Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
sich fast Nachbilder in die Augen.
Ich trottete die kalte Straße hinunter und genoss trotz alledem den Anblick des Schlosses.
Im Gegensatz zu Aesons und Dorians Schlössern sah es überhaupt nicht klobig oder nach Trutzburg aus. Es wa r … na ja, schön eben. Elegante, fließende Spitztürme wuchsen empor, deren silbrig-weiße Oberfläche schimmerte und funkelte. Das gesamte Bauwerk war in sich gewölbt und geschwunge n – fast wie eine Calla-Lilie. Ich fragte mich, ob das auf den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Regenten zurückzuführen war. Vielleicht besaß Maiwenn auch bloß den besseren Geschmack.
Die Wachsoldaten waren regelrecht beunruhigt, als ich ihnen sagte, wer ich war. Sie versuchten, mich zu überreden, dass ich drinnen wartete, bis Maiwenn mich empfangen würde, aber ich weigerte mich, auch nur einen Schritt über die Schwelle zu setzen, solange sie nicht für mich um Gastfreundschaft ersucht hatten. Das dauerte eine Weil e – währenddessen sich die Anzahl der Wachsoldaten um mich herum verdoppelt e – , aber schließlich ließ Maiwenn mir ausrichten, dass ich sie sprechen könnte und mich unter dem Schutz ihres Hauses befände.
Eine Hofdame führte mich zu ihr, und ihre Körpersprache drückte ebenso wie ihr Tonfall aus, dass es mir gar nicht zustand, ihre Königin zu stören. Sie geleitete mich durch gewundene Gänge und brachte mich schließlich in ein behagliches, hell erleuchtetes Wohnzimmer. Maiwenn ruhte in einem bequemen Plüschsessel, mit einem Berg Kissen im Rücken. Ein schwerer Morgenmantel aus Satin umhüllte sie, und jemand hatte ihr eine Decke über den Schoß gelegt. Selbst mit blasser Haut und wirren Haaren sah sie noch toll aus.
Sie lächelte mich an und bedeutete der Dienerin zu gehen. „Lady Markham, was für eine angenehme Überraschung. Bitte setzt Euch.“
Beklommen setzte ich mich in einen zierlichen rosa Plüschsessel. „Nennt mich Eugenie.“
Sie nickte, und wir saßen beide verlegen da. Ich sah sie an und konnte nur daran denken, dass sie Kiyos Kind im Bauch hatte. Es würde ein lebenslanges Band zwischen ihnen knüpfen, an dem ich nie Anteil haben würde. Nicht dass ich das überhaupt wollte, verstand sich. Kiyo hatte in meinem Leben nichts mehr zu suchen.
Maiwenn wusste besser als ich, was sich gehörte. „Ich freue mich, Euch empfangen zu dürfen, aber ich hege die Vermutung, dass es sich nicht um einen privaten Besuch handelt.“
„Nei n … Bitte verzeiht. Ich wollte mit Euch übe r … “ Ich zögerte. Auf einmal kam ich mir albern vor. Wie war ich bloß auf die Idee gekommen, hier einfach hereinzumarschieren und sie geradeheraus zu fragen, ob sie meinen Tod in Auftrag gegeben hatte? Aber für einen Rückzieher war es jetzt zu spät. Also legte ich mal lieber los. „Ich bin in letzter Zeit mehrmals auf unschöne Weise attackiert worden. Die Angriffe zielten auf meinen Tod ab. Und ich habe mich gefrag t … ob Ihr vielleicht irgendetwas davon wiss t … “
Ihre türkisfarbenen Augen betrachteten mich wissend. „Oder, genauer gesagt, ob ich irgendetwas damit zu tun habe.“
Ich senkte den Blick. „Ja.“
„Es ist kein Wunder, dass Dorian Euch so schätzt. Eure Unverblümtheit muss ihn überaus amüsieren.“ Sie seufzte und legte den Kopf gegen die Lehne zurück. „Ob Ihr es glaubt oder nicht, die Antwort lautet: Nein. Ich habe weder irgendwelche Anschläge auf Euer Leben befohlen, noch weiß ich etwas davon. Was ist geschehen?“
Da es selbst dann nicht schaden konnte, wenn sie darin involviert war, erzählte ich ihr das mit dem Fachan und den Nixen. Ihrem Gesicht war nicht viel anzumerken, sie riss nur ab und zu überrascht die Augen auf. Als ich fertig war, kam eine Reaktion, mit der ich nicht gerechnet hatte.
„Warum lebt Ihr überhaupt in einer Wüste? Noch dazu freiwillig?“
Jetzt machte ich selbst große Augen. „Weil es mein Zuhause ist. Und so schlecht ist es da gar nicht.“
Sie zuckte die Achseln. „Wenn Ihr meint. Jedenfalls hat Dorian recht mit seiner Einschätzung, dass man diese Kreaturen erst hat zu Euch bringen müssen. Dazu brauchte es jemanden mit Macht und Motivation.“
„Und wisst Ihr, wen?“
„Nein. Wie ich schon sagte, Ihr habt keinen Anlass, mir zu glauben, aber ich hatte nichts damit zu tun.“
Das stimmte. Es gab für mich keinen Grund, ihr zu glauben. Höchstens eine n … dass Kiyo ihr vertraute. Ich war zwar stinksauer, dass er mir nicht alles gesagt hatte, aber seine
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