Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
ein Ringen zweier Seiten. Die eine musste gewonnen haben, denn er holte tief Luft, und dieses animalische Bedürfnis verschwand aus ih m – ein bisschen.
„Ich muss gehen“, sagte er. „Ich muss in zwei Stunden zur Arbeit.“
„Okay.“
Wir starrten einander lange an. Ich zog ein Laken hoch, deckte mich teilweise damit zu. Ein Grinsen erhellte seine Züge.
„Danke. Das ist hilfreich.“ Er stand auf und ging zur Tür. „Hey, hättest du etwas dagegen, dich einmal mit Maiwenn zu treffen? Sie möchte dich gern kennenlernen und sehen, wie du so bist.“
„Du scheinst ja sehr dicke mit ihr zu sein.“ Die Worte kamen schärfer heraus, als ich gewollt hatte, aber er schien sich nicht daran zu stören.
„Sie ist eine gute Freundin. Und mir gefällt ihre Einstellung. Sie möchte, dass unsere beiden Welten intakt bleiben. Genau wie ich. Sie könnte auch für dich eine gute Freundin sein.“
„Ist sie stark genug, um hier herüberzukommen?“ Er nickte. „Wenn sie das tun will, treffe ich mich mit ihr. Von Ausflügen in die Anderswelt habe ich fürs Erste genug.“
„Ich sag’s ihr.“
Er machte ein paar Schritte auf den Flur hinaus, und diesmal rief ich ihm hinterher. „He y … Kiyo.“
„Ja?“
„Diese ganzen Leute un d … Dinge sind hinter mir her, weil sie denken, dass ich so etwas wie Rosemaries Baby bekomme oder s o … jetzt mal im Ernst, denkst du, da ist wirklich was dran? Glaubst du wirklich, diese Prophezeiung könnte sich erfüllen? Rolan d – mein Stiefvate r –, er meint, Prophezeiungen sind Dutzendware in der Anderswelt.“
„Das stimmt“, sagte Kiyo langsam, eine kleine Falte erschien zwischen seinen Augen, während er nachdachte. „Und die meisten erfüllen sich nicht. Aber viele schon, viel mehr, als man denken würde, wenn man hier aufgewachsen ist. Die Sache bei Prophezeiungen is t … na ja, manche Leute lesen die falschen Dinge in sie hinein. Oder sorgen gerade durch den Versuch, ihnen zu entgehen, dafür, dass sie wahr werden.“
Mich überlief es eiskalt. Ich hatte eigentlich nur hören wollen, dass Prophezeiungen totaler Quatsch waren. „Du meinst, wie bei Ödipus? Als sein Vater versucht hat, ihn loszuwerden, um diese Prophezeiung auszuhebeln?“
„Ja, genau. Dadurch hat er nur dafür gesorgt, dass sie sich erfüllte.“ Er lächelte, als er meinen düsteren Blick sah. „Hey, mach dir keine Sorgen deswegen. Ich sagte doch, dass die meisten nicht wahr werden. Und außerdem willst du ja gerade keine Kinder, also gibt es keinen Grund zur Sorge. Konzentriere dich auf die Gegenwart.“
Ich erwiderte sein Lächeln halbherzig und hoffte, dass er recht hatte. „Danke.“
Er sah mich ein paar Sekunden lang an, dann verließ er das Zimmer, nur um einen Moment später mit meinem angesengten Spiegel zurückzukommen. Er legte ihn auf die Kommode und betrachtete ihn mit Missfallen. „Tut mir leid, dass ich nicht früher hier gewesen bin.“
„Hey“, sagte ich mit gespielter Tapferkeit, „ich hab dir doch gesagt, dass ich selbst auf mich aufpassen kann.“
Die dunklen Augen blitzten. „Ich weiß. Du bist eine gefährliche Frau.“
Ich war mir nicht ganz sicher, ob er sich damit auf meine kämpferischen Qualitäten bezog oder auf etwas anderes.
Als er weg war, legte ich mich mit einem Seufzen ins Bett und überlegte, ob ich vielleicht gleich für eine Woche drinbleiben sollte. Das wurde ja alles nur immer schräger.
Auf einmal spürte ich, wie sich im Raum ein leichter Druck aufbaute. Ich setzte mich auf. Aus einer dunklen Ecke sahen mich rote Augen an.
„Volusian? Ich habe dich nicht gerufen.“
„Ihr gabt uns Erlaubnis, zu kommen, wenn wir Informationen erlangt haben.“
„Ja. Klar. Ich konnte mir bloß nicht vorstellen, dass einer von euch zugehört hat. Was ist los?“
„Ich komme, um Euch zu sagen, dass das Interesse an Euch angestiegen ist in der Anderswelt.“
Ich starrte ihn einen Moment lang dumm an, dann zeigte ich zu dem blutverschmierten Athame, das ich gegen den Grauen eingesetzt hatte. „Ach, echt?“
Er schüttelte den Kopf. „Da geht es nicht nur um ein paar vereinzelte Angriffe. Bisher war man nur aufgrund Eures Erbes an Euch interessiert. Nun, nachdem man Euch gesehen ha t … ist manch einer entbrannt. Sie finden Euc h … attraktiv.“ Diese Vorstellung verblüffte ihn sichtlich.
„Na toll. Jetzt bin ich fruchtbar und sexy. Und was heißt das genau? Muss ich mich jetzt auf tägliche Angriffe einstellen?“
„Eher au f …
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