Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
Marla sich im Wohnzimmer umarmten.
Und im Garten hättest du sie beinahe geküsst.
Alex steuerte den Wagen in eine Parkgarage unter einem gigantischen Gebäude etwas abseits vom Embarcadero. Das Gebäude, das ganz aus Stahl, Beton und Glas bestand, grenzte an den Finanzdistrikt und beherbergte seit sieben Jahren die Büros von Cahill Limited – seit Alex entschieden hatte, das kleine Backsteinhaus, das seit fast einem Jahr der Firma gehörte, sei nicht mehr repräsentativ genug.
Nick vermutete, dass diese Entscheidung einer der fatalen Fehler war, die den Gewinn geschmälert und die Firma in die roten Zahlen gebracht hatten. Allein der Umzug hatte fast eine Million Dollar gekostet, und das war erst der Anfang gewesen. Die Miete verschlang astronomische Summen, die auch die vornehmste Adresse nicht rechtfertigte. Jedenfalls nach Nicks Meinung nicht.
Alex stellte den Wagen in einer schmalen reservierten Parkbucht in der Tiefgarage ab und führte Nick zu einem Lift, der sie in den zweiten Stock hinaufbrachte, zu den mit dem Firmenlogo gekennzeichneten Flügeltüren aus Glas.
Alex nahm sich die Zeit, Nick seiner Sekretärin vorzustellen und die hinterlegten Nachrichten durchzusehen, dann führte er seinen Bruder in eine geräumige Ecksuite mit einem großen Schreibtisch, einer Sitzgruppe aus Sofa, Tisch und zwei Sesseln und einer gutgefüllten Bar mit Kredenz, die eine Ecke des Raumes einnahm. Alex Cahills privater Bereich, dachte Nick. Hinter dem Schreibtisch bot eine Reihe von Fenstern einen Panoramablick über die Stadt.
»Es gibt schlechtere Arbeitsplätze«, bemerkte Alex und legte Mantel und Schal ab.
»Durchaus, weitaus schlechtere.«
»Ich weiß, was du jetzt denkst. Dass all das nur Augenwischerei ist, zu viel kostet und dass unsere Büros in einen Bezirk mit niedrigen Mieten an der Bucht ziehen sollten. Oder vielleicht gleich wieder in das alte Gebäude.« Alex hängte seinen Mantel in einen Garderobenschrank, der größer war als Nicks Kleiderschrank zu Hause. »Glaub mir, ich habe auch schon daran gedacht, aber die günstige Lage hier in der City, die Kontakte, die ich allein in diesem Gebäude geknüpft habe, das Prestige als Teil des Finanzdistrikts – all das hat seine Vorteile. Und ich bin nahe beim Haus, kann mich viel mehr als vorher um die Kinder kümmern. Gerade jetzt, da Marla sich erholen muss, ist es ein echtes Plus.« Er schloss die Schranktür, setzte sich hinter den Schreibtisch, schaltete automatisch den Computer ein und forderte Nick mit einer Handbewegung auf, in einem der Ledersessel Platz zu nehmen.
Während Alex die Börsenberichte durchsah, bemerkte Nick eine Ansammlung von Fotos auf der Kredenz. Bilder von Alex, der dem Gouverneur die Hand schüttelte, Alex vor einem Learjet stehend und in Golfkleidung mit einer Gruppe von Männern. Und dann war da noch das Familienporträt: Marla, Cissy und Alex, vor mehr als zehn Jahren vor einem weißen Hintergrund aufgenommen. Cissy war knapp dem Säuglingsalter entwachsen und saß in rüschigem Sonntagsstaat auf Marlas Schoß. Großäugig und unschuldig, mit Apfelbäckchen und hochgezogenen Augenbrauen, drückte ihr Gesichtchen unverhohlene Neugier aus. Ganz im Gegensatz zu ihrem Vater. Eine Hand auf Marlas Schulter gelegt, stand Alex im schwarzen Anzug hinter ihr, in besitzergreifender Haltung, mit stolzem, selbstgefälligem, gut einstudiertem Lächeln. Doch Nicks Blick wurde von der Frau in der Mitte des Bildes angezogen. Das volle, mahagonifarbene Haar tadellos frisiert, die Arme um ihre Tochter gelegt, mit lebhaften, funkelnden grünen Augen. Ihr Lächeln ließ die makellos weißen Zähne gerade nur erahnen – die perfekte Direktorengattin in schlichtem schwarzem Kleid. So schuf sie eine Illusion, die, wie Nick wusste, die wahre Frau tief in ihrem Inneren verbarg.
»Das wurde an Cissys erstem Geburtstag aufgenommen«, bemerkte Alex. »Vor zwölf Jahren.«
»Die glückliche Familie.«
»Meistens.«
»Du wirst ein neues aufnehmen lassen müssen.«
Alex zog kurz die Augenbrauen zusammen, als hätte er nicht recht verstanden. »Ach, wegen des Babys. Richtig, das sollte ich tun.« Er legte die Fingerspitzen unter dem Kinn aneinander, lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und runzelte die Stirn. »Über all meinen anderen Problemen habe ich wohl keinen Gedanken darauf verschwendet. Also, ich habe die Belegschaft darüber informiert, dass du freien Zugang zu allem hast, was du benötigst, und du kannst entweder in einem
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