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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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meinen Kräften immer weiter auf eine abschüssige Bahn bringen würde, von der es irgendwann kein Zurück mehr gab.
    Und genau das war das Problem. Ich wusste, dass ich aufhören musste – aber ich wollte nicht.
    Sicher, ich wollte die Luftmagie nicht erlernen, um damit Leute umzubringen. Aber nachdem ich eine Kostprobe von dieser Macht bekommen hatte – musste ich ständig daran denken. Unablässig kreiste mein Geist darum, analysierte die Luft um mich herum und erwog, wie leicht sie zu manipulieren sein würde. Was als eine ganz unscheinbare Anleitung durch Ysabel begonnen hatte, nahm rasch immer größere Ausmaße an; ich verstand immer mehr von der Beschaffenheit der Luft und wie die einzelnen Bestandteile zusammenspielten. Es war, als ob ich gar keine Anleitung mehr brauchte. Meine innere Natur und der Sog der Magie trieben mich an und schufen ihre eigenen Lektionen.
    Meine widersprüchlichen Grübeleien wurden unterbrochen, als ein Brief eintraf, den quasi der Pony-Express der Anderswelt brachte. Er war von Leith. Wie zu erwarten war, hatte er sich sofort auf die technischen Bücher gestürzt, aber zu meiner Überraschung hatte er auch bereits einen Plan zur Umsetzung einiger Bewässerungssysteme entworfen und wollte am nächsten Morgen mit einigen Arbeitern nach Westoria aufbrechen, um die Sache in Angriff zu nehmen – außer natürlich, ich hätte etwas dagegen. Falls nicht, wäre es ihm eine Ehre, wenn ich ebenfalls käme und mich dort mit ihm traf.
    Außerdem, fügte er hinzu, habe er Nachforschungen in den Städten in der Nähe des Kreuzwegs angestellt. Nirgendwo würden irgendwelche Mädchen vermisst. Das passte, fand ich. Entweder war es Pech und nur in meinem Herrschaftsgebiet gingen Mädchen verloren – oder es handelte sich um einen Feind, der speziell auf mich abzielte. Angesichts der Menge an Feinen, die meine Herrschaft ablehnten, hätte mich das Letztere wenig überrascht.
    So oder so musste ich mich morgen mit Leith treffen. Selbst wenn es nur ein ausgeklügelter Versuch war, mich zu umwerben, er halste sich mit alldem jede Menge Arbeit auf. Außerdem ließ sich Ysabel ja vielleicht doch wieder blicken, wenn sie das Ganze einmal überschlafen hatte.
    Also blieb ich über Nacht, und das gab mir auch Gelegenheit, mich wieder mit dem Land zu verbinden. Ich bemerkte am Morgen zwar keine deutliche Veränderung, aber trotzdem fühlte es sich auf seltsame, ungreifbare Weise anders an … Es wirkte gesünder. Wie immer konnte ich nicht genau sagen, warum. Und ich fand es beunruhigenderweise gar nicht mehr so schlimm, dort zu übernachten.
    Ich wollte mich gerade auf den Weg zu Leith machen, als ein Wachsoldat verkündete, dass sich ein Reiter näherte. Ich fragte mich, ob es ein Bote war – oder vielleicht Leith persönlich. Stattdessen war es jemand, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
    Dorian.
    Die Diener des Schlosses überschlugen sich schier, um den Eichenkönig willkommen zu heißen, und er kam hereingeschritten, als stünde ihm das auch definitiv zu. Was es ja vielleicht auch tat. Nichtsdestotrotz hatte ich heute keine Zeit für seine Mätzchen und begrüßte ihn mit den Händen auf der Hüfte.
    »Nicht heute, Dorian. Ich hab Sachen zu erledigen.«
    »Ich ebenfalls.« Er hatte diesen typischen lakonischen Tonfall an sich, aber in seinen Augen lag ein merkwürdig ernster – und ungeduldiger – Blick. So kannte ich ihn gar nicht. Fast gar nicht. »Ich bin gekommen, um meine Untertanin zu sprechen. Mir war klar, dass Ihr sie nicht mit offenen Armen empfangen würdet, aber ganz ehrlich, meine Liebe, Euer Versuch, sie zu ermorden, schockiert sogar mich – keine kleine Leistung.«
    Mir fiel die Kinnlade bis fast zum Boden herab, sowohl wegen seiner Unterstellung als auch wegen der Tatsache, dass sie es irgendwie geschafft hatte, ihm eine Nachricht zu schicken. »Wa…? Dorian, das ist nicht wahr! Es war ein Unfall. Mir war gar nicht klar, was ich tat.«
    Er ging nicht darauf ein. »Wenn ich sie bitte einmal sprechen dürfte?«
    Das konnte ich ihm schwerlich verweigern, und er eilte ohne ein weiteres Wort zu ihrem Zimmer. Sie ließ ihn herein – keine große Überraschung –, und ich ertappte mich dabei, dass ich ständig auf und ab ging, während sie dort drinnen waren. Schlimm genug, dass Ysabel mir einen Angriff zutraute. Aber die Vorstellung, dass Dorian schlecht von mir dachte – tja, das traf mich noch viel mehr. Eigentlich hätte es mir egal sein müssen – ich war doch weiß Gott oft

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