Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
„Du ziehst so etwas zum Schlafen an?“
Ich sah an mir hinunter und wurde rot. Ich hatte diese Nachtwäsche genau einmal getrage n – als Dean und ich einen Wochenendtrip nach Mexiko gemacht hatten. Das Oberteil war zartgrün und am oberen und unteren Rand kunstvoll mit grünen Blättern und winzigen rosa Blüten bestickt. Der Rock, der den halben Schenkel bedeckte, bestand nur aus Chiffon. Notiz an mich selbst: Nie wieder Kiyo meine Kleidung aussuchen lassen, auch nicht, wenn ich ohnmächtig war.
Tim wählte genau diesen Moment, um hereinzukommen. Er hatte bestimmt den Lärm gehört. „Eug, wa s … “
Ihm klappte die Kinnlade herunte r – und nicht nur wegen mir. Ich sah mich um: ich in meinem Hemdchen, Kiyo mit nackter Brust, Dorian in seiner extravaganten Robe und Tim in seinem Indianerkostüm.
„Himmel“, sagte ich und stand auf. „Wir sehen aus wie die Village People.“
Ich zog mir den Frotteebademantel über und fragte mich, warum ich in der letzten Zeit eigentlich ständig halb nackt war. Tim stand immer noch da und glotzte. Er hatte den schockierten Gesichtsausdruck von jemandem, der gerade hereingeplatzt war, während seine Eltern Sex hatten.
„Alles ist gut“, sagte ich. Er bewegte sich immer noch nicht, und ich winkte mit einer Hand vor seinem Gesicht. „Hey, aufwachen. Ob du wohl in der Lage bist, Frühstück zu machen?“
Er blinzelte. „Es ist drei Uhr nachmittags.“
Ich sah ihn bettelnd an. Das war ihm anscheinend so vertraut, dass er mit einem Ruck wieder wie immer war. Diesem Blick hatte er sich noch nie widersetzen können. Aber vielleicht fand er auch nur, dass er mir Essenmachen schuldig war, wenn ich ihn umsonst hier wohnen ließ.
„Was möchtest du denn?“
„Eier und Toast.“
„Gesunden oder ungesunden Toast?“
Ich überlegte. „Gesunden.“
„Essen deine, ähm, Freunde auch mit?“
Ich sah die anderen beiden Männer an.
„Sehr gern“, sagte Dorian und deutete eine Verbeugung an. „Vielen Dank.“
„Bin schon am Verhungern“, sagte Kiyo. Er behielt Dorian nach wie vor im Blick.
„Danke, Tim, du bist ein Schatz.“ Ich schob ihn praktisch aus der Tür.
„Ein reizender Mensch“, bemerkte Dorian höflich. Er sah sich um. „Und ein reizendes Zimmer.“ Von dem zerbrochenen Tisch abgesehen enthielt der Raum einen Haufen Schmutzwäsche, den Korbsessel, eine Munitionskiste, eine Kommode und einen kleinen Schreibtisch mit meinem Laptop und einem halbfertigen Puzzle des Eiffelturms. Viel Platz war nicht hier drin, es stand alles ziemlich gequetscht. Verglichen mit der Opulenz seines Schlafgemachs wirkte es billig.
Kiyo stand auch auf. Er trug nur seine Jeans. „Kannst du mir noch mal kurz sagen, was hier läuft?“
„Hab ich doch schon.“ Ich ging zur Kommode und holte eine Jeans und ein T-Shirt heraus, auf dem Heul doch stand. „Meine nächste Lektion.“
„Sie kann heute nicht“, sagte Kiyo zu Dorian. „Sie hatte gestern Nacht einen Kampf.“
„Wenn ich mich nicht irre, hat sie jede Nacht einen Kampf.“
„Diesmal war es übel. Sie ist verletzt worden. Habt Ihr die Stiche nicht gesehen?“
„Meine demütigen Augen hatten Besseres zu tun, als sich mit ihren Stichen zu beschäftigen.“
„Jungens, hallo?“, sagte ich scharf. „Ich bin auch noch hier. Hört auf, über mich in der dritten Person zu sprechen.“
Kiyo kam und berührte mich am Arm. „Eugenie, das ist verrückt. Du gehörst wieder ins Bett.“
„Die heutige Lektion erfordert keine körperlichen Anstrengungen“, sagte Dorian steif.
„Siehst du?“, sagte ich. „Ich muss mich an unsere Abmachung halten.“
Kiyo sah finster zwischen Dorian und mir hin und her. „Eure ‚Abmachung‘ scheint nicht viel zu nützen. Ich dachte, sie sollte dir diese Möchtegern-Vergewaltiger vom Leibe halten.“
Ich wandte mich ab, öffnete den Bademantel und schlüpfte in meine Jeans. „Der Fachan hat nicht versucht, mich zu vergewaltigen. Er wollte mich töten.“
„Bist du sicher?“
„Er hat versucht, mich durch eine Windschutzscheibe zu werfen. Das ist nicht sehr romantisch.“
„Ein Fachan?“, fragte Dorian.
Ich zog den Bademantel aus und streifte mir das T-Shirt über, dann drehte ich mich wieder zu den beiden um. Ich erzählte Dorian die Kurzfassung.
Er stieß sich vom Schreibtisch ab, gegen den er sich gelehnt hatte, und trat ans Fenster, verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
„Ein Fachan“, überlegte er. „Hier. Merkwürdig.“
„Eigentlich nicht.
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