Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
und begab sich in die Küche. Sie hatte Durst und wollte ein Glas Milch trinken. Sie machte das Licht nicht an; Mond und Sterne warfen ihren Schein ohnehin durch die großen Küchenfenster und wiesen ihr den Weg.
Warum hatte Sammy sie nicht gefragt, ob sie mit in sein Motelzimmer wollte. Es hatte alles so perfekt begonnen. Das Wiedersehen mit ihren Freunden, speziell mit Sammy - er sah noch besser aus, als sie es sich je erträumt hätte - der Kuss, die Gefühle. Sie hätten sich heute Nacht lieben können bis in die Morgenstunden und noch länger; immer wieder, bis in alle Zeiten. Warum hatte Sam sie nicht gefragt?
Die Vergangenheit hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, die unglückseligen Geschehnisse des Sommers 1987 hinderten sie an einem erfüllten Leben. Mit Sammy. Wenn er doch bloß nicht ihrer aller Erinnerung an diese Nacht aufgefrischt hätte. Wer weiß, was dann passiert wäre?
Sie wollte nicht darüber nachdenken, denn das das hätte geheißen, sich Trugbildern hinzugeben.
Madison nahm die Milch aus dem Kühlschrank, überlegte einen Moment, ob sie ein Glas nehmen sollte, entschied sich dagegen und trank aus der Packung, wie sie es schon als Kind immer getan hatte, wenn ihre Mom es nicht sah. Aber Mom war nicht hier - sie bemerkte, dass sie neben der Abscheu auch immer noch Angst vor ihr empfand. Zur Hölle mit ihr. Zur Hölle mit allen Rabenmüttern.
Ihre Gedanken kreisten wieder um Sammy. Ihr Verstand zeichnete das Bild von ihr und ihm, nackt, in der sanften Umarmung eines Seidenlakens. Ihre Brustwarzen wurden hart und zeichneten sich als flache Hügelchen unter ihrem Kleid ab. Sie könnte jetzt einfach zu ihm fahren, zu ihm ins Bett legen, sich an ihn schmiegen und ihn mit ihrer feuchten Hitze empfangen. Ja, das könnte sie tatsächlich tun - gleich jetzt. Madisons Erregung wuchs, ihr Puls schlug kräftig. Die Vorstellung an das Liebesspiel mit Sammy ließ ihren Körper erzittern. Sie stöhnte in der Dunkelheit der Küche, presste die kalte Packung Milch an ihre Brustwarzen. Ein wohliger Schauer überkam sie und ließ sie noch lauter aufstöhnen. Sie musste zu Sam, sofort.
»Hallo Liebling.«
Madison erschrak so sehr, als sie die Stimme hörte, dass ihr der Milchkarton entglitt, mit einem platschenden Geräusch auf den Boden fiel und platzte. Madison spürte wie sich die Flüssigkeit rund um ihre nackten Füße ausbreitete.
Zuerst dachte Madison ihre Mutter hätte da gesprochen (wer sonst?), aber es war nicht ihre Stimme. Die Stimme war noch nicht einmal weiblich.
Sie drehte langsam den Kopf Richtung Küchentisch. Im Stuhl, der ihrem Dad gehört hatte, saß jemand. Hatte der oder die Unbekannte sie beobachtet, wie sie sich an einem Milchkarton aufgeilte? Bis auf das Licht, das von draußen hereinfiel war es dunkel, aber trotzdem hätte Madison ihn/sie doch bemerken müssen. Röte schoss in ihr Gesicht, ihre Erregung verschwand mit einem Schlag.
»Carl?«, fragte sie kleinlaut. Es konnte nur dieser dreckige Fettwanst eines Bettgefährten ihrer Mutter sein. Aber was wollte er?
Ein hämisches Lächeln war die Antwort.
Plötzliche Kälte machte sich in der Küche breit, vermischte sich mit ekelhaftem Gestank.
»Nein, ich bin nicht Carl. Du weißt doch wer ich bin, richtig?« Die Stimme klang so lockend und vertrauenswürdig wie die der Hexe aus Hänsel und Gretel.
Tatsächlich kam Madison die Stimme bekannt vor. Doch sie vermochte sie im Moment nicht einzuordnen. Wenn sie nicht so kratzig und unnatürlich klingen würde…
Madison traf es wie ein Hammerschlag in den Solarplexus. Sie taumelte.
»Dad?«, fragte sie. Sie hörte sich an wie ein kleines schüchternes Mädchen. Sie konnte nicht fassen, dass sie das fragte. Ihr Vater war tot. Er saß nicht hier bei ihr in der Küche. Oder?
»Ja, mein Liebling. Daddy ist hier.«
Madison wurde schwindelig.
»Aber ... du bist doch ... tot.« Und als sie das Wort aussprach tat es ihr in der Seele weh.
»Papperlapapp«, kicherte die Stimme. »Du Dummerchen. Sitz ich hier oder nicht?«
Das unmenschliche Kichern jagte Madison einen Schauer über den Rücken, sodass sich die feinen Härchen in ihrem Nacken aufrichteten.
Dieser furchtbare Gestank. Woher kam nur dieser furchtbare Gestank? Von ihrem Vater? Natürlich. Schließlich vermoderte er seit Jahren in seinem Grab vor sich hin. Da riecht man eben nicht nach Chanel No. 5.
Übermannt von diesen Gedanken musste sich Madison zusammenreißen, um nicht wie verrückt loszulachen. Sie
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