Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
trotzdem die Grundlagen vermitteln zu können. Aber was, wenn mir jemand anders etwas beibrachte? Jemand, der mehr mit meinen eigenen Kräften übereinstimmte – und der nicht ständig versuchte, mich ins Bett zu kriegen?
Nein. Sofort rastete die Selbstbeschränkung ein. Magie war gefährlich. Sie brachte einen dazu, ständig mehr zu wollen, und je mehr ich von ihr Gebrauch machte, desto mehr umarmte ich meine andersweltliche Seite, desto mehr verlor ich meine Menschlichkeit. Kiyo hatte mir immer wieder davon abgeraten, und was Roland dazu sagen würde – daran wollte ich nicht einmal denken.
Und doch –
Ich sah wieder zu Dorian. »Hast du wirklich schon jemanden dafür im Sinn?«
Er nickte. »Sie reicht nicht ganz an dich heran, was deine Kräfte betrifft – das tut niemand, ehrlich gesagt –, aber sie kommt nahe ran und ist eine hervorragende Lehrerin.«
Sie . Das klang schon mal gut. Kein Kerl, der mir ein Kind machen wollte.
Mein Zögern kam ihm gerade recht. »Eugenie, warum sich dagegen wehren? Man sieht dir doch an, dass du mehr lernen möchtest, und wenn du noch so herablassend betonst, dass du dir die Finger nicht mit den Angelegenheiten der Glanzvollen schmutzig machen möchtest. Hör auf, dich zu zieren, und nimm es einfach als Geschenk.«
»Und was muss ich im Gegenzug für dieses Geschenk machen?«
»Gar nichts, nur lernen. Wenn du meine Lehrerin mit ins Dornenland nimmst, dann möchte ich nur dein Versprechen, dass du ihr eine faire Chance gibst.«
»Das ist alles?«
»Ja. Meine sonstigen Motive in dieser Sache kennst du bereits, da gibt es also keine verborgene Falle. Alles Weitere bleibt dir überlassen.«
Das stimmte. Er war ganz offen, was seine größeren Pläne und seinen Größenwahn betraf. »Na schön …« Kiyo würde ausrasten. »Ich gebe ihr eine Chance.«
»Versprochen?«
»Versprochen.«
Irgendwie hatte ich jedes Mal, wenn ich Dorian eine Zusage gab, das Gefühl, gerade meine Seele verkauft zu haben.
»Sehr schön«, sagte er. »Dann machen wir ja doch noch eine allmächtige Königin aus dir.« Er streckte eine Hand aus und zog den Stoff meines Rocks glatt, wo sich nahe beim Schlitz einige Falten gebildet hatten. Tatsächlich bedeckte er mit dieser Bewegung sogar mehr von meinem Schenkel als vorher, allerdings strich er dabei auch mit den Fingern über meine Haut. Für einen kurzen, gefährlichen Moment wünschte ich mir fast, er würde seine Finger unter den Rock schieben. Stattdessen ließ er einfach seine Hand auf meinem Schenkel liegen.
»Dorian«, sagte ich warnend.
»Hmm?«
Ich sah demonstrativ nach unten.
Er folgte meinem Blick. »Oh, nun schau sich das einer an. Es kam mir so natürlich vor, dass ich es kaum bemerkt habe«, sagte er gut gelaunt und nahm die schuldige Hand weg. Ich war beinahe … enttäuscht. »Dann werde ich mal deine neue Lehrerin holen gehen – da ich davon ausgehe, dass du dich nicht dazu überreden lassen wirst, zum Abendessen zu bleiben.«
»Korrekt. Du verfügst wirklich über den mit Abstand funkelndsten Verstand«, sagte ich spöttisch.
Er stand auf und grinste mich kurz an. »Und auch über das beste Aussehen?«
»Nun hol sie schon!«
Er verließ das Zimmer, und ich sah zu, wie sich sein langer, schmaler Körper bewegte und wie das Sonnenlicht, das durch ein Fenster hereinschien, seine Haare in allen möglichen Rot-, Orange- und Goldtönen aufleuchten ließ. Dorian bedeutete Ärger. Und ja, ich hegte den Verdacht, dass ich gerade einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte.
Was sich verstärkte, als ich sah, um wen es sich bei der Lehrerin handelte.
»Sie?« , rief ich.
Ich schoss von meinem Sessel hoch. Dorian hatte gerade den Raum betreten, und neben ihm stand Ysabel – dieser nuttige Eugenie-Klon von der Party. Ihre blauen Augen weiteten sich, als sie mich sah. Anscheinend war ich nicht die Einzige hier, die es nicht fassen konnte.
»Was soll das?«, fragte sie. »Ihr habt gesagt, ich solle jemandem etwas beibringen.«
»Ja, genau.« Dorian war die Ruhe in Person. »Geh deine Sachen packen und begleite die Dornenkönigin auf ihr Schloss. Du wirst ihr beibringen, das Beste aus ihrer Gabe zu machen.«
»Nein«, sagte sie frostig. »Werde ich nicht.«
Sein freundliches Gebaren verschwand. »Doch, wirst du. Es handelt sich nicht um eine Bitte. Du bist meine Untertanin, ergo gehorchst du meinen Befehlen. Und ich befehle dir, sie zu begleiten. Oder möchtest du dich mir offen widersetzen?«
Mir wurde ganz anders. Ich
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