Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
Jacke, den Pyjama und die Slipper. Trotz der Kälte warf sie Nick die Jacke zu, dann wandte sie sich zum Haus um, und ihre Beine schienen mit jedem Schritt an Kraft zu gewinnen.
Männer , dachte sie. Wer braucht die?
Sie stieg die Stufen hinauf und öffnete die Haustür, noch immer ein wenig benommen. Ein letzter Blick auf die Dreiergruppe verriet ihr alles, was sie wissen musste. Alex zog gerade mit wütender Miene seine Zigaretten hervor, Phil Robertson wirkte besorgt, runzelte die Stirn und presste die Lippen zusammen, und Nick schaute ihr nach. Seine blauen Augen wirkten herausfordernd, sexy und respektlos – der Ausdruck, der sie faszinierte, seit sie aus dem verdammten Koma erwacht war.
Er war der einzige Mann, dem sie vertrauen konnte.
Nie zuvor hatte Nick sich mit einer verheirateten Frau eingelassen; er hätte nicht einmal im Traum daran gedacht. Jetzt lag er auf dem Bett, starrte an die Decke und bemühte sich, nicht an Marla zu denken. Unmöglich. Sie hatte sich in seinem Bewusstsein eingenistet, ein verführerisches Bild, das ihm den Schweiß auf die Stirn trieb und ihn so erregte, dass es schmerzte. Es war still im Haus, wahrscheinlich schliefen alle anderen längst. Nick wälzte sich herum, versuchte, andere Gedanken als die an Marlas verführerische Augen heraufzubeschwören, doch es gelang ihm nicht.
Und sie schläft nur ein paar Türen weiter.
Aber sie war Alex’ Frau.
Die Ehe ist ohnehin schon zerrüttet. Das sieht man doch. Er beachtet sie kaum, sie erinnert sich nicht an ihn – und sie will dich genauso wie du sie. Los, raus aus dem Bett! Sieh nach, wie es ihr geht.
Seine Eingeweide krampften sich zusammen. Schließlich warf er die Bettdecke von sich – es war Wahnsinn … Er zog eine Jeans an, öffnete die Tür und trat in den Flur hinaus, wo die Notbeleuchtung trübe, kaum sichtbare Lichtpfützen auf den Teppich warf. Nick ging geradewegs zur Tür von Marlas Suite und legte die Hand auf den Knauf. Dann hielt er inne. Was sollte er sagen? Was tun? Nichts. Er konnte nichts tun, verdammt.
Er biss die Zähne zusammen, ging hinunter ins Erdgeschoss und schenkte sich einen Drink ein. Was wäre der Preis seiner Lust? Eine zerstörte Familie? Zwei Scheidungskinder? Marla würde niemals mit ihm nach Oregon ziehen, und er war nicht einmal sicher, ob er das gewollt hätte. Er wollte sie nur noch einmal küssen und berühren, diese knisternde Verbindung zu ihr spüren, wie damals vor fünfzehn Jahren.
Und du würdest liebend gern Alex eins auswischen, ihm einiges heimzahlen, gib’s zu. Es passt dir nicht, wie er sie behandelt, und außerdem hast du es nie ganz verwunden, dass sie dir wegen deines Bruders den Laufpass gegeben hat.
»Verdammte Scheiße.« Nick stürzte seinen Drink hinunter, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und stieg die Treppe wieder hinauf. Herrgott, wie dumm war er denn? Auf dem Weg zu seinem Zimmer sah er, wie sich die Tür zur Suite öffnete und Marla in den Flur trat.
»Oh!« Sie riss die Augen auf und griff sich an die Brust. »Nick«, flüsterte sie. »Du hast mich fast zu Tode erschreckt.«
»Entschuldige. Ich konnte nicht schlafen.«
»Ich auch nicht. Ich glaubte, ich hätte Cissy im Flur gehört.«
»Das war ich.«
»Ach ja.«
»Tut mir leid, wenn ich dich enttäuscht habe.«
»Das hast du nicht.« Marla sah sich verlegen um. Himmel, sie war so schön in ihrem Seidenpyjama, der ihr eine Nummer zu groß zu sein schien, mit dem zerzausten Haar und den verschlafenen Augen.
»Ich … ich würde gern mit dir reden«, sagte sie schließlich. Nick hatte Mühe, den Blick vom V-Ausschnitt ihres Pyjamas abzuwenden. Ihre Halsgrube war sichtbar, diese weibliche Eigenheit, die er so faszinierend fand, genauso verlockend, wie er sie in Erinnerung hatte.
»Ich lade dich zu einem Drink ein. Unten wartet eine gut gefüllte Bar.«
»Genau das, was ich jetzt brauche, vollgepumpt mit Medikamenten, wie ich bin«, witzelte sie und lächelte ihm zu. »Augenblick, ich hole rasch meinen Morgenmantel.« Im nächsten Augenblick war sie in ihrer Suite verschwunden. Nick gab sich im Geiste einen Fußtritt. Was er tat, war Wahnsinn. Gefährlich.
Doch er konnte nicht anders. Als sie kurz darauf in einem zum Pyjama passenden Negligé wiederkam, nahm er den Duft ihres Parfüms wahr, und seine Eingeweide zogen sich zusammen. Mit leisem Klicken fiel die Tür ins Schloss. Marla band den Gürtel ihres Negligés fest zu, und sie stiegen die Treppe hinunter ins dunkle
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