Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Hintergedanken zu haben, und alle anderen nicht?«, zischte ich.
Dorian grinste nur, während Leith mit uns zum Dorfrand ging und sein Werk präsentierte. Zu diesem Zeitpunkt war von seinem Bewässerungssystem noch nicht viel zu sehen. Die meisten Leute waren mit Graben und dem Anlegen eines Fundaments beschäftigt. Leith gab sich alle Mühe zu erklären, was daraus werden würde, und zeigte uns sogar einige Zeichnungen – kuriose Schnörkeleien auf Pergament. Ich begriff sie ansatzweise, merkte aber, dass sie für Dorian nur ausgemachter Blödsinn waren, trotz seines höflichen und zuversichtlichen Lächelns.
Ein Prinz des Vogelbeerlandes konnte noch so begeistert dabei sein, körperliche Arbeit leistete er trotzdem nicht, darum setzte er sich, kaum dass die Führung vorbei war, mit Dorian und mir ins Haus des Bürgermeisters. Davros schien überglücklich, mir sein Haus als Treffpunkt zur Verfügung zu stellen, und servierte uns eifrig Wein, bevor er seine geschätzten Gäste allein ließ, damit sie besprechen konnten, was Könige eben miteinander besprachen.
»Das ist erst der Anfang dessen, was wir tun können«, sagte Leith und setzte sich so hin, dass er Dorian nicht sehen musste. »Ich würde Euch gern einmal besuchen und weitere mögliche Vorgehensweisen durchsprechen. Ich habe einige Ideen, wie sich Gebäude so bauen lassen, dass sie mehr Wärme abstrahlen. Habt Ihr je darüber nachgedacht, Euer Schloss umzubauen?«
»Himmel«, sagte ich. »Nein. Das wäre ein Riesenhaufen Arbeit.«
»Nicht so schlimm, wie Ihr denkt. Nicht mit der richtigen Unterstützung.«
Ich schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. »Konzentrieren wir uns doch erst einmal auf das Volk.«
Leith erwiderte mein Lächeln. »Gewiss. Aber irgendwann komme ich einmal vorbei und zeige Euch einige Ideen für Paläste – nur für den Fall, dass Ihr Eure Meinung vielleicht ändert. Oder solltet Ihr besser uns besuchen. Mutter würde sich freuen, Euch die Gastfreundschaft des Vogelbeerlandes zu zeigen.«
»Oder vielleicht solltet Ihr für die Dornenkönigin gleich ein großes Fest arrangieren«, sagte Dorian todernst. »Das wäre ihr gewiss eine Freude.«
Diesmal verpasste ich Dorian eins mit dem Ellenbogen. Leith merkte es nicht. Dorian wusste genau, dass ich gesellschaftliche Anlässe der Anderswelt scheute – besonders wenn ich im Mittelpunkt stand.
»Wirklich«, begann ich. »Das ist nicht …«
»Aber ja!«, sagte Leith. »Wir hatten schon seit einer ganzen Weile keinen großen Ball mehr. Wir könnten Hunderte von Leuten einladen …«
Ich fand, dass ein Hieb mit dem Ellenbogen bei Weitem nicht hart genug war. Es kostete mich viel Selbstbeherrschung, Dorian nicht auch noch zu treten. Er stützte das Kinn auf die Hand und machte einen sehr amüsierten Eindruck.
»Wenn Ihr Eugenie wirklich Ehre erweisen wollt, müsstet Ihr Maiwenns Fest noch übertrumpfen«, sagte Dorian. »Das wird nicht leicht. Wobei Maiwenn natürlich ungerechterweise mit ihrem blühenden mütterlichen Aussehen einen Vorteil hat, nicht wahr? Eugenie hat mir auf dem Weg hierher gerade erst gesagt, wie diese ganzen Gespräche über Kinder in ihr selbst Sehnsüchte wecken.«
Ich verschluckte mich an meinem Wein.
»Ich liebe Kinder ebenfalls«, erzählte Leith mir. »Ich kann es nicht erwarten, welche zu haben … sobald ich einmal die richtige Frau gefunden habe.«
Weiteres in der Richtung blieb mir erspart, weil einer von Leiths Arbeitern eintrat und Angst wegen irgendeines Malheurs hatte. Der Gedanke, uns verlassen zu müssen, schien Leith zu erschüttern – aber vielleicht war ihm auch nur peinlich, dass ich einen Fehler in seinen großen Plänen mitbekam. »Es tut mir sehr leid«, sagte er. »Ich verlasse Euch nur ungern. Aber es dauert sicher nur einen Augenblick.«
»Eigentlich«, sagte ich und stand auf, »sollten wir besser auch aufbrechen.«
»Jetzt schon?« Ihm entglitten die Gesichtszüge noch mehr.
»Wir sehen uns sicher bald wieder.«
»Ja«, gab Dorian mir recht. »Ihr solltet Euch alsbald an diesen Ball machen. Oder vielleicht sollte ich einen für sie geben …«
Leith ging ihm voll auf den Leim. »Nein, nein. Es wäre mir eine große Ehre.« Er verbeugte sich mit großer Geste, und ich ließ es zu, dass er meine Hand küsste. »Ich habe bald Neuigkeiten für Euch, versprochen.«
Ich lächelte und drückte ihm meinen Dank aus und ließ es auf sein Drängen hin zu, dass er meine Hand noch einmal küsste. Kaum war er weg, fuhr ich zu Dorian
Weitere Kostenlose Bücher