Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
wieder los.“
Hartmann musterte sie. Die Sonnebrille in einem Raum aufbehalten? Stadtmenschen eben. Sind halt etwas anders. Trendsetter, richtig?
„Ja, hat mich gefreut. Richten Sie Oliver einen schönen Gruß und gute Besserung aus. Er soll mich anrufen, wenn er wieder auf den Beinen ist. Die Schule geht bald los. Wir haben noch einiges zu besprechen.“
Sie nickte, legte Geld für die Rechnung auf den Tisch und mit Kevin an der Hand verließ sie das Lokal .
„Na, Hartmann.“ Johann Lackner hatte das Gespräch zwischen dem Direktor und Melanie mit Argusaugen beobachtet. Jetzt kam er direkt auf Hartmann zu.
„Johann, darf ich Ihnen ein Bier ausgeben?“
„Vergessen Sie das Bier“, wehrte Lackner brüsk ab.
„Gut, wie Sie meinen. Ich nehme an, dass Sie immer noch sauer sind wegen dem Gardener-Haus.“
„Sicher! Aber nicht wegen des Profits, der mir entgangen ist.“
„Sondern? Sie hätten doch das Haus abgerissen und stattdessen Mietwohnungen aufgezogen. Von dem Gewinn hätten Sie sich ein schönes Leben machen können. Also wenn es nicht um das Geld geht, um was dann?“, sagte Hartmann mit einem Lächeln. Seelenruhig nahm er einen großen Schluck vom Bier.
„Wissen Sie was? Ich hätte Ihnen das ganze Geld mit Freuden gegeben, nur damit dieses verfluchte Haus endlich weg wäre.“
„Was haben Sie denn? Das Haus ist eines der schönsten in Kirchbergen seit es die Ritters instand gesetzt haben. Ich bin froh, dass es wieder bewohnt wird. Es bildet einen her rlichen Kontrast zur übrigen Ortschaft, Johann.“
„So wäre aber wenigstens kein Unglück geschehen“, zischte Johann Lackner.
„Wovon reden Sie? Herrgott, Lackner, Sie glauben doch nicht die Schauergeschichten, die hier von den Kindern verbreitet werden, oder?“, antwortete der Bürgermeister entrüstet.
„Mein Vater hätte es auch so gewollt. Er hätte die Bude in Grund und Boden gestampft. So wie es für alle besser gewesen wäre.“
Hartmann erhob sich. “Ihr Vater hat Fehler gemacht. Und das wissen Sie genau“, sagte Hartmann trocken.
Lackner schubste ihn.
Wie kann es dieses selbstgefällige Arschloch wagen?
„Sprechen Sie nicht schlecht über meinen Vater! Jeder macht Fehler. Aber Sie hätten weitere Fehler vermeiden können, wenn Sie vernünftig gehandelt hätten“, brüllte er und stapfte aus der Tür. Wütend fluchte er vor sich hin.
„Denkt an meine Worte!“
Kapitel 19
Adam Kellermann fuhr die drei Straßen weiter in die Blumenstraße.
Er glaubte kein Wort dessen, was der kleine Ronny Lassnig erzählt hatte. Und Doris Lassnig schenkte er noch weniger Glauben. Hätte es sich um andere Leute gehandelt, dann schon. Aber nicht bei den Lassnigs, bei denen war einfach schon zu viel vorgefallen. Er konnte sich erinnern, dass Doris einmal ihren eigenen Gartenzaun mit dem W agen rammte und ihren Nachbarn Thomas Falter angezeigt hatte. Das Problem war nur, dass Falter mit einem gebrochenen Bein im Bett gelegen hatte zu diesem Zeitpunkt. Sie pochte auf Schadenersatz. Sie selbst war nicht versichert, konnte sich gerade mal den Strom leisten. Falter hatte ein großes Stück Land und einige Äcker in der Umgebung, viel Geld also. Das musste man ausnutzen, hatte Doris sicherlich gedacht. Die Lassnigs machten sich nicht gerade beliebt in Kirchbergen. Deshalb war es auch schwierig für Kellermann, die Sache ernst zu nehmen. Seine Meinung war, der Lausebengel Ronny wollte ein besseres Fahrrad, sprang einige Male auf den Speichen herum und ließ die Zeitungen verschwinden. Und dann präsentierte er die Geschichte vom bösen Herrn Ritter. Und Doris spann den Garn noch weiter: ihr rechtschaffener Sohn wäre dabei verletzt worden, sagte sie schließlich als letzte Hoffnung auf Geld. Ritter sollte dafür bezahlen, im wahrsten Sinn des Wortes. Geld bedeuteten Zigaretten und Whiskey. Die Zentralgestirne, um die Doris Leben kreiste.
Doch trotz allem war es sein Job und seine gottve rdammte Pflicht der Sache nachzugehen. Kellermann parkte den Wagen vor dem alten Gardener-Haus. Alt traf eigentlich nicht mehr zu. Es sah aus wie geradeben errichtet. Mit der Renovierung hatten die neuen Besitzer ganze Arbeit geleistet. Kellermann war es nicht gewohnt, dieses Haus aus der Nähe zu betrachten. Der Anblick hatte ihm stets Schauer über den Rücken gejagt. Natürlich hatte er schon des Öfteren in dieser Straße zu tun gehabt, aber dann hatte er immer versucht das Haus nicht anzuschauen, und wenn doch, nur aus den Augenwinkeln.
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