Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
um. Auch im Garten mussten irgendwo Wachen postiert sein, aber ich fragte mich, was es brauchen würde, damit sie sich auf eine verrückte Alte stürzten. Solange Masthera mich nicht offen angriff, war ich wohl auf mich allein gestellt. „Ich wüsste nicht, wie das gehen sollte– außer es liegt auch in deinen Kräften, Kontrolle über Katrice’ Denken zu bekommen“, sagte ich schließlich.
Sie bedachte mich mit einem schiefen Grinsen. „Nein, diese Gabe haben die Götter noch keinem Glanzvollen je zu schenken geruht. Selbst sie wissen um die Grenzen der Sterblichen.“
Ich zog die Robe enger um mich. Da an Schlaf nicht zu denken war, konnte ich mich ebenso gut auf das Gespräch einlassen. „Wie also sieht dein Plan aus?“
„Ihr müsst die Eisenkrone finden.“
„Die was?“
„Die Eisenkrone.“
Sie betonte das Wort ganz imposant und bedrohlich… dazu hätte glatt noch ein Echoeffekt gehört.
„Na schön“, sagte ich. „Ich beiße an. Was ist die Eisenkrone?“
„Ein Artefakt aus alter Zeit. Die größten und mächtigsten Führer in der Geschichte der Glanzvollen haben es getragen. Allseits gefürchtete Führer, die über viele Reiche herrschten.“
„Ich habe schon eine Krone. Mehrere sogar.“ Eine war meine offizielle Staatskrone, die anderen hatten mir Kunstschmiede passend zur Garderobe angefertigt.
„Aber keine wie diese.“
„Lass mich raten. Sie ist aus Eisen.“
Sie nickte und schien darauf zu warten, dass ich mich beeindruckt zeigte.
„Tut mir leid. Wie ich schon sagte. Gedankenkontrolle wäre fein, aber ich gehe ganz bestimmt nicht auf die Suche nach irgendeinem magischen Artefakt. Mein Leben kommt mir jetzt schon wie ein Fantasyrollenspiel vor; fehlen bloß noch die Drachen.“
Masthera runzelte die Stirn. „Drachen wurden schon seit Jahrhunderten nicht mehr in der Anderswelt gesichtet.“
„Vergiss es. Danke für den, ähm, Rat, aber ich bin nicht interessiert.“ Ich richtete mich auf. „Ich sollte jetzt wirklich schlafen gehen.“
Masthera ließ sich nicht entmutigen. Sie beugte sich vor. „Ihr versteht nicht, Dornenkönigin“, zischte sie. „Nur wenige vermögen die Aufgaben zu erfüllen, mit denen man die Krone gewinnen kann. Die meisten könnten sie nicht einmal tragen.“
Darauf wäre ich auch von allein gekommen. „Klar. Weil sie aus Eisen ist. Ich glaube nicht, dass ich damit viel Eindruck schinden könnte, wo doch jeder weiß, dass ich als Mensch kein Problem damit habe.“
„Königin Katrice wäre beeindruckt. Auch viele aus ihrem Volk wären es. Ihre Soldaten würden vielleicht rebellieren. Und sie selbst hätte Angst und würde einlenken.“
„Und das alles nur wegen einer Krone, die über keinerlei Kräfte verfügt? Wo befindet sie sich denn?“
„In weiter Ferne, an einem unbekannten Ort.“
„Ach du meine Güte. Wenn niemand weiß, wo sie ist, wie soll ich sie mir dann holen?“
„Das gehört mit zur Bewährungsprobe. Findet die Krone, und Ihr habt dem Krieg ein Ende gesetzt.“
Ich musterte sie kritisch. „Wenn das so eine tolle Idee ist, warum gehst du damit nicht zu Dorian? Zu deinem König?“
„Er weiß davon. Er ist alt genug, um die Legenden noch zu kennen.Aber er könnte die Krone nicht tragen. Das könnt Ihr allein.“ Nunmusterte sie mich kritisch. „Euer Vater hat sie gesucht– und versagt.“
Ich erstarrte. Meine Stimme wurde frostig. „Gehört das hier mit zur Prophezeiung? Soll ich damit irgendwie als Mutter des Eroberers gekennzeichnet werden? Oder diese Krone an meinen rein hypothetischen Sohn weitergeben oder so?“
„Nein.“ Ihre Haltung drückte Unterwürfigkeit aus, aber in ihrem Blick lag immer noch Schläue. „Sie ist nur Mittel zum Zweck. Sie soll Euch nur dabei helfen, den Krieg zu beenden.“
„Ich habe jetzt genug Albernheiten gehört.“ Ich stand auf. „Ich gehe ins Bett.“
Masthera machte Anstalten, mir noch etwas hinterherzurufen, verkniff es sich dann aber. Während ich mich entfernte, fragte ich mich, ob sie meine Ablehnung akzeptiert hatte oder einfach nur fürchtete, dass es die Wachen auf den Plan rief, wenn sie mich noch länger belästigte.
Ich kehrte in Dorians Gemächer zurück und schlüpfte wieder zu ihm ins Bett. Er legte im Schlaf einen Arm um mich, und obwohl es eine Weile brauchte, ließ meine Aufgewühltheit langsam so weit nach, dass mir ein kurzer Schlaf vergönnt war. Ein paar Stunden später wachte ich davon auf, dass Dorian aufstand. Ich setzte mich auf und sah zu, wie
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