Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
auf sein neues Heim.
Sallinger sah ihn mit müden Augen an. „Hm, schwer zu sagen. Vielleicht lag es daran, dass sich andere Leute nicht die Mühe machen wollten, es zu renovieren. Sie haben ja am eigenen Leib erlebt was für ein Knochenjob das ist.“
Darauf konnte Oliver nur zustimmend nicken. Knochenjob war der richtige Ausdruck. „Der Bürgermeister hat mir das Haus zu einem Spottpreis überlassen.“
Sallinger lächelte. „Bürgermeister Hartmann. Das dac hte ich mir schon. Der alte Gauner. Es überrascht mich nicht. Sie müssen wissen, eigentlich wollte Johann Lackner das Grundstück haben und er hätte weitaus mehr dafür bezahlt als Sie. Aber Johann und der Bürgermeister lieben sich nicht gerade kann man sagen. Es herrscht so ne´ Art Krieg zwischen den beiden. Und ich fürchte Sie sind ungewollt zwischen die Fronten geraten. Also wundern Sie sich nicht, sollte Ihnen Johann Lackner mit Argwohn begegnen. Aber machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Der tut keinem was.“ Sallinger schüttelte mitleidig den Kopf; es war schon bedauernswert, dass sich die Menschen wegen Kleinigkeiten in die Haare kriegten. Mit einem Blick zum Himmel fuhr er fort: „Ich rede zuviel. Sehen Sie mal, die dunklen Wolken kommen näher. Sie sollten reingehen, denn die Gewitter hier können ziemlich heftig ausfallen. Aber das werden Sie auch noch sehen.“
Oliver folgte Sallingers Blick – die schwarzen Wolke nberge verursachten ihm ein bedrohliches Gefühl in der Magengegend, als wären sie ein Unheil verkündendes Omen -, war aber nicht gewillt das eben besprochene Thema fallen zu lassen. „Sie meinen, der Bürgermeister hat mir das Haus um einen wesentlich billigeren Preis überlassen, als Johann Lackner ihm gezahlt hätte? Was macht das für einen Sinn?“
Der Wind wurde nun heftiger und das Laub raschelte in den Bäumen. Die dunklen Wolken mehrten sich, türmten sich zu einem Gewitterberg auf, der immer näher rückte. Sallinger hörte Olivers Frage nur vage.
„Sie sollten wirklich Ihre Frau und Ihren Sohn nehmen und ins Haus gehen, Oliver. Das Gewitter kommt. Todsicher und schnell. Wenn Sie wollen, dann erzähl ich Ihnen ein andermal mehr. Vorausgesetzt das, was da kommt, ist nicht der Weltuntergang.“ Sallinger reichte Oliver flüchtig die Hand und ging in tapsigen, schnellen Schritten in sein Haus. Oliver spielte mit dem Gedanken, seinen Nachbarn zu bitten das Unwetter gemeinsam bei sich zu Hause auszusitzen, damit sie sich weiter unterhalten konnten, aber der Alte war schon hinter der Tür verschwunden. Oliver zuckte die Achseln. Dann musste er sich eben noch gedulden.
„Schatz, kommst du? Das sieht nach einem bösen Gewitter aus“, rief Oliver seiner Frau zu, die aber schon längst die Spielsachen von Kevin zusammengepackt hatte und gerade eine blaue Plane über den Sandkasten spannte. Oliver schritt hinüber zu ihr und ging ihr dabei zur Hand.
Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel, dumpfer Donner grollte in der Ferne. Die drei rannten durch die o ffene Terrassentür in das Haus hinein. In Sicherheit.
Es war zwar erst ein später Nachmittag im Juli, aber der schwarze Himmel vermittelte ein Gefühl von finsterster Nacht. Sallinger hatte recht gehabt. Das Wetter schlug wirklich verdammt schnell um.
Oliver absolvierte einen schnellen Rundgang durch das Haus und überprüfte, ob alle Fenster und Türen geschlossen waren.
Als ein mächtiges Donnergrollen über das Haus rollte und die Wände erzittern ließ, fing Kevin zu wimmern an. Ein Blitz durchschnitt den Himmel mit knisternder Elektr izität und tauchte die Räume – wenn auch nur für einen Sekundenbruchteil – in helles Licht.
Melanie knipste die Deckenlampe an.
„He, Sportsfreund. Du brauchst keine Angst zu haben. Mama und Papa sind ja hier. Das ist nur ein Gewitter. Wenn Wolken sich küssen, dann kann das schon mal laut werden, Kleiner.“ Oliver fuhr seinem Sohn beruhigend durch den Haarschopf.
„Die Wolken küssen sich? So wie du und Mama?“, fragte Kevin ängstlich aber höchst interessiert.
Melanie lächelte. „Genau. Wie ich und Papa uns immer küssen. Nur ist das bei uns nicht so laut, weil wir kleiner als Wolken sind.“
Das schien einleuchtend für Kevin zu sein. Er gab sich mit der Erklärung zufrieden und entspannte sich etwas. Aber nur bis zum nächsten Donnerschlag. Dann zuckte er wieder zusammen und wimmerte abermals, das Gesicht tief in Melanies Schulter vergraben. Wenn er irgendwo sicher war, dann in der Umarmung seiner
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