Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Verbeugung hin. „Der König erwartet Euch schon.“
„Dann bring mich zu ihm.“
Das Abendessen war längst vorbei, und Dorian befand sich in einem seiner eleganten Salons, umgeben von einer Handvoll Ratgebern und hochrangigen Militärs. Zu meiner Verblüffung saß auch Masthera dort, etwas beiseite in einer Ecke, von der aus sie weniger an der Besprechung teilnahm als vielmehr zuhörte. Dorian wirkte ruhig und auf das Gespräch konzentriert, aber als er mich erblickte, brach sich irgendetwas Bahn.
„Eugenie!“
Mit wenigen Schritten war er bei mir. Auch in meinem Inneren brach sich etwas Bahn, eine gewaltige Erleichterung, dass er am Leben war und dass es ihm gut ging. Trotz Volusians Bericht hatte ich mit eigenen Augen sehen müssen, dass Dorian lebte. Mir ging das Herz über, und ich schob meine Aversion gegen die Sitten der Feinen beiseite. Ich ließ die Tasche fallen und schlang ihm meine Arme um den Hals, suchte seine Lippen, bevor er auch nur die Hände auf mir hatte. Er packte meine Hüften, während wir uns küssten, und die Gewalt dieses Kusses brandete durch meinen Körper und erfüllte ihn mit Hitze. Ich presste mich an Dorian und verstand auf einmal total, warum die Feinen manchmal das Bedürfnis zu Sex in der Öffentlichkeit hatten.
Aber das war gar keine Option, denn Dorians Hände fuhren meine Taille hinauf und hielten ruckartig an, als sie die Verbände berührten. Dorian zuckte zurück und sah mich an. Ich trug immer noch mein Tanktop, die verarzteten Stellen waren also gut zu sehen.
„Gute Güte, Frau! Was ist geschehen?“
Ich tat es mit einem Schulterzucken, das ich mir von ihm abgeguckt hatte, ab. „Es hat sich eben jemand mit mir angelegt. Ein Fetch.“
Dorian starrte mich an.
„Er hat einen Tisch nach mir geworfen.“
Dorian sah an mir vorbei zu dem Diener, der mich hierhergeführt hatte. „Hol einen Heiler.“
„Nein, nicht“, sagte ich. Der Diener sah zwischen uns hin und her und wusste nicht, wem er gehorchen sollte. „Du brauchst deine Heiler für die Truppen. Das hier sieht schlimmer aus, als es ist.“ Was nicht ganz stimmte. Die Schmerzmittel, die ich bekommen hatte, waren langsam verbraucht, und die Kratzer juckten und schmerzten. Aber ich konnte nicht ausblenden, was Volusian über Tote und Verletzte berichtet hatte. Für mich sollte Dorian keine Heiler von den Truppen abziehen. Ich sah ihn warnend an. „Mir geht’s gut .“
Er erwiderte meinen Blick, zwang uns in einen kurzen Kampf der Willenskräfte. „Gut“, wiederholte er. Er sah zu dem Diener hinüber. „Sie sagt, ihr gehe es gut. Es liegt mir fern, Mylady infrage zu stellen. Kommt, schließt Euch uns an, meine Liebe. Ich gehe davon aus, dass Euch Euer widerwärtiges kleines Schoßtier schon einen Überblick gegeben hat?“
Mir wurde rasch ein Stuhl hingestellt, und ich nahm an der Besprechung teil. Die Einzelheiten rauschten nur so an mir vorbei. Ich war keine Strategin, nicht für einen ausgewachsenen Krieg. Ich verstand mich auf Einzelkämpfe. Meist hörte ich den anderen nur zu, ohne immer alles zu verstehen, während sie Karten studierten und Truppenbewegungen und strategische Ziele diskutierten. Grenzlinien und ressourcenreiche Gebiete– in denen zum Beispiel meine Kupferminen lagen– hatten anscheinend Schutzpriorität, was so ungefähr der einzige Teil war, den ich wirklich verstand.
Was mir wirklich naheging, war die Rekapitulation der Schlacht. Sie war lang gewesen, und das, obwohl der Sieg dank unserer Übermacht praktisch von Anfang an festgestanden hatte. Die Städte und die Nahrungsmittelversorgung waren sicher. Es folgte eine kurze Aufstellung der Verluste. Dorian und seine Ratgeber freuten sich anscheinend, dass sie so gering ausgefallen waren. Unter militärischen Gesichtspunkten stimmte das wahrscheinlich auch. Aber trotzdem… Leute waren gestorben. Ob Menschen oder Feine spielte keine Rolle. Sie hatten Familie, hatten Angehörige, die sie liebten. Die nun trauerten. Mir wurde ganz anders.
Die Besprechung endete mit der Planung unseres nächsten Zuges. Ich stimmte mechanisch jedem Vorschlag zu, wenn ich gefragt wurde. Danach gingen alle schlafen, alle außer Dorian, Masthera und mir. Das erfreute, lakonische Gesicht, das Dorian für sein Team aufgesetzt hatte, war wie weggewischt, sobald wir nur noch zu dritt waren. Er drehte sich zu mir um, Zorn in den schönen Augen.
„Was hast du dir dabei gedacht? Ich hatte mich heute einem Heer entgegenstellen sollen. Nicht du.“
„War
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