Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
bloß hatte sie das getan? Er war ein fü rsorglicher Ehemann, kümmerte sich stets um seine Familie, liebte sie von ganzem Herzen.
Warum?
Doch so sehr sich Robert auch quälte eine Erklärung für die Untreue seiner Frau zu finden, verschloss sich ihm eine Antwort.
Er ließ sich auf die Bettkante gleiten, wo er wie ein Häufchen Elend in sich zusammensackte.
Vielleicht betrügt sie mich ja gar nicht.
Es muss einen anderen Grund für die Flecken geben. Er kniff die Augen zusammen. Eine Träne kullerte seine Wange hinab. Dann blitzte ein Hoffnungsschimmer in seinem kleinen engen ureigenen Universum der Qual auf. Bevor sie die Shorts gekauft hat, hat sie irgendein perverses Schwein im Geschäft anprobiert und hineingewichst. Klar, sicher. Solche Dreckssäcke gibt es zuhauf. Ja! Ja, ja, so muss es gewesen sein. Annabelle würde mich nie betrügen. Sie hat doch alles was sie braucht. Ein Haus, Geld, einen tollen Sohn.
Untreue, Betrug – so ein Blödsinn. Wie kommst du nur auf solche Gedanken, du Idiot. Zu deinem Geburtstag wird sie dir die Shorts schenken, du wirst ihr die Flecken zeigen. Ihr werdet darüber scherzen, von Herzen darüber lachen und lästern welch Schweine es doch gibt.
Ein heiseres ersticktes Lachen kroch ihm die Kehle hinauf und erzeugte einen grunzenden Laut. Sie ist deine Frau. Sie liebt dich. Alles ist in bester Ordnung. Alles in Butter.
„Und wenn nicht?“, sagte er leise in den Raum hinein. Seine Worte prallten von den Wänden und drangen als b eängstigendes Echo an seine Ohren: „Und wenn nicht … wenn nicht … nicht …?“ Zweifel konnte eine scharfe Klinge sein. Mühelos trennte sie ein liebendes Herz entzwei.
Robert rappelte sich hoch. Er versuchte sich zu fassen.
„Schatz, bist du da?“
Annabelles Stimme. Sie war nach Hause gekommen.
„Ja“, sagte er nach kurzem Zögern, „hier oben.“
Ihre Schritte ertönten auf den Holztreppen. Kamen n äher. Pochten in seinen Eingeweiden, als würde ihm jemand Fußtritte in den Magen verpassen.
„Hier bist du, Tiger.“
Er sah sie eine Sekunde lang an. Ihre Blicke trafen sich.
Ist es nicht so, dass ein Mensch der einen betrügt, einem nicht mehr in die Augen schauen kann? Außer man ist das größte Miststück der Welt. Also, hier ist der Beweis. Alles in Ordnung.
„Alles in Ordnung?“
„Hm … ja.“
„Du scheinst irgendwo anders zu sein. Nur nicht hier.“
Er öffnete den Mund um etwas zu sagen.
„Robert?“
„Tut … tut mir leid, Schatz. Vielleicht sollte ich heute nicht nach Wien fahren. Wir können uns einen schönen Abend machen. Nur du und ich und Mikey. Ich meld mich einfach krank.“
Ihr Blick war stutzig.
„Du hast dich noch nie krank gemeldet“, sagte sie erstaunt.
Er musterte sie aufmerksam.
„Du bist zu wichtig für die Firma. Sie brauchen dich. Keine Sorge, Mikey und ich machen uns einen schönen Abend vor der Glotze. Ich hab uns sogar schon einen Film besorgt.“ Sie küsste ihn auf die Wange. „Und jetzt beeil dich, Schatz.“
Ihre Worte nährten sein Misstrauen. Es gab Tage, da hätte sie Luftsprünge gemacht, wenn er zuhause geblieben wäre, nur um den Abend mit ihr zu verbringen. Jetzt hatte es den Anschein als ob sie ihn loswerden wollte.
Du siehst Gespenster.
„Ich mach dann mal Essen“, sagte Annabelle, ließ ihn allein zurück und ging in die Küche.
Verwirrt und verunsichert starrte er in weite Ferne . Es ist alles in Ordnung … alles ist gut … alles … ist … nichts … nichts ist gut … nichts ist in Ordnung!
Nach dem schnellen Essen nahm er eine heiße Dusche, rasierte sich und zog sich anschließend den Anzug an.
Dann verabschiedete sich Robert von seiner Frau.
„Na gut, Schatz. Ich muss los.“
„Ist in Ordnung. Überarbeite dich nicht.“
Kein „Freu mich schon, wenn du wieder da bist“, kein liebesschwangerer Blick, der es ihm meist schwer machte zu fahren. Der Kuss war flüchtig.
Annabelle schien es nicht schwer zu nehmen, dass er aufbrechen musste.
Warum sollte sie auch!? Jetzt hat sie endlich Zeit, um mit ihrem Lover rumzumachen!
Am liebsten hätte er sie angeschrieen, dass er alles wusste, dass sie sich nicht verstellen bräuchte. Stattdessen sagte er ruhig: „Dann bis morgen.“ Er nahm seine Reisetasche und ging in den Garten, wo er sich von Mikey verabschiedete.
„Pass auf dich auf. Und hör auf deine Mutter.“
Und beobachte sie. Beobachte sie gut. Erzähl mir alles was du siehst.
Mikey sah seinen Vater traurig an. Seine Augen schwammen in
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