Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
und keinen Grund Schwierigkeiten zu machen hatte. Schwierige Entscheidung. Wahrhaft schwierig.
„Herr Ritter. Tut mir leid wenn ich Sie belästigt habe.“
„Ich bitte Sie. Das ist schließlich ihr Job. Jetzt kann ich mich mit meiner Familie sicher fühlen, wo ich weiß, wie sorgfältig Sie arbeiten.“
Ritters Worte waren Balsam für Kellermanns Ego. Er fühlte sich geschmeichelt. Der Kerl ist schon in Ordnung.
„Also, wenn das alles gewesen ist?“
„Natürlich.“
„Ich muss nämlich noch etwas erledigen.“
Kellermann reichte Oliver die Hand zum Abschied. Der schüttelte sie unter breitem Grinsen.
Diesem verdammten Bengel Ronny Lassnig würde er die Leviten lesen. Ihm solch einen Humbug aufzutischen. Seine Zeit zu vergeuden. Na warte Bürschchen.
Kellermann wollte gerade in seinen Wagen steigen, als er sah, wie Oliver sich aufmachte den Bürgersteig in Ric htung Zentrum entlangzumarschieren.
„Herr Ritter. Soll ich Sie mitnehmen?“, rief er ihm zu.
„Nein, danke. Machen Sie sich keine Umstände, Adam.“
Kellermann blickte verdutzt aus der Wäsche.
Adam? Kellermanns kleine graue Zellen arbeiteten. Hatte er sich mit Vornamen vorgestellt? Für gewöhnlich pflegte er das nicht zu tun. Dann wirkte sein Auftreten offizieller, nicht persönlich.
Oliver setzte wieder dieses Lächeln auf, das in dem P olizisten Unbehagen hervorbrachte. Das selbe Unbehagen, das auch das Haus selbst – trotz der Ausbesserungen und der Renovierung – bei ihm auslöste.
Die Kraft der glutroten Sonne ließ spürbar nach. I rgendwie kam es Kellermann plötzlich kühler vor. Geradezu eisig. Er bemerkte ein Kribbeln auf seinen Armen, als sich die feinen Härchen aufrichteten. Eine Gänsehaut. Musste wohl daran liegen, dass ein kühles Lüftchen seine verschwitzte Haut streifte.
Er blickte Oliver nach, bis der um die Ecke ve rschwunden war.
Er hatte sich bestimmt nicht mit Adam vorgestellt. Tat er nie!
„Adam! Was treibt dich denn in unsere Gegend?“ Sallingers Stimme erklang hinter ihm.
Kellermann drehte sich um.
Sallinger stand vor seinem Haus, in der Hand Einkaufstüten.
„Arthur, alter Knabe.“ Er hatte seinen Freund lange nicht mehr gesehen. Also entschied er, eine kurze Pause vom Dienst zu nehmen. Ein kleiner Tratsch würde nicht schaden. Der Mistkerl Ronny Lassnig würde ihm schon nicht davon laufen.
Kellermann begab sich zu Sallinger.
„Na, warst du bei Frank ein paar Sachen besorgen?“ Kellermann lächelte und deutete auf die Tüten.
„Nein, ich hatte mal wieder Lust nach Wien zu fahren. Also bin ich in den Zug gestiegen und hab mir ein paar schöne Stunden gemacht. Der Stephansplatz hat sich ja mächtig verändert, seit ich ihn das letzte Mal besucht habe. Du weißt ja, wenn man so alt ist wie ich, weiß man nie wann man die Stadt noch mal sieht. Oder ob überhaupt. Und vor der Rückfahrt war ich dann einkaufen. Mit diesem Supermarkt kann sich Franks Ramschladen nicht vergleichen. Ich schätze mal, ich hätte bei ihm auch nicht bekommen, was ich am dringendsten gebraucht hätte: Unkrautvernichter und ein Mittel gegen die verdammten Schnecken. Diese Biester fressen meinen ganzen Kopfsalat.“
Kellermann mochte Sallinger. Der alte Knabe war ein Urgestein. Und er hatte ihm geholfen. Damals …
„Das heißt, du warst den ganzen Tag nicht zuhause“, fragte er ihn.
„War ich nicht. Hätte ich sein sollen? Was ist denn los?“
„Wahrscheinlich gar nichts. Die Lassnigs haben mal wieder Geld einstreifen wollen.“
„Haben sie wieder jemanden beschuldigt?“
„Ja, diese Mal war es der Neue.“ Kellermanns Hand zeigte Richtung Haus der Ritters.
„Oliver? Was soll er denn gemacht haben?“
„Das Fahrrad von Ronny Lassnig zerstört. Ohne Grund. Albern, was?“
Sallinger antwortete nicht. Sein Blick war besorgt, wie Kellermann bemerkte.
„Doch nicht so albern?“
„Doch, wahrscheinlich ist nichts dran an der Sache.“
„Wahrscheinlich? Du klingst aber misstrauisch.“ Sallinger entgegnete nichts.
„Sie probieren es ja nicht zum ersten Mal. Erinnere dich, Falter hatte auch nichts mit ihren Beschuldigungen zu tun. Sie wollten nur an sein Geld, richtig?“
Sallinger nickte, aber tiefe Falten auf seiner Stirn zeugten nach wie vor von Zweifel und Sorge.
Hoffentlich passiert es nicht wieder!
Kellermann musterte seinen Freund.
„Sag, was kannst du mir über deine neuen Nachbarn sagen? Ist dir etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Ist doch was Wahres dran an der Geschichte der
Weitere Kostenlose Bücher