Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Bienenstichen. Bin halt schon alt und vertrag das alles nicht mehr so wie früher.“
Oliver grinste. „Gut, dann werde ich Sie nicht weiter stören … Arthur“, sagte Oliver und setzte wieder dieses Grinsen auf.
Sallinger fühlte sich unbehaglich.
Dummer alter Narr. Du bist schon so lange alleine, dass du halb verrückt wirst. Das sind deine Nachbarn. Ne tte Menschen.
Kapitel 16
Melanie wurde wach. Zuerst glaubte sie, dass es mitten in der Nacht war. Aber das Tageslicht, das sich durch die Lamellen der Jalousien zwängte, sagte ihr, ebenso wie die Ziffern am Digitalwecker, dass es bereits morgens war. Acht Uhr morgens um genau zu sein.
Etwas hatte sie geweckt. Ein lautes Geräusch. Besser gesagt, wurde sie durch laute Schreie aus dem Schlaf gerissen. Sie stammten von einem Jungen.
Oliver war nicht da. Mit einem Ruck fuhr sie in die Höhe und eilte in Kevins Zimmer.
Er schlief tief und fest. Einerseits war sie darüber erleichtert, doch andererseits hörte sie immer noch Gebrüll. Es kam von draußen. Melanie zog ihren Schlafmantel zu und eilte die Treppe hinunter.
Die Eingangstür stand sperrangelweit offen. Warmes Sonnenlicht strömte herein. Es war ein wunderschöner Sommertag. Doch eine Szene störte das bezaubernde Bild. Oliver stand vor ihrem Eingangstor und trat mit Füßen auf das Fahrrad des Zeitungsjungen ein. Immer wieder schrie er den kleinen rothaarigen Jungen an, er solle die Zeitung nicht in die Blumenbeete werfen. Der kleine Junge stand entsetzt mit feuchten Augen daneben, und war hilflos dag egen, was seinem Fahrrad angetan wurde.
„Oliver!“, brüllte Melanie und zog ihren Mann am Shirt. Er stieß sie zur Seite. Melanie fiel dabei so unglüc klich, dass sie sich den Kopf am Zaun stieß. Sie spürte, wie warmes Blut über ihr Auge rann. Er achtete nicht auf sie. Wie ein Terrier, der sich in das Bein eines Briefträgers verbissen hatte, trat er weiter auf das Fahrrad ein.
Oliver war endlich mit seinem Treiben fertig. Nur au fgehalten durch seine mangelhafte Kondition. Seine Augen funkelten. Der Zeitungsjunge schluchzte lauthals, als er die neue Version seines roten Fahrrades betrachtete. Dutzende Morgenzeitungen lagen quer über den Bordstein und die Straße verstreut.
Oliver nahm sich wortlos eine unter den Arm und ging hinein.
Er achtete nicht auf Melanie, die nun auf dem gepflasterten Weg im Vorgarten lag und ihn fassungslos anstarrte, die Hand schützend auf ihre Platzwunde gelegt.
Der restliche Tag waren Stunden erdrückenden Schweigens. Oliver saß die ganze Zeit über auf der Terrasse und ließ sich vollaufen.
Melanie beobachtete ihn lange Zeit. Es schien doch alles wieder gut zu sein, und dann das hier. Sie konnte es nicht fassen, dass er das aus purem Zorn getan hat. Schlichtweg aus dem Nichts.
Sie hatten öfter Streit, normalen, wie jedes andere Paar auch. Aber Oliver gehörte nicht zu der Gattung Mann, die ihre Frauen seelisch und körperlich verletzten. Außerdem war er reumütig. Wie beim letzten Mal, als er mit Gewalt seine Befriedigung forderte. Das war das erste Mal und, wie Melanie dachte, auch das letzte Mal gewesen. Der viele Alkohol hatte ihn dazu getrieben. Aber das war etwas völlig anderes. Sie erkannte ihren Mann nicht wieder. Den ganzen Tag über ignorierte er Melanie, er ignorierte selbst seinen Sohn. Die leeren Bierflaschen häuften sich neben seinem Schaukelstuhl.
Melanie ertrug seine Nähe nicht mehr. Sie musste raus. Ihre erste Überlegung war nach Drösing zu ihren Eltern zu flüchten (ja, flüchten war das richtige Wort), doch das würde todsicher nur alles schlimmer machen.
Er hat doch einen … Tumor.
Also beschloss sie, Kevin ins Auto zu packen und vielleicht eine Tasse Kaffee im Frischen Seehecht zu trinken. Eine Alternativlösung; weg von Oliver, aber nicht zu weit. Sie brauchte einfach etwas Abstand.
Melanie schnallte Kevin auf dem Rücksitz fest. Er fragte nicht wohin die Reise ging. Es war ihm egal. Haup tsache sein Feuerwehrauto durfte er mitnehmen.
Sie warf einen Blick in den Rückspiegel. Das Blut über ihrem Auge bildete eine dunkelrote, an einen kräftigen Merlot erinnernde Kruste. Um die Wunde herum nahm ihre Haut einen zartpurpurnen Ton an.
Es würde bis morgen bis über das Lid zuerst dunkelblau werden, nur um sich dann in ein hässliches Gelb zu verwandeln.
Sie nahm ihre Sonnenbrille und setzte sie auf (Oliver pflegte stets zu sagen, sie sehe damit aus wie eine überd imensionale Fliege). Gerade richtig für die jetzige
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