Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
klar.
Ruth säuberte mich, dann ließen die beiden uns allein. Sie bedeuteten Kiyo mitzukommen. „Ist ganz schön voll hier drin“, sagte Dr. Sartori gutmütig. „Sie können sich im Wartezimmer wieder zusammenfinden und den nächsten Termin abmachen.“
„Ja“, sagte Kiyo. Sein Blick durchbohrte mich. „Wir unterhalten uns draußen.“
Ich rang mir ein gequältes Lächeln ab, und Jasmine drehte sich ängstlich zu mir um, sobald die Tür zuging. „Er ist stinksauer .“
„Ich weiß. Brauchst du mir nicht zu sagen.“
Ich zog mich an. Meine Glieder kamen mir bleischwer vor. „Oh Gott. Ich fasse es nicht. Warum passiert so was mir? Entgegen allen Erwartungen? Die Chance war doch eins zu drei. Eins zu drei!“ Meine Stimme wurde hysterisch, während ich dieses Teenagermädchen um Antworten anflehte. „Nur Mädchen. Nur Jungen. Die Wahrscheinlichkeit war doch viel höher. Warum nicht entweder das eine oder das andere? Warum gibt es keine einfache Lösung?“
Jasmines Gesicht war ernst. „Aber die gibt es doch. Du hast gesagt, wenn es ein Junge wird, lässt du abtreiben. Hast du doch gesagt.“ Es klang herausfordernd.
Ich zog meine Schuhe fertig an und wich ihrem Blick aus. Der Monitor war schwarz, der Raum lag still, aber in meinem Kopf konnte ich immer noch die Herztöne hören. Wenn ich eine Abtreibung machen ließ, um sicherzustellen, dass die Prophezeiung nicht eintraf, dann tötete ich ein unschuldiges Leben. Meine Tochter– die Vorstellung war immer noch verrückt– hatte ja nichts damit zu tun. Es war nicht ihre Schuld, dass ihr Bruder für Blut und Zerstörung bestimmt war. Und war es denn überhaupt seine Schuld? Es gab ihn doch noch kaum. Bloß einen Schatten. Und Herztöne. Wie konnte man die Zukunft von jemandem festlegen, der noch nicht einmal geboren war? Wie konnte man wissen, was aus ihm werden würde? War denn jemandes Potenzial wirklich in Stein gemeißelt?
Und wie konnte ich diejenige sein, die dieses Potenzial vernichten würde?
Wie konnte ich diese Herztöne zum Schweigen bringen?
Die einen wie die anderen.
„Eugenie?“ Jasmine klang verwirrt. „Du machst das doch, oder?“
Ich hob den Blick von meinen Füßen. „Ich– keine Ahnung.“
„Du musst.“
Es meldete sich jemand Neues zu Wort. Meine Haut prickelte, und plötzlich materialisierte Deanna vor uns. Ich machte einen Satz. So, wie es in meinem Leben gerade drunter und drüber ging, hatte ich sie überhaupt nicht mehr auf dem Schirm gehabt. Ich hatte sie Enriques Obhut überlassen und angenommen, dass alles mit ihr geklärt wäre, nachdem sie auf mein Rufen nicht mehr geantwortet hatte.
„Was zum Teufel?“, herrschte ich sie an. „Was machst du denn hier?“ Von wegen, sie wäre in die nächste Welt weitergezogen.
Deanna sah aus wie immer, trug diesen einsamen und verlassenen Gesichtsausdruck, den Gespenster so oft hatten.
„Sie müssen“, sagte nun auch sie, ohne auf meine Frage einzugehen. Ihre Miene wurde noch verzweifelter. „Wenn Sie sich die Kinder nicht wegmachen lassen, dann bringt Kiyo Sie um.“
KAPITEL 24
„Was?“, rief Jasmine.
Ich teilte ihre Besorgnis nicht. „Verdammt noch eins. Ich hätte dichgleich bei unserer ersten Begegnung verbannen sollen. Ich habe keine Zeit für solchen Quatsch; es geht auch so schon drunter und drüber. Du solltest längst in der Unterwelt sein. Kiyo bringt mich schon nicht um.“
„Ich meine es ernst!“ Deanna war so außer sich, wie ein Gespenst nur sein konnte. „Sie sind in Gefahr!“
Ich schüttelte den Kopf. „Hör mal, das tut mir wirklich leid mit deinem Ehemann… ehrlich. Aber nicht jeder Mann wird gleich zum Mörder. Übertrag das nicht auf mich.“
„Tue ich ja gar nicht! Das ist keine Einbildung. Ich wollte ja schon weiter, nachdem… nachdem… na ja, sie meinen Mann festgenommen haben…“ Sie machte eine schmerzliche Pause. Ihre Geschichte hatte ein Ende gefunden, aber kein glückliches. „Ich wollte mich noch richtig bei Ihnen verabschieden und hab nach Ihnen gesucht… aber stattdessen Kiyo vorgefunden…“
Ich stemmte die Hände in die Hüften. Leider hatte ich meinen Zauberstab nicht dabei. Ein Gespenst, das irgendeinem Wahn anhing, konnte ich gerade absolut nicht gebrauchen. „Und da hat er dir erzählt, dass er mich umbringen wird?“
„Nein. Das hat er zu dieser anderen Königin gesagt.“
Das fegte mir das höhnische Grinsen aus dem Gesicht. Es verschlug mir richtig die Sprache.
„Zu welcher anderen
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