Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
Aber … Ich weiß nicht. Vielleicht sind wir alle nur übermüdet. Morgen werden wir eine Regelung finden.« Er riss das Steuer herum. »Ich könnte einen Wachmann einstellen.«
»Ich glaube nicht, dass das nötig ist.«
»Tja, dann gibt es noch eine andere Möglichkeit.« Seine Stimme klang weicher.
»Nämlich?«
»Du könntest bei mir schlafen.«
Nein! Marla sah ihn scharf an, doch er blickte starr geradeaus. Ihr Herz hämmerte, und Adrenalin schoss in ihre Blutbahn bei dem Gedanken, das Bett mit ihm zu teilen. Sie konnte sich nicht vorstellen, ihn zu küssen oder auch nur in einem Doppelbett in seinen Armen neben ihm zu liegen. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie blickte aus dem Fenster in den aufziehenden Nebel hinaus, der um Laternenpfähle und Gebäude waberte. Aber obwohl die Vorstellung, mit ihm im Bett zu liegen, ihr zuwider war, fragte sie unwillkürlich: »Warum schlafen wir eigentlich nicht in einem Bett?«
Mit einem Schnauben drückte Alex seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Das war deine Entscheidung. Vor ein paar Jahren.« Er sah sie an, schien zu überlegen, ob er sich ihr anvertrauen sollte, und zuckte nach kurzem innerem Kampf die Achseln. »Es war nun einmal so, dass du … nun ja, dass du dich für andere Männer interessiert hast.«
»Männer«, wiederholte sie bestürzt. Nicks herbes Gesicht und der Wunsch, ihn zu küssen, schossen ihr durch den Kopf. Sie musste sich eingestehen, dass sie keineswegs immun gegen Nicks erotische Ausstrahlung und seinen verflucht respektlosen Charme war. Sie träumte sogar davon, seine schwieligen Hände überall an ihrem Körper zu spüren, doch nie im Leben wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass sie sich mit einem anderen Mann eingelassen haben könnte – höchstens in ihrer Phantasie. Himmel, was für eine Frau war sie denn? Sie räusperte sich, nestelte an einem Knopf ihres Mantels, dann hob sie das Kinn und sah ihren Mann fest an. » Männer? In der Mehrzahl?«
»Ja.«
»Willst du damit sagen, dass ich Liebhaber hatte?«, flüsterte Marla fassungslos. Ausgeschlossen . Andererseits ließen sich ihre Gefühle für Nick kaum abstreiten, und irgendwo in dem zutiefst weiblichen, instinkthaften Teil ihres Selbst wusste sie, dass sie ein sinnlicher Mensch war.
»Schön, ich sage nichts mehr dazu.«
»Aber …«, bohrte sie weiter.
»Du hast gefragt, Marla«, fiel er ihr wütend ins Wort.
Sie spürte, wie die Röte an ihrem Hals emporkroch. »Wer?«
»Das spielt keine Rolle.« Alex nahm eine Kurve ein wenig zu rasant. Die Reifen quietschten.
»Doch, allerdings«, widersprach sie wütend – ihre überstrapazierten Nerven gewannen schließlich die Oberhand.
»Lass uns die Sache nicht noch mal aufwärmen. Es liegt schon geraume Zeit zurück.« Alex drehte am Radio und stellte einen Sender ein, der Softrock spielte.
Marla schaltete das verdammte Ding wieder aus. »Was ist dann … was ist mit James?«, fragte sie beklommen. »Ist er … Ist er …?«
»Mein Sohn. James ist mein Sohn.« Alex sah sie an und lächelte gezwungen. Marla war verwirrter denn je.
»Aber wie …?«
»Das kommt davon, wenn man zu viel Gin Tonic trinkt.« Sein Lächeln wurde breiter, geradezu triumphierend. Sein Lachen klang hämisch in Marlas Ohren, aber wieder glaubte sie, sich alles nur einzubilden. Sie war übermüdet. Völlig erschöpft.
Ein nagender Schmerz breitete sich in ihrem Inneren aus. Konnte sie mit diesem Mann schlafen? Mit ihrem Ehemann? Ihn küssen? Ihn lieben? Etwas in ihr schreckte davor zurück, doch sie ignorierte das Gefühl. Sie waren verheiratet, hatten Kinder … »Vielleicht, wenn ich mich wieder an alles erinnern kann und wenn wir beide es für richtig halten, könnten wir … versuchen …«
»Was? Miteinander zu schlafen?«, fragte er und verzog ironisch den Mund. Im Scheinwerferlicht des Gegenverkehrs sahen seine Züge hart aus. »Ich glaube nicht, Marla. Ich halte nicht viel von Ficken aus Barmherzigkeit.«
Sie erstarrte. Ihr Magen hob sich. »So würdest du es nennen?«
»Versuch gar nicht erst, so zu tun, als würdest du mich lieben. Ich sehe es in deinen Augen. Du erinnerst dich nicht einmal an mich. Und wenn du dich irgendwann erinnerst, wirst du es wissen. Also …« Alex bremste vor einer Abzweigung und riss das Lenkrad herum. »Also lass uns nichts überstürzen.« Er tätschelte ihr Knie. »Es sei denn, du willst tatsächlich eine heiße Nummer mit mir.«
Sie wich vor ihm zurück.
»Das hatte ich auch nicht
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