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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein Gespräch mit Alex in der Eingangshalle des Hauses – nichts Greifbares. Ich glaube, wenn ich meine Akte einsehe, könnte das meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, erwiderte der Arzt, der jetzt seine starre Haltung aufgab. »Kommen Sie doch in ein paar Tagen noch einmal in die Klinik, und wenn Sie es wünschen, zeige ich Ihnen dann alle Informationen, die über Sie vorliegen.«
    Bis dahin ist die Akte längst manipuliert. Bereinigt. Beschönigt.
    »Das werde ich tun«, versicherte Marla und redete sich wieder einmal selbst zu, endlich ihre Verschwörungstheorien fallenzulassen. Die Aufzeichnungen über sie würden auch in ein paar Tagen noch unverändert vorliegen. Sie hatte wohl zu viele Filme gesehen, das war alles. Sie ging zum Waschbecken, nahm einen Pappbecher und spülte sich noch einmal den Mund aus.
    »Schön. Wer weiß, was bis dahin noch passiert – vielleicht ist Ihr Erinnerungsvermögen dann längst vollständig wiederhergestellt.« Der Arzt war so ruhig – beinahe tot, so kam es ihr vor. Schließlich stand nicht sein Leben, sein Erinnerungsvermögen zur Debatte. Dr.Robertson konnte es sich leisten, geduldig zu sein, während Marla das Gefühl hatte, dass ihr Leben ihr wie Sand unaufhaltsam durch die Finger rann. Sie trank einen letzten Schluck Wasser und bewegte noch einmal probeweise ihre Gesichtsmuskeln. Ihre Zunge fühlte sich seltsam an, zu groß, ihre Zähne so, als seien sie immer noch mit Drähten fixiert, und nachdem sie länger als zwei Wochen nur mit den Lippen gesprochen hatte, fiel es ihr schwer, Zunge und Kiefer zur Zusammenarbeit zu zwingen.
    Alex half ihr in den Mantel, und Phil schaltete das Licht aus. Zusammen gingen sie über die Überführung ins Parkhaus, wo Alex Marla zu seinem Jaguar geleitete, den Arm um ihre Schultern gelegt. »Wir laden Sie in Kürze mal zu einem Drink ein«, versprach er Phil, während er Marla die Tür aufhielt. »Wenn Marla wieder etwas mehr sie selbst ist.«
    Diese Andeutung versetzte Marla sofort wieder in gereizte Stimmung, aber sie schluckte die hitzige Bemerkung hinunter, die ihr schon auf der Zunge lag. Alex setzte sich ans Steuer. Er hatte etwas an sich, das sie ihm gegenüber streitlustig stimmte, dabei verstand sie selbst nicht recht, warum.
    »Und, wie fühlst du dich jetzt?«, fragte Alex und warf ihr einen flüchtigen Blick zu, während er den Motor anließ und den Wagen aus dem Parkhaus steuerte.
    »Als hätte jemand meine Kiefer mit einem Schmiedehammer bearbeitet.«
    »So schlimm?« Er betätigte den Zigarrenanzünder und zog ein Päckchen Marlboros aus der Innentasche seines Jacketts.
    »Ja, so schlimm.« Sie brachte kein Lächeln zustande. Sein Verhalten ärgerte sie, und ihr Verdacht, dass er und Robertson ihr etwas verheimlichten, ließ ihr keine Ruhe. Schlimmer noch, Alex’ Beschützerverhalten – die Sorge eines Ehemanns, der nie zu Hause war – ärgerte sie maßlos. Hier war etwas faul, das bildete sie sich nicht nur ein. Aber sie war zu müde, um dem Rätsel noch an diesem Abend auf den Grund zu gehen.
    Der Anzünder klickte, Alex steckte sich eine Zigarette an und blies eine Rauchwolke ins Wageninnere. Auf Knopfdruck öffnete sich das Fenster auf der Fahrerseite, und ein Schwall vom Regen gereinigter Luft drang herein. Gefälliger Jazz rieselte aus den Lautsprechern, als Alex den Jaguar in den spätabendlichen Verkehrsstrom einfädelte und den steilen Berg hinauf beschleunigte.
    Die Wolkenkratzer in der Umgebung waren hell erleuchtet. In der Ferne entdeckte Marla den historischen Bezirk Jackson Square und die Transamerika-Pyramide. Eine Szenerie, die sie schon hundertmal gesehen hatte. Und da war noch mehr … ein Blitz …
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich selbst an einem Schreibtisch in einem riesigen Bürogebäude aus Stahl und Glas sitzen. Ein Computer summte, ein Telefon klingelte, und in den benachbarten Büronischen saßen weitere Angestellte vor Telefonen und Tastaturen und starrten auf ihre Bildschirme. Eine Fensterreihe auf der einen Seite bot einen Ausblick auf die Skyline von San Francisco und den porzellanblauen Himmel über der Bucht.
    Aber das war verrückt. Sie war keine Büroangestellte und war es nie gewesen. Sie drängte sich an die Beifahrertür des Jaguar und schaute ihren Mann an, dessen Gesicht im Licht des Gegenverkehrs finster und verbissen wirkte.
    »Habe ich eigentlich jemals gearbeitet?«, fragte sie und wusste die Antwort, noch bevor er den

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