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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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seine Lederjacke knarrte, als sie in den Schultern gedehnt wurde. Regentropfen rannen von seinem Kopf, am Hals hinunter, und verschwanden in seinem Kragen. Ihr Blick folgte dem Weg der Rinnsale.
    Marlas Gaumen war plötzlich staubtrocken.
    »Ich dachte, du hast ein Recht darauf, es zu erfahren«, fügte Nick hinzu.
    »Ich … Ja.« Sie riss sich zusammen. »Natürlich kann sie mich besuchen. Jederzeit.«
    »Sie will dir aus der Bibel vorlesen.«
    »Oh. Nun ja.« Sie räusperte sich und schenkte ihm ein klägliches Lächeln. »Vielleicht will Gott mir ja dadurch etwas sagen. Du weißt schon, dass ich fromm werden sollte oder so.«
    Er schnaubte abfällig. »Cherise und ihr Mann würden sich glücklich schätzen, dir auf die Sprünge helfen zu dürfen.«
    »Ich werde es mir merken.«
    Nick kramte in seiner Tasche, zückte eine Karte und kam auf Marla zu. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen. Er reichte ihr die Karte und sagte: »Du kannst Cherise selbst anrufen, dann brauchst du mich nicht als Vermittler.« Wieder kreuzten sich ihre Blicke, und sie wusste, wäre der Zeitpunkt günstig, wären die Umstände anders gewesen, hätte sie die Arme nach ihm ausgestreckt, ihn berührt, ihn stumm aufgefordert, sie zu küssen.
    Die Sekunden dehnten sich. Sie hörte das Summen des Verkehrs, das stetige Tropfen des Regens und das wilde Klopfen ihres eigenen Herzens.
    »Danke«, sagte Marla. Er wandte sich ab, doch sie konnte ihn jetzt nicht gehen lassen. Noch nicht. Sie sprang von der Schaukel und lief ihm nach, wobei sie den Pfützen ausweichen musste, die sich um die Spielgeräte herum gesammelt hatten. »Nick, warte. Ich möchte dir schon lange eine Frage stellen.«
    Sie sah, wie sich die Sehnen in seinem Nacken spannten, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte.
    »Ja?«
    »Du weißt doch, wie es vorher war … wie ich war.«
    »Vorher?«
    »Bevor ich geheiratet habe«, sagte sie. Über seinen Gesichtsmuskeln spannte sich die Haut.
    »Ich versuche, mich nicht zu erinnern.«
    »Aber … habe ich Tennis gespielt?« Die Kapuze glitt von ihrem Kopf.
    »Wie eine Weltmeisterin.«
    »Bin ich geritten?«
    »Ich glaube nicht.« Er verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein. Sie trat näher an ihn heran und hob den Kopf, um ihm tief in die Augen zu blicken.
    Jeder Muskel in ihrem Körper verkrampfte sich, doch sie zwang sich, die Frage zu stellen, die sie seit ihrem Gespräch mit Joanna quälte. »Was für eine Frau war ich?«
    »Das ist eine schwierige Frage.«
    »Sag’s mir«, forderte Marla ihn auf.
    Seine Lippen wurden schmal. »Du warst ein verzogenes Gör«, sagte er. »Deine Eltern haben dir alles gegeben, was du nur wolltest.«
    »Und was wollte ich?«, fragte sie und glaubte, Schritte auf dem Kies zu hören, doch sie achtete nicht darauf.
    Nicks Augen verdunkelten sich verführerisch. »Alles. Du hattest alles, Marla. Geld, Verstand, Schönheit, doch es war dir nie genug. Du wolltest alles … die ganze verdammte Welt.« Selbstironisch zog er einen Mundwinkel hoch. »Und du hättest auch beinahe alles bekommen.«
    »Wollte ich …«, setzte sie an, stockte und platzte dann heraus: »Wollte ich dich?«
    Nick schnaubte. »Nein.« Seine Augen wurden schmal, seine Gefühlsaufwallung war nicht zu übersehen. Plötzlich streckte er die Hände aus und packte sie an den Schultern. Sie spürte seine Finger wie Stahlklammern durch die Jacke. Er zog sie so dicht zu sich heran, dass sie seine Körperwärme spürte und einen Hauch von Aftershave roch. Seine Nasenflügel blähten sich wie in Abscheu. »Aber ich wollte dich«, fügte er hinzu, fast ohne die Lippen zu bewegen. In seinen Worten schwang Verachtung mit. »Mehr, als ein Mann bei klarem Verstand eine Frau je begehren sollte, mehr, als ich je in meinem verdammten Leben etwas begehrt habe. Wolltest du das hören? Bist du jetzt zufrieden?«
    »N-nein«, stammelte sie, verwirrt wie nie zuvor.
    »Dann ist ja alles beim Alten, Marla, denn zufrieden warst du nie.«
    Schritte knirschten von der Laube her. Nick ließ ihre Schultern los, als hätte er sich verbrannt.
    Lars bog um die Ecke. Er trug alte Jeans und ein Sweatshirt, in einer Hand hielt er eine Schaufel, in der anderen eine Harke. Sein Gesichtsausdruck war hart, sein Blick wanderte von Nick zu Marla, und sie fragte sich, wie viel von ihrem Wortwechsel er mitbekommen hatte, wie lange er sich schon im Garten aufhielt. Hatte er sie durch den aufsteigenden Nebel beobachtet, versteckt hinter Rhododendron und Fichten?
    »Drinnen

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