Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
erreichen?“
„Auf die Weise wird ihr das Land weggenommen“, rief ich. „Und ich hab schon wieder ein Königreich am Hals, verflucht!“ Ich machte noch einen Schritt und musste mich regelrecht zwingen, auf Abstand zu bleiben. Ich war stinksauer. Stinksauer, dass mir dieser Mann, der mir etwas bedeutete, das hatte antun können. In diesem Moment war ich fast wütender auf ihn als auf Katrice. Bei ihr rechnete ich wenigstens mit Betrug. „Und das ist es, worauf du abgezielt hast– nicht bloß darauf, ihr Angst zu machen. Du hättest dir irgendwas einfallen lassen, irgendeine Ausrede, warum wir diesen drastischen Schritt unternehmen müssten, so wie du mich auch schon dazu gebracht hast, mir die Krone zu holen.“
Inzwischen war von Dorians guter Laune nicht mehr viel übrig. „Und hättest du sie dir geholt, wenn du das vorher gewusst hättest?“
„Nein.“
Er hob die Schultern. „Nun, da siehst du es.“
Ich war entgeistert. „Das ist alles? Wie zum Teufel kannst du das so locker sehen? Wie kannst du so tun, als ob es völlig okay ist, mich von Anfang an da hineinzumanipulieren– zusammen mit dieser Hexe? Wie kannst du behaupten, dass du mich liebst, und mich gleichzeitig anlügen?“
„Ich liebe dich doch. Mehr als du weißt. Ich habe das zu deinem Besten getan.“
„Du hast es zu deinem Besten getan! Ich kann nicht fassen, dass ich darauf hineingefallen bin. Du hast das schon einmal getan, und jetzt reicht es mir. Ich bin fertig mit dir. Mit all dem hier. Ich brauche deine Hilfe nicht mehr. Ich werde diesen Scheißkrieg alleine beenden.“
„Eugenie“, warnte Kiyo leise. Er widersprach mir nicht, nicht vor Dorian, aber ich verstand die versteckte Botschaft. Er hatte mich auf diesen Punkt schon aufmerksam gemacht: dass ich Dorians militärischen Beistand nicht verschmähen sollte.
Dorian machte ein spöttisches Gesicht, er teilte diese Ansicht. „Natürlich brauchst du mich. Falls du deinen verletzten Stolz einmal für einen Moment beiseiteschieben kannst, wirst du sehen, dass wir an einem Strang ziehen. Benutze die Krone, wie immer du willst, aber handele so vernünftig, dass wir zwei diesen Krieg auch beenden können.“
Was bildete er sich ein, dass er davon ausging, das Ganze einfach kleinreden zu können? Meine Stimme war tief und gefährlich: „Es gibt kein ‚wir zwei‘ mehr.“
„Also jetzt reagierst du aber arg übertrieben. Wir müssen diesen Krieg zusammen beenden, und wir müssen zusammen sein, Punkt. Das ist unsere Bestimmung.“
„Nein. Wir sind fertig miteinander. Es ist aus.“
Ich konnte ihm ansehen, dass er auch das nicht ernst nahm. Er kapierte es nicht. Sein Ego ließ es nicht zu. Bevor Dorian antworten konnte, berührte Kiyo leicht meinen Arm. „Vorsicht. Pass auf, was du tust.“
Ich sah mich um. Der Wind schwoll an und ab, ließ die Apfelbäume hin und her schwanken. Oben am Himmel begannen sich dunkle Wolken zu sammeln. Es war nichts Ungewöhnliches für mich, dass meine Emotionen unbewusst das Wetter beeinflussten, aber die Tatsache, dass ich es in einem Land tun konnte, das jemand anders beherrschte, war ein Zeichen dafür, wie sehr meine Macht gewachsen war. Wenn Dorian sonniges Wetter wollte, dann hätte es so bleiben müssen. Als ich begriff, was ich tun konnte, war ich wie berauscht. Aber ich drängte das Gefühl zurück, beruhigte die Luft und zerteilte die Gewitterwolken.
Dorian war das alles egal. Seine Aufmerksamkeit galt einzig dieser kleinen Geste: als Kiyo mich beim Arm berührt hatte. Ich bin mir nicht sicher, woher Dorian es wusste– vielleicht schloss er es einfach nur daraus, wie nahe Kiyo und ich beieinanderstanden–, aber in diesem Moment begriff er, was zwischen Kiyo und mir passiert war. Das, und nicht irgendeiner meiner Vorwürfe, machte seinem lässigen Gebaren ein Ende. Seine Miene war wie versteinert.
„Oh“, sagte er zu Kiyo, und seiner Stimme fehlte es an jeder Gefühlsregung. „Verstehe. Jetzt bist du wieder an der Reihe.“ Diese Andeutung, dass man mich herumreichen konnte– eine Ansicht, wie sie Kiyo zuvor gar nicht so unähnlich ausgedrückt hatte–, ließ mich fast explodieren. Aber Dorian gab mir keine Gelegenheit zu kontern. „Nun, wenn es denn so sein soll, dann soll es eben so sein. Du magst recht damit haben, dass es kein ‚wir zwei‘ mehr gibt, aber wir stecken immer noch gemeinsam in diesem Krieg. Meine Armeen sind zu sehr involviert, und ich kann Katrice wohl kaum denken lassen, dass ich klein
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