Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
aufgestapelt und warteten seit Jahren darauf, endlich verschrottet zu werden. Gras wucherte zwischen den Radkappen und den Motorhauben.
Manchmal verirrten sich Bastler hierher, um sich halbwegs funktionierende Einzelteile aus den Karossen zu besorgen. Natürlich gegen Bezahlung.
Hinter all dem Gerümpel und den Autoleichen stand das eigentliche und größte Monstrum von Barrys Firma: die Schrottpresse. Sie sah um keinen Deut besser aus, als die Dinge, die sie zu fressen vermochte. Gleich neben ihr ragte ein Gebäude auf, zusammengenagelt mit Brettern und Eternitplatten. Es handelte sich um das Haus der Barnes; auch wenn dieser Ausdruck dem Gebäude schmeichelte. Tatsächlich war es eher eine Baracke.
»Vielleicht ist er gar nicht hier«, flüsterte Madison. Die metallenen Leichen ringsherum zehrten an ihren Nerven. Alles wirkte so trostlos und tot.
In der Ferne ertönte Donnergrollen, der Wind trieb es zu ihnen. Noch war das Unwetter weit genug weg, um sich sicher zu fühlen. Doch die Intensität mit der es losschlagen würde, sobald es Flagstaff erreichte, war schon deutlich spürbar.
»Doch, Barry Barnes ist immer zuhause. Sonst wäre das Eisentor geschlossen«, antwortete Joshua im gleichen Flüsterton.
Sie näherten sich der Hütte. Unter ihren Schuhsohlen knirschten Nägel, Schrauben, Mutter, Beilegscheiben und allerhand anderer metallener Krimskrams.
»Halt! Keinen Schritt weiter, oder ich pump euch mit Schrot voll«, ertönte plötzlich eine Stimme vor ihnen.
Noch sahen sie ihn nicht, aber sie gehörte eindeutig Barry Barnes.
»Was wollt ihr hier und wer seid ihr?«
Sam trat nach vor und hob die Hände, um zu zeigen, dass von ihm keine Gefahr ausging.
»Ich bin es, Sam Coleman. Bei mir sind Madison Franklin, Jake Anderson und Joshua Dearing.«
»Verschwindet!«, rief die raue Stimme.
»Barry, wir müssen reden.«
»Es gibt nichts zu reden.«
»Barry, sei vernünftig. Wir wollen dir helfen. Du bist womöglich in Lebensgefahr. So wie wir alle. Es geht um Jasper Sampson.«
Stille legte sich über den Schrottplatz, die nur vom fernen Donnergrollen gestört wurde.
Barry Barnes trat aus seiner Deckung aus Eternit und einer alten verrosteten Kühltruhe hervor und kam direkt auf sie zu. Er trug eine blaue Arbeitshose, ein kariertes mit Öl verschmiertem Flanellhemd und seine Stahlkappenstiefel, die so aussahen, als wären es die gleichen wir vor über zwanzig Jahren. Wahrscheinlich war das auch der Fall. Sein Haar und sein Vollbart trugen ihr übriges zu seiner ungepflegten Erscheinung bei. Dabei fand Sam, dass er sich am gestrigen Abend annehmbar hergerichtet hatte.
Barnes hatte die Büchse immer noch auf die Freunde gerichtet.
»Hier bin ich, Coleman. Sag schon, was du willst! Aber mach schnell.« Barry hielt Sam den Lauf der Mossberg an die Brust.
»Barry ... kannst du vielleicht das Ding da wegnehmen. Ich kann es nicht leiden, wenn man auf mich zielt. Außerdem siehst du nervös aus. Also könnte dein Finger zucken. Das trägt nicht gerade dazu bei, dass ich mich aufs Sprechen konzentrieren kann.«
Barry lachte nervös auf. Schweiß perlte auf seiner Stirn, seine Zungenspitze leckte über die trockenen Lippen. »Woher zum Henker soll ich wissen, dass es wirklich ihr seid. Siehst aus wie der kleine Coleman, aber das heißt noch lange nichts.«
Sam sah so etwas wie Furcht in Barrys Augen. Diesen Ausdruck hatte er das letzte Mal gesehen, als Sampson tot auf dem Boden gelegen war.
»Du hast also auch eine ... nennen wir es unheimliche Begegnung gehabt?«
»Ach was. Das war dieser verdammte Fusel. Die geben dir bei solchen Treffen ja den letzten Dreck zu saufen. Ist ´ne Frage der Kosten.«
»Und dennoch fürchtest du, jetzt da du nüchtern bist, wir könnten nicht die sein, für die wir uns ausgeben«, sagte Sam ruhig.
»Wer sagt denn, dass ich nüchtern bin. Vielleicht haben die mir irgendeinen Stoff ins Glas reingepfeffert. Als ich nicht aufgepasst hab«, antwortete Barry. Sein Kopf zuckte bei jedem Donnerschlag wie ein aufgebrachtes Wiesel umher.
»Alles, was du gesehnen hast, war real. Das kann ich dir versichern. Wir haben es auch gesehen. Kannst du jetzt bitte die Waffe runter nehmen? Bevor noch ein Unglück geschieht.« Und noch eine Leiche begraben wird.
Barry verstärkte den Druck des abgesägten Laufs auf Sams Brust.
»Ich hätte letzte Nacht beinahe Mr. Hershner über den Haufen gefahren«, machte Sam einen weiteren Versuch, zu Barry durchzudringen.
»Den Englischlehrer?«
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