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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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können.«
    »Wieso kann ich das allmählich nicht mehr hören? Was meinen Sie?«, fragte sie, und er zuckte die Achseln.
    »Vielleicht kennen Sie sich doch besser, als Sie denken.«
    »Das ist ja das Problem, Herr Doktor«, sagte sie und sah ihm fest in die Augen. »Ich kenne mich überhaupt nicht.«

    Die Krankenschwester war wiedergekommen wie versprochen, hatte Marla rasch mit einem Schwamm gewaschen und die Laken gerichtet. Kaum war sie wieder zur Tür hinaus, als Marlas Verwandte scharenweise eintrafen. Fremde bedachten sie mit Lächeln, Umarmungen, Küssen, die gezwungen wirkten. Lauter Fremde. Marla rang sich ein Lächeln ab und strengte sich an, diese Leute zu erkennen, aber vergebens. Wie die Stimmen, die ihr fremd erschienen waren, weckten auch die Gesichter nicht die geringste Erinnerung.
    »Es ist so schön, dich wach zu sehen und dich wieder bei uns zu haben«, sagte ihre Schwiegermutter und tupfte sich die Augen mit einem Zipfel ihres Taschentuchs ab. Sie war eine zierliche Frau mit apricotfarben getöntem Haar und kleinen, regelmäßigen Zähnen, trug Schuhe mit hohen Absätzen, passend zur Handtasche, ein graues Wollkostüm, eine perlfarbene Seidenbluse und ein in Rot- und Goldtönen bedrucktes Halstuch.
    Eugenia räusperte sich. »Das große alte Haus war so leer ohne dich.«
    Marla wurde warm ums Herz.
    Cissy, ihre Tochter, küsste pflichtschuldig ihre Wange und wich dann wieder zurück. Sie war groß für ihr Alter, schlank und von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Ihre zart gebräunte Haut wies ein paar Pickel auf, die das Make-up nicht überdecken konnte, und ihre Augen waren dick mit schwarzem Kajal umrandet. »Hi«, sagte sie zögerlich.
    »Hi«, erwiderte Marla. Dieses Mädchen war ihre Tochter? Warum empfand sie nichts, warum spürte sie nicht den Hauch einer Erinnerung, gar nichts? Wo waren die Muttergefühle in ihrem Herzen – die blitzartig auftauchenden Bilder von der Geburt, von Cissy als Wickelkind, von aufgeschlagenen Knien, ausgefallenen Milchzähnen, von dem jungen Mädchen, das an seiner ersten jungen Liebe litt? All das musste sie doch erlebt haben, aber Marla erinnerte sich an keine einzige Begebenheit aus ihrem Leben. Es war, als sei sie innerlich tot. Ein unheimliches Gefühl.
    »Ich wusste doch, dass du aufwachen würdest!« Alex’ Stimme dröhnte durch das Zimmer. Marla drehte den Kopf, machte sich auf ein weiteres Gesicht gefasst, das ihr nichts sagte, doch beim Anblick ihres Mannes hatte sie das vage Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben – ein flüchtiges Bild, das kurz etwas wachrief, sich dann aber gleich wieder in die düstere Unterwelt ihrer Erinnerung zurückzog. »Ach, Liebling, es ist so schön, dich wieder wach zu sehen.« Er trug einen marineblauen Anzug unter einem aufgeknöpften Mantel, dessen Gürtelenden er in die Taschen gesteckt hatte, war groß und kräftig, mit grauen Augen und einem Lächeln, das über das ganze Gesicht reichte. Er schloss sie in die Arme »Ich … wir … wir haben dich so vermisst.« Seine Stimme war tief, und als er sie an sich drückte und ihr einen sanften, aber innigen Kuss auf die Wange gab, roch sie Rauch und den herben Duft von Aftershave.
    Sie empfand absolut nichts für ihn.
    Nichts.
    O Gott, so gefühllos und hohl konnte sie doch nicht sein? Tränen brannten in ihren Augen, so dass ihre Sicht verschwamm. Sie hob die Arme und drückte ihn an sich, wünschte sich verzweifelt, eine Spur von Zärtlichkeit, ein Gefühl der Geborgenheit, der Liebe zu ihm zu empfinden, doch sie konnte nur darauf hoffen, dass ihre Erinnerungen bald zurückkehrten. Es braucht Zeit, ermahnte sie sich, war aber dennoch frustriert. Geduld war nicht ihre Stärke, stellte Marla fest. Es war immerhin eine winzige Erkenntnis über sich selbst, in Anbetracht der Umstände allerdings keine erfreuliche.
    Das Telefon klingelte schrill, und Alex’ Muskeln spannten sich an. »Ich habe angeordnet, dass du keine Anrufe empfangen sollst«, sagte er, löste sich aus Marlas Umarmung und griff nach dem Hörer. Cissy saß an die Klimaanlage unter dem Fenster gelehnt, und Eugenia zupfte ein paar welke Blüten von einem Weihnachtskaktus, während Alex den Hörer abhob.
    »Hallo … Hallo? Wer spricht da … Scheiße!« Er knallte den Hörer auf die Gabel.
    »Hat sich niemand gemeldet?«, fragte Eugenia, und Marla überkam eine leise Angst.
    »Verwählt«, sagte Cissy gelangweilt.
    »Aber nicht, wenn der Anruf weitergeleitet wird.« Alex rieb sich das Kinn,

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