Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
es mir mit einem Hammer auf den Kopf schlug.
Ich flog praktisch zum Tor, als Rurik mit seiner Streitmacht eintraf. Kaum drinnen, blieb er stehen. Er sah sich um, und seine Reaktion ähnelte der von Volusian.
„Im Ernst?“
„Es musste alles ganz schnell gehen“, sagte ich.
„Trotzdem gut gemacht. Dieses Land in Besitz zu nehmen war eine viel bessere Idee, als Katrice nur in der Schlacht zu besiegen.“
Ich machte ein finsteres Gesicht. „Tja, kannst du es dann vorläufig besitzen?“
Er grinste. „Mit Vergnügen.“
Er wandte sich ab und fixierte die versammelten Leute mit hartem Blick. „Ihr seid von nun an Untertanen von Königin Eugenie, Tochter von Tirigan dem Sturmkönig“, dröhnte er. „Kniet nieder.“
Ich setzte ein herrisches Gesicht auf, als sie gehorchten. Das hier war natürlich nötig, um unsere Herrschaft zu etablieren. Keine Schwäche, kein Zögern. Wir waren Eroberer. Ich hatte die Eisenkrone längst wieder abgenommen, aber jetzt wünschte ich mir, meine normale Amtskrone mitgenommen zu haben. Na ja. Ich hatte das ja nicht gerade voraussehen können beim Packen.
Alle in der Festung fielen auf die Knie, senkten die Köpfe. Wir ließen sie mehrere Sekunden so verharren, auch wenn sich dabei mein Magen zusammenzog. Schließlich durften sie wieder aufstehen, und Rurik machte voll einen auf Kriegsrecht. Er verlangte eine Beurteilung sämtlicher Soldaten und stellte Regeln für Diener und Flüchtlinge auf. Für mich hatte er auch noch ein paar Aufgaben– weitere Handlungen, die mich wie eine Königin aussehen ließen–, bevor er endlich erklärte, dass ich gehen konnte.
„Um die dringenden Probleme kümmere ich mich schon“, sagte er leise zu mir. Inzwischen waren meine Soldaten überall und stellten Ordnung her. „Wir riegeln hier alles ab, erkunden das umliegende Gelände und sieben diejenigen aus, die vertrauenswürdig sind.“ Er machte eine beredte Pause. „Wahrscheinlich muss ich einen Großteil ihrer Militärs ins Verlies werfen.“
„Tu, was nötig ist.“ Ich hatte den Eindruck, dass er eigentlich Hinrichtungen ins Gespräch bringen wollte, sich das aber erst mal verkniff. Ich konnte mir vorstellen, dass ich so kaputt aussah, wie ich mich fühlte.
„Und Ihr wollt die frühere Königin vorläufig einfach einsperren?“, fragte er.
„Vorläufig.“
Jasmine machte ein finsteres Gesicht neben mir, und Ruriks Miene zeigte, dass er ihre Einschätzung teilte.
„Nun, bleibt nicht so lange weg“, sagte er. „Eure Präsenz muss zu spüren sein. Und Ihr müsst Euch mit dem Land verbinden.“
„Weiß ich doch“, grollte ich. Dem Dornenland war ich anfangs ferngeblieben, aber es hatte mich ständig gerufen. „Ich weiß, wie das funktioniert.“
Er zog eine Augenbraue hoch, und sein sardonisches Lächeln kehrte zurück. „Wisst Ihr das? Könnt Ihr einschätzen, was da gerade passiert ist?“
Ich warf die Hände hoch, zeigte um mich. „Ich hab mir schon wieder ein Königreich angelacht.“
„Und wisst Ihr, wie viele andere Monarchen mehr als ein Königreich beherrschen?“
Ich schüttelte den Kopf. Wenn, dann mussten die weit weg von mir leben.
„Niemand weiter“, sagte Rurik.
„Ich… Was? Nein.“ Dorian hatte einmal die Eroberung weiterer Länder erwähnt; darum war ich davon ausgegangen, dass das auch ab und zu passierte. Der Zweck der Eisenkrone deutete ja auch darauf hin. „Es muss doch noch jemanden geben.“
„Es gibt niemanden. Ihr seid die Einzige. Die Einzige seit einer Ewigkeit… also abgesehen vom Sturmkönig.“
Wieder schwankte die Welt um mich herum. Wieder wollte ich einfach nur irgendwo hingehen und mich hinlegen. Meine Reaktion ließ Rurik noch breiter lächeln, aber ich schwöre, in seinen Augen stand auch ein bisschen Mitgefühl.
„Meine Gratulation“, sagte er. „Ich gratuliere Euch, Eugenie– Königin von Vogelbeere und Rauchdorn.“
KAPITEL 19
Es dauerte eine Weile, bis Kiyo, Jasmine und ich nach Tucson zurückkehren konnten. Wir mussten natürlich noch ins Dornenland, wo Shaya und die anderen mir alle möglichen Fragen dazu stellten, was passiert war und was ich jetzt machen wollte. Kiyo und sogar Jasmine übernahmen einen Großteil der Antworten, denn ich war mir ehrlich gesagt sehr unsicher, was ich jetzt machen wollte. Ich hatte nur noch für eines Sinn und Verstand genug, nämlich Jasmine die Handschellen abnehmen zu lassen. Sie starrte ihre freien Hände staunend an und rieb sich die Handgelenke. Ich hätte die
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