Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Magier ein Kaninchen aus seinem Zylinder ziehen. Es war rot, der Lenker verbogen, die Speichen eingetreten. Das Pedal auf der linken Seite fast ab.
„Und hat er dich auch verletzt?“ Kellermann nahm das Fahrrad unter Augenschein.
„Nein.“
„Warum hat er das getan?“
„Weil er ein Arschloch ist?“
Kellermann strafte ihn mit eisigem Blick.
„Keine Ahnung, echt. Er hat völlig grundlos darauf eingetreten.“
„Du willst mir weismachen, er ist einfach so, weil ihm gerade danach war, auf dich losgegangen und hat dein Fahrrad demoliert“, sagte Kellermann trocken.
„Ja, so war es.“
Kellermann stöhnte.
Na toll, man hat wirklich nur Ärger mit dem Knaben.
„Und? Nehmen Sie ihn fest? Bekommen wir Entsch ädigung?“ Doris war den beiden in den Garten gefolgt. Ihre matten Augen, immer noch glasig von zuviel Alkohol, funkelten wild, als sie das Wort Entschädigung aussprach.
In Kellermanns Kopf klingelte es. Jetzt wusste er, wo rauf die Sache hinauslaufen sollte. Die Lassnigs hatten eine Möglichkeit gefunden zu Geld zu kommen. Sie witterten Blut.
„Ich werde der Sache auf den Grund gehen. Aber m achen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen. Mehr als ein neues Fahrrad wird für Sie dabei nicht herausschauen.“
„Aber…“
„Lassen Sie mich meine Arbeit machen, Frau Lassnig. Ich habe noch sehr viel zu tun. Wenn ich etwas erreiche, lasse ich Sie es wissen. Ich kümmere mich darum.“ Kellermann stapfte durch das hohe Gras zurück zu seinem Auto.
Die Nachmittagssonne stand tief, sie war blutrot.
Kapitel 18
Melanie saß bereits seit Stunden im Frischen Seehecht und dachte an Oliver. Daran, was er getan hatte. Kevin zupfte alle fünf Minuten an ihrer Hand und fragte wann sie endlich wieder nach Hause gehen würden. Nicht einmal die Aussicht auf ein zweites Schokoladeneis hatte sein Drängen verstummen lassen. Ihm war langweilig und er wollte zurück.
Melanie trank ihren dritten Kaffee, den letzten sogar mit einem Schuss irischen Kaffeelikör.
Sie wollte nicht nach Hause gehen. Noch nicht. Erst, wenn Oliver in seinem Rausch eingeschlafen wäre. Morgen würde sie vielleicht doch ihre Mutter anrufen und … was sollte sie ihr erzählen?
Was, wenn Oliver wirklich nichts dafür konnte, wenn die Ärzte … Ja, wenn die Ärzte was in seinem Kopf übe rsehen haben? Was, wenn doch ein Tumor in seinem Kopf nistete. Im schlimmsten Fall konnte er sich vielleicht noch nicht einmal erinnern, was er getan hatte.
Sie hatte einmal gelesen, dass ein Tumor einen Me nschen völlig verändern kann. Sollte sie ihren Mann dann im Stich lassen? Nein, das durfte sie nicht. Sie liebte ihn doch.
Melanie entschied sich zu ihrem Mann zu halten. Komme, was wolle. Schließlich hatte sie es geschworen: In guten wie in schlechten Zeiten.
Albert Hartmann betrat den Frischen Seehecht , stellte sich an die Bar und bestellte ein großes Bier. Er lehnte sich gegen die Theke, ließ seinen Blick durch das Lokal schweifen und erblickte Melanie.
Mit einem freundlichen Grinsen kam er auf sie zu.
„Frau Ritter. Na, mischen Sie sich unters Volk? Das ist schön. Darf ich mich setzen?“
Noch ehe sie ihm die Erlaubnis geben konnte, saß er schon.
Er tätschelte Kevins Kopf.
„Wie geht es Ihnen? Wo ist Oliver?“
„Ja, alles bestens. Oliver hat die Grippe erwischt so wie es aussieht. Er liegt zuhause“, log sie Hartmann an.
Aber was sollte sie sonst tun?
Sollte sie ihm die Sache von heute morgen erzählen? Und ihren Mann damit in Schwierigkeiten bringen? Wozu? Der Junge war schließlich nicht verletzt. Ein Lehrer, der handgreiflich gegen ein Kind geworden ist. Häng das bloß nicht an die große Glocke, Melli. Vielleicht kommt es zu einer Untersuchung, dann werden sie das Cut über deinem Auge sehen. Eine Frage führt zur nächsten …
Nein, es gab wirklich keinen Grund die Sache breitz utreten und publik zu machen. Melanie dachte scharf nach. Sie konnte sich nicht erinnern, dass irgendjemand das Schauspiel beobachtet hatte. Trotz Gebrüll war niemand auf der Straße zu sehen gewesen. Nicht einmal Sallinger. Obwohl man nicht ausschließen konnte, welch neugierige Blicke sich hinter den Gardinen der zahlreichen Fenster versteckt gehalten hatten.
„Das ist schade. Ja, so eine Sommergrippe kann einem schon zusetzen.“
Sie nickte. Als sie aus dem Fenster blickte bemerkte sie, dass die Sonne schon tief am Himmel stand.
„Hören Sie, Herr Hartmann …“
„Albert.“
„Ja … Albert. Wir müssen dann
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