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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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gestern bis zur Erschöpfung durchgeritten hatte. Obwohl der kleine Abstecher zu dem Kreuzweg kurz vor der Abfahrt auch nicht viel Neues gebracht hatte, sah ich unseren Kurztrip dennoch als durchschlagenden Erfolg an.
    »Nett, dass du auch mal wieder hier bist«, sagte Tim, als ich aus der Dusche kam. Wie üblich war er in der Küche beschäftigt und rollte gerade Teig aus.
    »Was wird das?«, fragte ich.
    »Zimtschnecken. Das zweite Blech, das ich machen muss, weil das erste nämlich jemand abgeräumt hat, während sie abkühlten.« Tim sah böse zu einem der Hunde, der unter dem Tisch lag – Yang, glaube ich. Er machte jedenfalls einen sehr selbstzufriedenen Eindruck.
    »Das tut mir leid«, sagte ich, obwohl es ja nicht gerade meine Schuld war.
    Tim hatte den Teig fertig ausgerollt und bestreute die Oberfläche mit einem Gemisch aus Zimt und braunem Zucker. »Und denk bloß nicht, du kannst einfach der Frage ausweichen, warum du nie da bist.«
    Ich holte mir eine Cola aus dem Kühlschrank und setzte mich. Ich fand sein Geschimpfe ziemlich dreist. »Na ja, tut mir leid, dass ich dir fehle, aber ich sehe wirklich nicht, was das für eine Rolle spielt. Unsere Abmachung sieht vor, dass du hier mietfrei wohnst und dafür kochst und die Wohnung in Schuss hältst. Wenn ich nicht da bin, hast du entsprechend weniger Arbeit. Außerdem hatte ich Sachen zu erledigen.«
    Er funkelte mich an. »Ja klar. Aber hatten deine ›Sachen‹ irgendwas mit deinem Job zu tun – dem, der die Miete einbringt? Deine Sekretärin hat gestern Abend angerufen und gesagt, dass du einen Termin nicht eingehalten hast. Und damit du’s weißt: Mich mit ihr herumschlagen zu müssen gehört nicht zu unserer Abmachung.«
    Obwohl sie einander nie begegnet waren, hassten Tim und meine Sekretärin Lara einander mit Hingabe übers Telefon. Bloß fehlte mir heute die Zeit für ihr Dauerdrama. Außerdem entsetzte mich der andere Punkt viel mehr. »Ich habe was?«
    Ich holte mein Handy heraus, das mir gleichzeitig als Terminplaner diente. Es waren nicht nur zwei entgangene Anrufe von Lara drauf, sondern ich hatte tatsächlich gestern Abend einen Termin für eine Austreibung verschwitzt. Ich war so auf meine Nachforschungen in Yellow River konzentriert gewesen, dass ich ihn völlig vergessen hatte.
    »Scheiße!« Ich wählte Laras Nummer. So viel mir auch an diesen verschwundenen Mädchen lag, Tim hatte recht – meine Arbeit in der Menschenwelt bezahlte die Rechnungen. Nicht das, was ich in der Anderswelt so anstellte.
    »Was war denn los?«, wollte Lara sofort wissen. Ohne jede Begrüßung.
    »Mir ist was dazwischengekommen. Tut mir echt leid. Glauben Sie, wir können noch einen neuen Termin abmachen? Ihnen einen Preisnachlass geben oder so?«
    »Wahrscheinlich schon. Ich meine, denen bleibt ja nicht viel anderes übrig, wenn sie ihr Gespenst loswerden wollen. Aber erst stehen noch ein paar andere Kliententermine an.«
    Ich zögerte. Normalerweise brauchte ich nicht zweimal darüber nachzudenken, so viele Aufträge anzunehmen, wie nur ging. Das war gut für mein Bankkonto und gut für die Welt. Aber wo mich die Anderswelt gerade dermaßen in Beschlag nahm, konnte ich es mir nicht leisten, so viel Zeit zu verlieren – oder noch mal einen Termin zu versäumen.
    »Machen Sie einen Ersatztermin mit den Leuten ab, die ich hängen gelassen habe, und dazu noch einen neuen. Und den anderen sagen Sie, dass wir sie auf die Warteliste setzen.«
    Mehrere Sekunden lang war Stille in der Leitung. Dann fragte Lara: »Ist das Ihr Ernst?«
    »Fürchte, ja.«
    Sie seufzte. »Na schön. Aber mein Gehalt können Sie mir noch auszahlen, oder?«
    »Ja.« Ich lachte. »Bis jetzt bin ich noch nicht pleite.«
    »Dann ist ja gut.« Sie klang nur ansatzweise beruhigt. »Aber nur der Ordnung halber? Ihr Mitbewohner muss dringend ein bisschen Benehmen lernen. Sein Verhalten bei meinem Anruf gestern Abend ließ sehr zu wünschen übrig.«
    Bevor wir auflegten, erinnerte Lara mich noch einmal ausdrücklich an die beiden Aufträge, die ich später am Tag zu erledigen hatte. Sie war erst zufrieden, als ich die Uhrzeiten und Anschriften mehrmals wiederholt hatte, sozusagen als mentale Wiedergutmachung für den verpassten Termin gestern Abend. Ich hatte noch nie einen Auftrag vergessen. Ich war vielleicht in keiner normalen Branche tätig, aber ich betrachtete mich als Unternehmerin und hatte nicht vor, wegen dieses ganzen Dornenköniginnenkrams in schlechte Gewohnheiten zu

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