Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
nicht hier draußen im Dunklen stehen und mich mit dir streiten, Eugenie. Ich kann dich nur darum bitten, auf dich aufzupassen – wenn schon nicht mir zuliebe, dann denke wenigstens an deine Mutter. Ansonsten mach, was du willst.«
»Roland …«
Aber er ging schon in die Nacht hinaus, und während ich zusah, wie der Mann, den ich immer als meinen Vater betrachtet hatte, verschwand, fragte ich mich unbehaglich, wessen Tochter ich nun eigentlich war.
Kapitel 20
Tim tauchte am nächsten Morgen nach irgendeiner Bettgeschichte wieder auf, und ich beschloss, nicht zu erwähnen, dass unsere Schutzzauber gebrochen worden waren. Er stand meinen paranormalen Aktivitäten ziemlich gutmütig gegenüber, aber das lag vor allem daran, dass sie mich normalerweise nicht zu Hause heimsuchten. Also rief ich die Hexe an, von der die Schutzzauber stammten, und bat sie, diese wieder zu erneuern, wobei ich eine Zeit mit ihr abmachte, zu der Tim normalerweise nicht zu Hause war.
Anschließend fuhr ich zu dem ersten Schamanenauftrag seit einer ganzen Weile und knöpfte mir eine Nixe vor, die sich im Swimmingpool einer bedauernswerten Familie häuslich eingerichtet hatte. Die Leichtigkeit, mit der ich sie erledigte, war ein bisschen beunruhigend. Vor einiger Zeit hatten Dorian und ich eine Truppe Nixen abgewehrt, die von Jasmine geschickt worden waren. Dorian hatte den Kampf entschieden, und damals waren sie mir unglaublich stark vorgekommen. Jetzt, wo ich meine Magie immer instinktiver nutzte, war der Kampf gegen ein solches Wasserwesen lachhaft einfach. Zugegeben, ich verbannte sie immer noch auf die alte Weise, weil ich nicht unnötig auf Magie zurückgreifen wollte. Was ihre Benutzung anging, war ich anderer Meinung als Roland – wobei mich der Streit zwischen uns immer noch schmerzte –, aber der Gedanke, mit welcher Leichtigkeit ich den Wasserelementar bekämpft hatte, war berauschend. Hätte ich nur wie Jasmine Wasserwesen herbeirufen können, mein Leben wäre noch um einiges einfacher gewesen.
Apropos Jasmine: Später am Abend beorderte ich Volusian von ihr zurück. Ich wollte in Kürze ins Dornenland und war zuversichtlich, dass sie sich in der kurzen Zeit nicht würde schwängern lassen. Oder ich hoffte es jedenfalls.
Volusian erschien in der dunkelsten Ecke meines Zimmers und jagte einer Katze, die auf meinem Bett geschlafen hatte, einen Mordsschreck ein. »Meine Herrin hat mich gerufen«, sagte er mit seiner monotonen Stimme.
»Ich habe eine Aufgabe für dich.«
»Gewiss.«
»Ich möchte, dass du nach Yellow River gehst und das Haus eines dortigen Schamanen überprüfst. Lass nach Möglichkeit nicht zu, dass er dich sieht … oder spürt.« Mein Eindruck von Art war, dass er Geschöpfe der Anderswelt zwar bekämpfen konnte, aber nicht so sensitiv veranlagt war wie ich.
»Und was genau möchte meine Herrin dort erledigt wissen?«
»Sieh dich um. Sag mir, ob irgendetwas Verdächtiges vor sich geht –, vor allem in Bezug auf eventuelle Feinenmädchen. Verstanden?«
Volusians Blick war vernichtend. »Was sollte daran unverständlich sein? Verwechselt mich nicht mit den Lakaien, die Euch sonst zu Diensten sind.«
Sobald er die Anschrift hatte, verschwand er auf seine typische Art, und ich seufzte. Vielleicht lohnte es sich, mir noch einen Anwärter für die Unterwelt als Hilfsgeist zuzulegen. Jemanden zu versklaven stellte kein großes Problem dar, erst recht nicht, wenn ich mir einen schnappte, der nicht allzu stark war. Sonderlich viel Respekt hatte ich vor Volusian zwar nicht gerade, aber in einer Hinsicht hatte er recht: Er war so mächtig, dass ich ihn besser zum Schutz und bei Kämpfen einsetzte. Die Botendienste, die ich ihm in letzter Zeit aufgetragen hatte, konnte auch ein weniger starker Geist übernehmen.
Na ja, ein andermal. Fürs Erste hieß es: zurück ins Dornenland. Ich hatte vor, die Nacht dort zu verbringen, damit wir uns möglichst früh auf unsere Dämonenjagd machen konnten. Kiyo wollte bei Sonnenaufgang kommen, und ich wollte keinen einzigen Moment verpassen, den ich mit ihm zusammen sein konnte.
Als ich bei meinem Schloss ankam, stellte ich einigermaßen verblüfft fest, dass dort gerade eine Party am Laufen war. Na ja, keine richtige Party, aber Shaya, Rurik und ein paar andere Führungskräfte hatten es sich in einem der Salons gemütlich gemacht, tranken Wein und lachten. Girard, der noch nicht abgereist war, hatte sich ihnen angeschlossen. Niemand schien noch mit mir gerechnet zu
Weitere Kostenlose Bücher