffnen. Ohne auf den Schmerz zu achten, zwang sie sich, die Lippen zu bewegen. »Ich bin in letzter Zeit ziemlich angespannt. Wie auch immer, nach dem Essen war mir ein wenig flau im Magen. Ich ging nach oben, um mich hinzulegen …« Sie zögerte und entschied, dem Arzt nichts davon zu erzählen, dass sie das Gefühl gehabt hatte, jemand sei in ihrem Zimmer gewesen. Jetzt nicht. Erst wenn sie wieder klar genug war, um mit Sicherheit sagen zu können, dass der Mann nicht nur Teil eines Alptraums war, und wenn sie wusste, wem sie vertrauen konnte. »Ich … ich bin aufgewacht … wahrscheinlich weil ich schlecht geträumt hatte … und dann musste ich mich übergeben. Ich konnte nicht dagegen an …« Sie schüttelte den Kopf. »Es … es war schrecklich.«
»Unter diesen Umständen haben Sie wohl großes Glück gehabt«, sagte Dr.Robertson leise, trat vom Untersuchungstisch zurück und streifte die Latexhandschuhe ab. »Sie hätten ersticken können.«
»Seltsam, es fühlt sich nicht so an, als hätte ich Glück gehabt.« Vielmehr ging es ihr sehr schlecht. Und zweifellos sah sie noch schlimmer aus.
»Ich kann es Ihnen nachfühlen.« Der Arzt warf Alex einen Blick zu, dann reichte er Marla einen Handspiegel, damit sie den Schaden begutachten konnte. Der Anblick war in der Tat so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Versuchsweise bewegte sie die Kiefer. Höllischer Schmerz durchfuhr ihr Gesicht, und sie schnappte nach Luft. Dr.Robertson erklärte: »Sie werden den Mundbereich noch ein paar Tage lang spüren – wahrscheinlich sogar noch wochenlang –, aber ich verschreibe Ihnen ein Schmerzmittel. Und nun die gute Nachricht: Der Knochen ist gut verheilt.«
»Für gute Nachrichten bin ich immer dankbar«, murrte sie.
Er lachte leise und zwinkerte ihr zu. »Aber verlangen Sie sich selbst nicht zu viel ab. Sie brauchen noch Ruhe. Schonung. Und ich an Ihrer Stelle würde in der nächsten Zeit nicht ohne Gesichtsmaske Hockey spielen.«
»Ich werde es in Erwägung ziehen«, erwiderte sie.
Der Arzt schmunzelte. »Schön. Nehmen Sie Ihren Termin bei Dr.Henderson bitte trotz allem wahr, schließlich hat er die Operation durchgeführt. Vielleicht möchte er noch röntgen, um sicherzugehen, dass die Knochen richtig zusammengewachsen sind. Aber meiner Ansicht nach sieht der Kiefer wirklich gut aus.«
»Danke«, sagte Marla, froh, dass die Quälerei ein Ende hatte.
»Und was macht der Magen?« Robertson warf die benutzten Handschuhe in einen kleinen metallenen Abfallbehälter.
»Dem geht es schon besser. Viel besser.«
»Du hättest jemandem Bescheid sagen sollen, dass dir übel war.« Alex’ Augen waren dunkel von stummem Vorwurf, er runzelte die Stirn und zog die Augenbrauen zusammen.
»Vielleicht hättest du zu Hause sein sollen«, entgegnete Marla gereizt.
Seine Augen verengten sich kaum merklich. »Ich habe gearbeitet.«
»Es war schon nach elf.«
Alex kniff den Mund zusammen und bedachte sie mit einem stahlharten Blick. »Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht. Ich arbeite häufig bis spät in die Nacht. Deswegen habe ich ja Tom eingestellt. Wenn du nicht so starrsinnig wärst …« Er unterbrach sich, und sein Gesicht entspannte sich ein wenig. »Sieh mal, ich bin doch nur besorgt um dich, verstehst du?«
Er rieb sich mit einer Hand den Nacken. »Dieser Vorfall hat mir einen furchtbaren Schrecken eingejagt.«
»Mir auch«, entgegnete sie, beschloss aber, keinen Streit vom Zaun zu brechen. »Ich habe das alles so satt.«
»So geht es uns allen«, sagte Alex.
Robertson wusch sich an dem in der Wand eingelassenen Waschbecken die Hände. »Und wie sieht es mit Ihrem Erinnerungsvermögen aus? Gibt es Fortschritte?« Während er sich die Hände abtrocknete, sah er Marla im Spiegel an.
»Keine nennenswerten, aber ich habe ein paar Durchbrüche erlebt. Heute Abend habe ich mich an James’ Geburt erinnert.«
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Alex leicht den Rücken straffte. Überraschung,
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