Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Vorstellung, dass Dorian der Vater war.
»Meinem Mann. Er ist vor einigen Jahren im Krieg geblieben.« Sie runzelte leicht die Stirn, die erste sanftere Gefühlsregung, die ich an ihr wahrnahm. Zack, setzte sie wieder ihr zickiges Gesicht auf. »Sie leben jetzt bei meinen Eltern und sind gesund und stark. Mein Herr weiß, dass ich noch mehr bekommen kann. Darum hat er mich Euch auch vorgezogen, und Ihr müsst Euch nun an den Kitsune halten, um vielleicht doch noch Nachwuchs zu bekommen.«
»Deshalb sind Dorian und ich doch nicht … egal. Hör zu, zum letzten Mal, ich bin nicht mit Kiyo zusammen, weil ich schwanger werden will, okay? Ich bin mit ihm zusammen, weil ich ihn liebe.«
Sie schnaubte. »Das halte ich für unwahrscheinlich. Wenn es Euch bloß um einen Liebhaber ginge, dann würdet Ihr Euch nach meinem Herrn verzehren. Kein anderer Mann kann sich im Bett mit ihm messen. Wenn er mir die Hände fesselt oder mein Fleisch bemalt, dann erlebe ich größere Ekstasen als –«
»Puh, jetzt reicht’s aber.« Ich hielt beide Hände hoch. Dieses ganze Gespräch ging mir tierisch auf die Nerven. »Ich will keine Details über dein Liebesleben mit Dorian hören, okay? Das gehört nicht mit zur Abmachung. Überhaupt nicht. Es interessiert mich kein – Moment mal. Hast du da gerade was von Bemalen gesagt?«
Ein verschlagenes Lächeln erhellte ihre Züge. »Mein Herr ist ein großer Freund der Künste. Oft lege ich mich, bevor wir uns lieben, nackt vor ihm hin und lasse ihn meinen Körper als Leinwand benutzen. Dann verbringt er Stunden damit, mein Fleisch mit Farben und Formen zu verzieren, und oft benutzt er den Pinsel dazu, mir Vergnügen zu bereiten, und –«
»Schon gut, schon gut. Tut mir leid, dass ich gefragt habe.«
Doch noch während ich das sagte, stellte ich mit Schrecken fest, dass ich mir das alles absolut vorstellen konnte. Während des Magieunterrichts hatte Dorian mich oft gefesselt – wobei ich mir über die Notwendigkeit nie ganz sicher gewesen war –, und er hatte sich viel Zeit mit dem Flechten der Seidenbänder gelassen. Er hatte sie zu interessanten Mustern und Farbkombinationen arrangiert und war völlig in dem Prozess aufgegangen. Irgendwie konnte ich ihn mir beim Umgang mit Farbe und Pinsel genauso vorstellen. Ich sah richtig sein gedankenverlorenes Gesicht vor mir, während er Blumen oder Sonnen oder sonst etwas malte, seine geschickten, sinnlichen Hände, die in aller Seelenruhe meinen Körper entlangstrichen –
Nein, nicht meinen Körper. Ysabels. Ich hatte damit nichts zu tun.
»Bringen wir es hinter uns«, sagte ich schroff und hoffte, dass sie meine Gedanken nicht erriet. »Damit wir beide nach Hause können.«
»Nun denn. Ihr braucht also meine Hilfe, weil Ihr schwach seid.«
»Das trifft es nicht ganz.« Herr im Himmel. So würde es die ganze Zeit gehen, oder? »Ich habe enorme Macht. Ich weiß, wie ich Wassermagie beherrschen und verwenden kann – obwohl ich mich da bestimmt noch steigern kann. Alle sind der Meinung, dass ich die Sturmmagie ebenfalls geerbt haben müsste, aber bis jetzt … na ja, ich habe sie erst einmal benutzen können.«
»Vielleicht seid Ihr ja einfach unzureichend ausgestattet«, sagte sie leichthin. Ihr Blick glitt zu meinen Brüsten. »Wie in vielerlei anderer Hinsicht auch. Aber wir werden sehen.«
So ging es noch eine ganze Weile. Ständig baute sie irgendwelche Spitzen ein. Aber viele ihrer Erklärungen ähnelten dem, was Dorian gesagt hatte, und es stimmte mich zumindest ein bisschen zuversichtlich, dass sie mir keinen Quatsch erzählte. Vor allem versuchte sie immer wieder zu beschreiben, wie ich ausgreifen und die verschiedenen Arten von Luft erspüren konnte – genauso wie Dorian mich immer aufgefordert hatte, das mit dem Wasser zu tun. Unglücklicherweise hatte es beim Wasser sehr lange gedauert, bis ich das konnte, und allmählich wuchs in mir das ungute Gefühl, dass sich die Geschichte wiederholte.
»Es gibt unterschiedliche Arten«, sagte sie immer wieder. »Versucht nicht, sie alle zugleich zu erspüren. Konzentriert Euch auf eine.«
»Was soll das heißen, verschiedene Arten Luft?« Inzwischen war eine Stunde vergangen, und ich hatte allmählich die Nase voll und wollte nach Tucson. »Luft ist Luft.«
»Ihr redet wie eine Wilde«, stellte sie fest. »Vielleicht sollten wir es dabei belassen und meinem Herrn sagen, dass wir unser Versprechen, es einmal zu versuchen, eingehalten haben.«
Ich fletschte die Zähne. »Erklär’s
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