Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Strecke zusammen gefahren waren – und an den Sex später im Hotel. Ich dachte daran, wie er jetzt gerade mit Maiwenn die Geburt ihrer Tochter feierte. Ich dachte an meinen Aussetzer bei Dorian und meine Ängste, dass Kiyo mich jetzt nicht mehr wollte.
Ich hatte mein Handy mitgenommen; es lag auf dem Beifahrersitz und war auf volle Lautstärke gestellt. Ich wollte auf keinen Fall einen Anruf von Kiyo verpassen – denn er würde mir doch schließlich so bald wie möglich von seiner Tochter erzählen wollen, oder? Wenn ich nichts von ihm gehört hatte, hieß das, dass er noch in der Anderswelt war, und dort gab es, wie man sich vorstellen kann, keinen besonders tollen Handy-Empfang.
Letztes Mal hatten wir zuerst Art besucht, aber als ich den Highway verließ, stellte ich fest, dass es zu Abigail näher war. Also fuhr ich durch Yellow Rivers kleines Zentrum mit seinem Laden für Sexspielzeug und parkte vor ihrem Haus. Inzwischen war es Nachmittag, und überall waren Leute unterwegs; auch in den Antiquitätenladen unter Abigails Wohnung schauten Touristen hinein. Ich ging zu dem kleinen Aufgang neben der Ladentür, stieg die Treppe hinauf und fragte mich, ob die Katzen wohl über mich herfallen würden.
Taten sie nicht – einfach deshalb, weil ich gar nicht in die Wohnung hineinkam. Ich klopfte mehrmals und rief sogar einmal Abigails Namen. Als das nichts brachte, rief ich die Nummer an, die Roland mir gegeben hatte. Es meldete sich nur ihr Anrufbeantworter.
»So viel dazu«, fluchte ich. Aber vielleicht war es gar nicht verkehrt. Denn eigentlich interessierte mich Art mit seinem Schlangentattoo und so weiter viel mehr. Er war es, mit dem ich reden musste.
Also fuhr ich zum Stadtrand hinaus, und im vollen Tageslicht war erst richtig zu sehen, wie schön das Viertel war, in dem er wohnte. Die Häuser waren großzügige Neubauten, und seine Nachbarn steckten anscheinend genauso viel Liebe in ihren Rasen wie er. Diesmal war Art nicht im Garten zu sehen, aber der große rote SUV in der Auffahrt deutete darauf hin, dass er zu Hause war.
Ich klopfte zweimal an und dachte einen Moment lang schon, dass er ebenfalls ausgeflogen war. Als ich gerade klingeln wollte, machte er doch noch auf. Seine Haare waren feucht, als ob er gerade geduscht hatte, und er hielt eine Gartenschere in der Hand.
»Eugenie!« Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Das kommt überraschend.« Das Lächeln ließ nach. »Ist alles in Ordnung? Mit Roland …?«
»Alles bestens«, versicherte ich ihm. »Ich wollte Ihnen bloß noch einige Fragen stellen.«
»Dafür haben Sie aber einen weiten Weg auf sich genommen.« Er kam heraus und zog die Tür hinter sich zu.
Am Telefon ließ sich leichter lügen, aber das konnte ich ihm schlecht sagen. »Ich hatte die Zeit und dachte, es wäre angenehmer so.«
»Sicher. Sie sind hier immer gern gesehen … Es stört Sie doch nicht, wenn ich währenddessen ein bisschen arbeite?« Er wedelte mit der Gartenschere.
»Kein Problem.«
Er bot mir als Erstes etwas zu trinken an, aber der Kaffeebecher, den ich mir an einer Tankstelle geholt hatte, war noch halb voll. Ich setzte mich damit auf die Vordertreppe und sah zu, wie Art eines der üppigen Gebüsche vor dem Haus trimmte. Es waren dichte Pflanzen mit kräftigen Blättern und vielen hübschen gelben Blüten. Sie schienen das Haus förmlich verschlingen zu wollen, was mich an das Dornröschenschloss mit seinen Rosenhecken erinnerte. Art schnitt sie nicht herunter, sondern wollte anscheinend nur, dass sie gepflegt aussahen.
»Ich habe auf dem Weg hierher bei Abigail einen Zwischenstopp eingelegt, aber sie war nicht da.«
»Ich glaube, sie ist für ein paar Tage in El Paso.« Die Muskeln seiner Arme wölbten sich, sodass die T-Shirt-Ärmel hochrutschten und ich die verschlungene rote Schlange zu sehen bekam. »Bei ihrer Schwester. Die beiden stehen sich sehr nahe, was schön ist, aber ich hätte neulich wirklich ihre Hilfe bei einer Verbannung gebrauchen können. An dem Tag hätten Sie vorbeischauen sollen. Ging übrigens um ein Feinenmädchen … nach denen haben Sie doch gesucht, nicht?«
»Ja«, sagte ich verdattert. »Dann haben Sie sie allein zurückschicken können?«
»Ja. So viel hatte sie mir gar nicht entgegenzusetzen. War eigentlich total verängstigt.«
Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee und versuchte, aus dieser neuen Entwicklung schlau zu werden. Vielleicht war ich ja ein bisschen voreilig gewesen, was Arts Rolle als
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