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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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drehte durch, das war die einzige rationale Erklärung. Jeden Moment würde sie komplett überschnappen und erst wieder in einer Zwangsjacke verschnürt in einem gepolsterten Raum ohne Ecken aufwachen.
    Das Mondlicht drang schwach und grünlich in den Raum und enthüllte Einzelheiten des nächtlichen Besuchers. Madison schloss die Augen in der Hoffnung, dass, wenn sie sie wieder öffnete, ihr toter Vater verschwunden war.
    Er tat ihr den Gefallen nicht.
    Sie sah den dichten braunen Schopf und irgendwas klebte darin. Um was es sich dabei handelte, konnte sie nicht sagen. Und wollte es auch nicht. Der ebenso dichte Vollbart war von irgendwas unterbrochen. Einer Narbe? Ihr Dad hatte doch gar keine Narbe gehabt, zumindest nicht zu Lebzeiten? Aber wer weiß schon, was ihm in seiner Zeit als wandelnde Leiche alles zugestoßen ist?
    »Aber das ist unmöglich«, sagte  sie. Sie merkte gleich wie töricht dieser Satz war, angesichts dessen, dass ihr Vater am Küchentisch saß.
    Die Gestalt erhob sich von ihrem Stuhl. Madison wich zurück und stieß mit dem Rücken an den Kühlschrank. Ihre nackten Füße gaben ein schmatzendes Geräusch von sich, als sich die Fußsohlen von der Milch lösten.
    Die Dad-oder-doch-nicht-Dad-Gestalt breitete die Arme aus, als wolle sie Madison umarmen. »Siehst du? Ich bin hier, oder nicht?«
    Sie sah ihn, weigerte sich aber es zu glauben.
    »Du bist nicht mein Dad«, stammelte sie leise wie in Trance.
    »Ich werde es dir beweisen.«
    Die Gestalt trat an das Fenster und wurde vom Mondlicht umspült.
    Ihr Dad begann sein Flanellhemd aufzuknöpfen - hatte er bei der Beerdigung ein Flanellhemd getragen? Ein lächerlicher Gedanke. Selbstverständlich hatte das Bestattungsunternehmen ihn in einen Anzug gesteckt. Alles andere wäre pietätlos gewesen.
    Dad nestelte am letzten Knopf herum und entblößte seinen nackten Oberkörper. Eine tiefe, verkrustete Wunde zog sich vertikal vom Brustkorb über den gesamten Bauch. Es war kein glatter Schnitt, sondern mehr ein Canyon mit ausgefranstem Fleischrand. Es erinnerte an das riesige Maul eines Hais.
    Dann pulte zu Madisons Entsetzen Dad mit einem Finger in der Wunde. Das schmatzende Geräusch verursachte Übelkeit bei ihr.
    Der Gestank wurde stärker.
    Dad nahm den Finger wieder aus der Wunde und präsentierte ihn wie eine Trophäe. Madison sah dieselbe schwarze Masse daran kleben, die er auch in den Haaren hatte. Es sah aus wie Blut. Das Mondlicht war gnadenlos und hatte ihr nun dieses Detail unbarmherzig gezeigt, von dem sie vorhin noch froh gewesen war, es nicht genauer bezeichnen zu können.
    Was ihr Dad daraufhin tat, war noch grausiger anzusehen. Er steckte den Finger in den Mund, leckte ihn ab und hob ihn wieder hoch, so als wolle er prüfen aus welcher Richtung der Wind wehte.
    Madison spürte die Drinks und das Abendessen ihre Speiseröhre hinauf kriechen.
    »Siehst du? Das war die Kreissäge, du erinnerst dich doch. Ist das Beweis genug?«
    »Dad, bitte ...« sagte Madison leise. Tränen füllten ihre Augen. »Geh weg, Dad.«
    »Na, na, na, junges Fräulein. Jetzt bin ich extra aus dem Grab gestiegen, weil du in der Stadt bist und so heißt du mich willkommen? Bist nicht mal zuhause gewesen. Hast dich wieder mit Sammy rumgetrieben, was? O ja, ich weiß, was du und der Junge gemacht haben. Solltest dich was schämen, junges Fräulein. Du bist dieselbe Schlampe wie deine Mutter. Und Schlampen muss man ficken. Richtig, Madison? Genau das wollen Schlampen doch.«
    Das Dad-Ding trat näher an sie heran.
    Madison weinte. Ihr Dad hätte niemals solche Sachen zu ihr gesagt. Niemals.
    »Du bist nicht mein Dad.«
    Sie wollte davonlaufen, konnte aber nicht. Die Trauer und die Angst nagelten sie förmlich an den Parkettboden.
    »Schlampen wollen gefickt werden«, brüllte das Dad-Ding wieder; fast sang er es und lachte in einer so unmenschlichen Tonlage auf, dass es in ihren Ohren schmerzte. Aber der Laut ließ sie auch endlich aus ihrer Erstarrung lösen.
    Zitternd sah sie in das von einer Narbe verunstaltete Gesicht ihres Vaters.
    Als hätte ihr jemand auf den Schädel gehauen und somit ihre Körperfunktionen wieder in Gang gebracht, lief sie aus der Küche, durchquerte das Wohnzimmer und öffnete die Terrassentür.
    »Bleib hier, mein Liebling. Wir sind noch nicht fertig«, rief das Dad-Ding ihr hinterher  und folgte ihr mit schweren Schritten. Die Fleischfetzen an seiner Brust wippten grotesk hin und her.
    Madison lief hinaus ins Freie, stürzte durch

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