Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
zu schmerzhaft, um es anders zu halten.“
„Ja. Da hast du wohl recht.“
Wir verfielen in Schweigen, bis Dorian jemandes Namen rief. Einen Moment darauf erschien ein kleiner, etwas mitgenommener Diener. „Bring uns etwas von dem Schokoladenkuchen, den Bertha gemacht hat. Zwei Stück.“ Der Mann eilte davon.
„Ich hab keinen Hunger.“
„Aber gleich.“
Der Kuchen kam. Es war einer ohne Mehl, sodass es eher Kuchenschokolade war als Schokoladenkuchen. Angerichtet mit ordentlich Himbeersoße. Ich ertappte mich dabei, ihn komplett aufzuessen.
„Besser?“, fragte Dorian.
„Ja.“
„Siehst du? Ich hab doch gesagt, das Essen.“
Ich stellte den Teller auf den Boden und versuchte, eine Idee in Worte zu fassen, die sich langsam in meinem Hinterkopf herausgebildet hatte. Eine Idee, die sich vielleicht nie an die Oberfläche gewagt hätte, wäre ich nicht heute Abend so wütend auf Aeson und Kiyo gewesen. Tatsächlich hatte mich gerade Aesons grotesker Vorschlag erst daran erinnert.
„Dorian?“
„Ja?“
„Als wir uns zum ersten Mal begegnet sin d … da hast du gesagt, du würdest Jasmine mit mir zusammen befreien, wenn ich vorher mit dir schlafen würde. Gilt dieses Angebot noch?“
Nun hatte ich ihn doch mal überrascht. Es machte mich richtig ein bisschen stolz.
„Nein so was“, sagte er leise. „Das kommt unerwartet. Dann erreichen Verzweiflung und Zorn also, was meinem gesamten Charme nicht gelingen wollte, hmm?“
Blut schoss mir in die Wangen. „Ähm, nei n … es ist ja nicht s o … “
„Nein“, sagte er abrupt. „Das Angebot steht nicht mehr.“
„Aber ich dacht e … “
„Ich habe gesehen, wie du dich mit Aeson und dem Kitsune gestritten hast. Ich will nicht, dass du aus törichten Rachegedanken gegen die beiden in mein Bett kommst.“
Er hatte in gewisser Weise recht, wurde mir klar. Dies war meine Möglichkeit, es den beiden heimzuzahlen. Aeson dafür, dass er so mit Jasmine geprotzt hatte. Kiyo dafür, dass er mir das Herz gebrochen hatte.
„Bitte“, sagte ich. „Ich mach’s. Ic h – ich hab nichts dagegen. Und außerde m … ich muss Jasmine da rausholen. Ich halte es nicht mehr aus, dass sie bei ihm ist.“
Dorian war eine ganze Weile still. Schließlich sagte er: „Na schön.“
Ich riss den Kopf zu ihm herum. „Im Ernst?“
„Gewiss. Wir gehen in mein Schlafgemach und schauen mal, wie du dich so machst.“
„Schauen mal, wie ich mic h … ? Was soll das denn heißen?“ Hing die Abmachung davon ab, wie gut ich im Bett war?
Er lächelte. „Ich werde Nia kommen lassen; sie kann dich zurückbringen. Ich muss mich noch ein bisschen unter die Leute mischen und bin dann bald bei dir.“
Wie durch Magie erschien Nia und tat genau, was er gesagt hatte. Kaum allein in seinem riesigen Raum, ging ich unruhig auf und ab und machte mich mit dem Gedanken vertraut, Sex mit einem hundertprozentigen Feinen zu haben. Es würde ganz leicht sein. Keine große Sache. Ich musste einfach nur daliegen. Feine steckten einen nicht mit Krankheiten an wie Menschen. Schwanger konnte ich nicht werden. Eine Nacht, und dann bekam ich endlich meine Rache an diesem Dreckskerl Aeson. Das würde ihm das süffisante Grinsen aus dem Gesicht fegen. Und ja, Dorian hatte recht: Damit würde ich mich auch an Kiyo rächen. Wer konnte es schon sagen? Wenn ich mit Dorian schlief, füllte das ja vielleicht dieses schreckliche, schmerzende Loch in meinem Inneren, das Kiyos Verrat hinterlassen hatte.
„Bewunderst du die Aussicht?“, fragte Dorian, als er schließlich kam. Ich stand bei dem großen Aussichtsfenster und starrte mein Spiegelbild auf der dunklen Scheibe an.
„Ich bin noch nie bei Tageslicht hier gewesen. Ich weiß gar nicht, wie es da draußen aussieht.“
„Wunderschön. Morgen früh wirst du es sehen.“
Davon war wohl auszugehen. Er nahm seine schwere Robe ab, goss sich ein Glas Wein ein und machte es sich auf dem Kissenberg auf seinem Bett gemütlich. Es schien weniger eine Überleitung zu Sex zu sein als vielmehr ein Ausdruck von Erschöpfung. Er sah sehr normal aus. Sehr menschlich.
„Du siehst müde aus.“ Ich lehnte mich gegen den Bettpfosten, sah ihn an.
Er atmete schwer aus. „Es ist harte Arbeit, seine Bewunderer bei Laune zu halte n – was du zweifelsohne bestätigen kannst. Wie hat dir dein erstes Fest als Frau von königlichem Blut gefallen? Erzähl mir, wer dich angesprochen hat. Dein Abend muss weit anstrengender gewesen sein als meiner.“
Vorsichtig
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