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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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ständige Gegenwart sorgte dafür, dass ich mir langsam wie ein kleines Mädchen vorkam. In diesem Fall wie ein nuttiges kleines Mädchen.
    Die bizarre Geografie der Anderswelt sorgte dafür, dass wir schon wieder durch ein Dorf ritten. Ich hielt den Besuch kurz, gerade so lang, dass ich schauen konnte, wie es den Leuten dort ging. Ihre Lage ließ sich mit der von Westoria vergleichen, nur dass sie eine Frau hatten, die sehr talentiert darin war, Wasserquellen zu finden. Sie besaß zwar nicht meine Macht, aber ihre Art, Magie zu weben, war kunstvoller als meine. Nachdem ich ihr zugesehen hatte, ahmte ich sie nach und schaffte es, eine Stelle zu finden, die förmlich danach schrie, dort einen Brunnen anzulegen. Der Rock hielt mich davon ab, mitzugehen und ihnen beim Graben zu helfen, aber das spielte keine Rolle. Ich wurde wieder einmal als Retterin verabschiedet.
    Wir brauchten weniger Zeit bis zu Dorian als neulich zu Maiwenn. Auch führte unser Weg heute hauptsächlich durch mein eigenes Land, ohne dass wir uns in einem der anderen Königreiche erholen konnten. Die Sonne brannte auf uns herab, und ich schwitzte die violette Seide meines Kleids durch. Ich hätte alles für einen Windhauch gegeben, alles, um diese stehende Luft in Bewegung zu bringen. Zu Hause in Tucson war es oft windig; ich hatte keine Ahnung, warum das auch nicht für seine Entsprechung in der Anderswelt galt.
    Mein Vater war in der Lage gewesen, alles zu beherrschen, was mit Unwettern zusammenhing: Wasser, Luft, geladene Teilchen, Temperatur und so weiter. Ich konnte bis jetzt nur Wasser beeinflussen, aber ab und zu konnte ich die Luft spüren – mit denselben Sinnen, mit denen ich auch nach dem Wasser ausgriff und es kontrollierte. Auch jetzt hatte ich diese Empfindung: Ich konnte die Luft spüren. Für mich summte sie. Rief nach mir. Aber wenn ich den Ruf erwiderte, tat sich nichts. Immer wieder versuchte ich es, wandte dieselbe Technik an wie beim Wasser, drängte sie, sich zu bewegen und mich zu kühlen. Nichts. Schließlich kam Dorians Schloss in Sicht, und ich gab auf. Es bestand wie meines aus Felsgestein und schaffte es irgendwie, gleichzeitig einschüchternd und elegant auszusehen.
    Wo man mir einmal mit Feindseligkeit und Misstrauen begegnet war, hieß man mich nun mit Respekt und einer ordentlichen Portion Unterwürfigkeit willkommen. Und durchaus auch mit einer gewissen Vorsicht. Meine Wachen wurden fortgeführt, und Dorians Dienerschaft stürzte sich auf mich und bot mir alle möglichen Erfrischungen an. Ich lehnte dankend ab. Ich wollte einfach nur diese Verhandlungen hinter mich bringen.
    Ein Diener führte mich in ein prunkvolles Gemach und kündigte mich an, mit Titel und allem Drum und Dran. Dorian war leger mit einem langärmeligen cremefarbenen Hemd bekleidet und sah auf ein Schachbrett hinab. Ihm gegenüber saß ein alter Mann mit einem Bart, der bis zum Boden reichte. Als Dorian meinen Namen hörte, blickte er mit seinen grün-gelben Augen auf, und auf seinem Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. Also ehrlich jetzt. Der Mann sah manchmal einfach viel zu gut aus und war sich dessen auch noch bewusst. Einen Moment später sah er seinen Schachpartner missbilligend an.
    »Bei allen Göttern, Kasper. Hast du denn keine Manieren? Die Dornenkönigin ist hier. Zeige etwas Respekt, bevor ich dich auspeitschen lasse.«
    Ich wollte protestieren, aber der Alte stand auf. Die gebeugte Haltung, die er auf dem Stuhl eingenommen hatte, schien altersbedingt zu sein, denn es dauerte eine Ewigkeit, bis er stand. Er bekam etwas hin, das als Verbeugung durchging – der Unterschied zu seiner normalen Haltung war ehrlich gesagt kaum zu sehen –, und bedachte mich mit einem gemessenen »Eure Majestät«.
    Und während sein Rücken dem Spielbrett zugewandt war, streckte Dorian die Hand aus und stellte einige Figuren um.
    Ich öffnete den Mund, weniger, weil ich protestieren wollte, als vielmehr vor Fassungslosigkeit. Dorian hob einen Zeigefinger an die Lippen. Ich schluckte meine Bemerkung hinunter und lächelte Kasper an. »Vielen Dank. Bitte setz dich doch wieder.«
    »Und Ihr ebenfalls, meine Liebe«, sagte Dorian. »Setzt Euch zu uns.«
    Der Diener, der mich hereingeführt hatte, zog hastig einen samtgepolsterten Stuhl zum Schachtisch hinüber. Ich dankte ihm, setzte mich und schlug aus Gewohnheit die Beine übereinander. Als ich sah, wie der halbe Rock aufklaffte und fast mein gesamtes Bein freilegte, stellte ich die Füße

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