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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht zu helfen. »Ich rufe das Kindermädchen.«
    »Nein.« Marla kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Es war ihr Kind. Ihr Kind. Sie hatte das Recht, James im Arm zu halten, ihn aus dem Schlaf zu wecken, zu versuchen, eine Beziehung zu ihm aufzubauen.
    »Ruhig, Schätzchen. Schsch. Mommy ist bei dir, und alles wird gut«, sagte Marla.
    Irgendwo weit weg, in einem anderen Teil des Hauses, begann ein Hund wie verrückt zu bellen.
    »Na großartig«, knurrte Alex und fuhr sich mit steifen Fingern durchs Haar. »Wir hätten ihn schlafen lassen sollen.«
    Ohne ihren Mann zu beachten, wiegte Marla ihr Kind langsam hin und her. »Ganz ruhig, James«, sagte sie und fühlte sich schrecklich unbeholfen mit ihrem eigenen Kind. Vielleicht hatte er Hunger oder musste gewickelt werden, oder er war nur ein bisschen übellaunig und gereizt, weil sie ihn geweckt hatte. Die Kopfschmerzen hämmerten in ihrem Schädel, doch im Moment wollte sie ihnen nicht nachgeben. »Ich passe schon auf dich auf«, versprach sie dem Kind, ging zum Wickeltisch und ließ die Babydecke zu Boden fallen. Sie bettete den kleinen Körper auf die Unterlage und nestelte an den Verschlüssen seines Strampelanzugs. Und die ganze Zeit über brüllte James wie am Spieß.
    »Ich komme, ich komme ja schon, Momentchen noch, Jimmy«, rief eine unbekannte Stimme im Flur.
    »Gott sei Dank«, stöhnte Alex.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und eine zierliche Frau mit wilder roter Mähne und Großmutterbrille stürzte ins Zimmer. Sie warf Marla einen vernichtenden Blick zu, schob sie beinahe grob zur Seite und übernahm wortlos das Kommando. »Ich kümmere mich um ihn«, sagte sie mit der Autorität einer Frau, die sich ihrer Stellung bewusst ist.
    »Wer sind Sie?«
    »Fiona. Das Kindermädchen, MrsCahill. Erkennen Sie mich denn nicht?«
    Natürlich erkannte Marla sie nicht. Verlegen sah sie zu, wie die Frau ihren Sohn versorgte. Zu ihren flammend roten Locken war Fiona mit großen Zähnen, einem leichten Überbiss und einem blassen, sommersprossigen Teint gesegnet.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Marla. »Ich erinnere mich an sehr wenig.«
    »Ich weiß. Alle hier waren krank vor Sorge um Sie«, sagte das Kindermädchen mit leichtem britischem Akzent. »Aber keine Angst, Ihr Erinnerungsvermögen kommt wieder zurück. So war’s bei meinem Onkel auch. Er hatte einen Skiunfall, den er nur knapp überlebt hat, und als er schließlich zu sich kam, war er wieder ganz der Alte … na ja, abgesehen davon, dass er noch immer leicht hinkt.« Mit unglaublich flinken, geschickten Finger nahm sie dem Säugling die Windel ab, warf sie in den Eimer, zog eine frische aus einer Schublade und kleidete James in einer Wolke von Babypuder um. Sekunden später hatte sie ihn bereits an ihre Schulter gelegt. Schlimmer noch, er hatte tatsächlich aufgehört zu schreien. »Er ist ein kleiner Schreihals«, sagte Fiona, wiegte ihn und hielt ihn, als sei er ihr eigenes Kind. »Sollten Sie nicht lieber ein wenig ruhen?«
    »Marla!«, rief Eugenia aus, die in diesem Augenblick mit missbilligender Miene ins Zimmer kam. »Wieso liegst du nicht im Bett?« Sie fuhr zu Alex herum. »Du liebe Zeit, sie ist gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Fiona hat recht. Sie sollte ruhen.«
    »Marla wollte James sehen.«
    »Ja, natürlich, aber alles zu seiner Zeit.« Eugenia bedachte Marla mit einem besorgten Blick. »Mit dem Baby kannst du dich doch später noch beschäftigen. Kinder pflegen nicht einfach zu verschwinden, zumindest nicht während der ersten zwanzig Jahre«, schimpfte sie, und in ihrer nachsichtigen Stimme schwang stählerne Härte mit. Dann sah sie ihren Enkel an, und ein stolzes, glückseliges Lächeln glättete die Fältchen um ihren Mund ein wenig. »Er ist aber auch anbetungswürdig, nicht wahr?«
    »Noch vor ein paar Minuten war er das ganz und gar nicht«, konterte Alex und grinste. »Nur ein Spaß, Mutter. Hör mal, ich muss zurück ins Büro, aber in ein paar Stunden bin ich zurück. Pass so lange auf meine Frau auf, ja?«, bat er Eugenia, bevor er flüchtig Marlas Wange küsste und seiner Mutter zuzwinkerte. Dann war er auch schon zur Tür hinaus.
    »Alexander gönnt sich keine Pause, und dieser da« – Eugenia wies auf das Baby – »wird genauso wie sein Vater. Stimmt’s, kleiner Mann?«
    Fiona, die ihre Pflicht erfüllt hatte, legte das Kind zurück in die Wiege, und Marla hob die Decke vom Boden auf. Behutsam deckte sie James zu, der seinen Daumen suchte

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