Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
einem Ozean aus Tränen und er schluchzte.
„Musst du wirklich fahren, Papa?“
Robert strich seinem Sohn durch die schwarzen Haare und kniete sich zu ihm hinunter.
„He, Kumpel. Ich bin nur eine Nacht weg. Morgen gehen wir dann fischen, in Ordnung?“
Der Traurige-Dackel-Blick verwandelte sich schlaga rtig in ein strahlendes Lächeln.
„Au ja.“ Mikey sprühte voller Euphorie.
„Hab dich lieb, Kleiner.“
„Hab dich auch lieb, Papa.“
„He, Nachbar“, rief Sallinger vom Garten nebenan, „ich hab Ihnen das Mittel, das sie haben wollten, hierhin gestellt. Hab Mikey schon gesagt, dass er davon nicht trinken soll.“ Sallinger lächelte.
„Ja, danke.“
„Der Himmel schaut heute komisch aus, oder? Hat hoffentlich nichts mit den Nachwirkungen von diesem Atomkraftwerksunfall in Europa zu tun. Sie wissen schon, das in der Sowjetunion. Ist jetzt glaub ich drei Jahre her.“ Sallinger nahm die Kappe ab und hielt sie schützend vor die tiefstehende Sonne.
Robert blickte hoch. Die Sonne war rot, der Himmel sah aus wie ein Leinentuch, das man in Blut getränkt hatte.
„Tschernobyl meinen Sie?“ Robert lächelte.
„Ich denke nicht, aber meine Mutter hat immer gesagt, dass eine rote Sonne Unglück bringt.“ Die Worte waren nur so dahin gesagt, er dachte sich nichts dabei.
„Böses Omen, also. Hoffentlich wirkt sich das nicht auf die frischen Blumen von Elly aus.“ Sie lachten beide laut auf.
„Zuhause in Nebraska hat das immer eine miese Mai sernte bedeutet. Also passen Sie auf Elly´s Blumen besser auf.“
Für einen kurzen Augenblick vergaß Robert seine So rgen, machte sich auf den Rückweg in die heile Welt.
Er verabschiedete sich und ging zum Wagen.
„Und keine Angst. Elly und ich werden gut Acht auf Mikey geben.“
Robert blieb abrupt stehen. Langsam drehte er sich um.
„Auf … Mikey? Heute?“
„Ja klar. Haben Sie denn schon vergessen, dass Ann abells Cousine in die Stadt kommt? Annabelle bat meine Frau, auf Mikey aufzupassen. Die beiden gehen etwas trinken oder so. Haben sicher viel zu quatschen.“
Robert war perplex. Er wusste nicht was er antworten sollte.
Es kam ihm vor, als wäre seine Welt eingefroren. Gefangen in einer unendlichen Sekunde.
„Richtig … Entschuldigung, hab ich völlig vergessen. Sie wissen ja. Die Arbeit. Klar ihre Cousine kommt heute auf Besuch. Die hab ich schon Ewigkeiten nicht mehr g esehen.“
Sallinger lächelte.
„Also, bis morgen.“ Roberts Puls stieg an.
Cousine. Ihre Eltern waren beide Einzelkinder, richtig?
Was soll der Quatsch mit der Cousine?
Es war eine Ausrede. Der Typ, den die Boxershorts g ehören, will sie wieder vögeln. Passt doch alles perfekt zusammen.
Für Robert war klar: diese Nacht würde er nicht in Wien verbringen. Er startete den Wagen.
Annabelle packte einen Pyjama, ein paar Spielsachen und die Zahnbürste in Mikeys Rucksack.
„So, mein Engel. Jetzt bringe ich dich rüber zu Frau und Herr Sallinger.“
„Kann ich nicht hier bleiben? Bei dir?“
„Wir haben doch darüber gesprochen. Das geht nicht. Mami muss noch ein paar Dinge erledigen. Eine Frau kommt vorbei, sie hilft mir dabei. Es ist für Papa. Deshalb darfst du ihm auch nichts davon sagen.“
„Für Papas Geburtstag?“
Sie zögerte einen Moment. „Genau. Ich hab eine Überraschung für ihn.“
Mikey gab sich mit der Antwort zufrieden. Immerhin verbrachte er die Nächte gern bei den Sallingers. Sie hatten eine Katze, die erst vor Kurzem fünf Junge bekommen ha tte. Bis zum Schlafengehen könnte er mit ihnen spielen.
„So, gib Mami noch einen Kuss, ja?“
Er küsste seine Mutter.
„Ganz zeitig morgen Früh hol ich dich ab. Sieh mal. Frau Sallinger wartet schon auf dich.“
Sie öffnete die Terrassentür. Elisabeth Sallinger wartete am Gartenzaun, um Mikey in Empfang zu nehmen.
„Danke Elly. Und Mikey, vergiss nicht dir die Zähne zu putzen.“
„Wir machen das schon“, rief Elly mit einem Lächeln.
Annabelle hatte auch ein Lächeln aufgesetzt. Sie freute sich auf den Abend.
Es war dreiundzwanzig Uhr. Bald würde Anton da sein.
Natürlich hatte sie jedes Mal, wenn sie Anton Lackner traf ein schlechtes Gewissen. Anfangs, als das mit ihnen begonnen hatte, war es besonders schlimm. Es war nicht ihre Absicht, Robert zu betrügen. Als die Affäre vor ein paar Wochen begonnen hatte, wollte sie es nicht eingest ehen, dass sie sich zu Anton hingezogen fühlte. Es passte doch alles in ihrer Ehe.
Zumindest redete sie sich das immer
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