Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
gegen eine Flasche Bourbon. Er hat gesoffen. Tja, blöd gelaufen.«
»Das tut mir leid.«
»Das braucht es nicht. Ich habe zwar nicht mehr als das hier aus meinem Leben gemacht«, sie machte eine Geste, die das Lokal umschloss, »aber was soll´s. Ich bin auch allein glücklich. Genug von meinem verhunzten Leben. Hast du Kinder?«
Sam lächelte voller Stolz. »Zwillinge, beides Mädchen.«
»Das ist toll. Ich wollte immer Kinder haben, aber so wie es aussieht, bleibt mir auch das verwehrt.«
Casey schien in Gedanken zu verfallen. Sam wartete bis sie von sich aus weiterredete.
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du hier bist«, sagte sie nach der grüblerischen Pause.
»Das Klassentreffen in zwei Tagen. Das ist der Grund, warum ich hier bin«, antwortete Sam etwas überrascht. Sie musste doch von dem Klassentreffen wissen.
»Oh, ja richtig.« Ihre unbeschwerte Fröhlichkeit verschwand plötzlich.
»Du gehst doch auch hin, oder? Immerhin sind alle von der Junior High und High School geladen. So wie es aussieht das ganze Jahrzehnt.«
»Ich glaube nicht, dass ich dort hin gehe«, meinte sie wehmütig. »Ehrlich gesagt, habe ich die Einladung gleich weggeworfen.«
Sams Hunger war gestillt, doch die Müdigkeit machte sich umso mehr bemerkbar. Doch es wäre unhöflich, jetzt einfach zu gehen und außerdem genoss er die Unterhaltung.
»Ach komm schon. Wieso nicht?«
»Roger, Curt? Die werden vermutlich alle da sein. Und die Zeiten, in denen sich Jungs um mich prügelten, sind längst passe. Ich bin bloß noch die dumme Casey, die es nicht aus der Stadt heraus geschafft hat. Ich hätte auf dem Klassentreffen nicht viel zu erzählen.« Sie lächelte schief, das Bedauern, unzählige Möglichkeiten verpasst zu haben, war ihr ins Gesicht geschrieben. Dann fügte sie noch hinzu: »Außerdem habe ich mit niemandem aus der Schulzeit noch Kontakt.«
»Ich auch nicht«, sagte Sam und ihm wurde das erste Mal bewusst, dass das tatsächlich stimmte. Im Grunde würde er beim Treffen ausnahmslos Fremden gegenüberstehen. Selbst seine Freunde zählten zu ihnen. Er fragte sich, wie sie aufeinander reagieren würden. Würden sie sich überhaupt wiedererkennen? Würden sie überhaupt dort sein, oder dem treffen fern bleiben? Würde es wie früher sein? Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf und allmählich konnte er Caseys Bedenken verstehen.
»He, ich habe eine Idee. Warum gehen wir nicht zusammen dort hin?«, schlug er plötzlich vor.
Ihr Lächeln kehrte zurück. »Meinst du das ernst?«
»Klar, warum nicht. Ich meine, auf die Art ist keiner von uns allein beim Fest, sollten wir tatsächlich keine bekannten Gesichter antreffen. Und ich habe nicht den Atlantik überquert, um einsam und verlassen beim Klassentreffen zu enden.«
Sam mustere Casey, fragte sich, ob sie auf seinen Vorschlag eingehen würde. Nach seinem Gutdenken war es eine vernünftige Lösung. Sie wären am Treffen und im Falle eines Falles nicht allein, könnten sich über die guten alten Zeiten unterhalten und Spaß haben.
»Klingt gut«, meinte Casey schließlich. »Aber wenn deine Freunde doch auftauchen, bin ich das fünfte Rad am Wagen.«
»Quatsch, sollten sie kommen, freuen sie sich sicher auch, dich mal wieder zu sehen.«
»Wieso? Waren die auch mit dir hinter dem Gebüsch und haben gespannt?«
Bei der Vorstellung brachen beide in schallendes Gelächter aus. Es tat ungemein gut.
»Nein, das nicht«, sagte Sam und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. «Du dürftest sie alle noch kennen. Zumindest vom Sehen her.«
»Bist du nicht immer mit der kleinen Franklin unterwegs gewesen? Und mit dem anderen süßen Jungen ... wie hieß er noch gleich?«
Süß? Isaac und Joshua konnte Sam demnach ausschließen. Es war klar, wen sie meinte.
»Du denkst an Jake Anderson?«
»Ja, genau. Der wirkte damals schon etwas älter. Den fand ich immer total niedlich. Ehrlich gesagt, hatte jedes Mädchen aus unserem Cheerleader-Team etwas von dem Kleinen gewollt.«
Na toll, tritt mir doch gleich in die Eier, dachte Sam. Ein unergründliches Gefühl von Eifersucht und Enttäuschung überkam ihn. Er konnte es sich nicht erklären.
»Das musst du Anderson mal erzählen. Der dreht völlig durch. Das bringt sein ohnehin schon aufgeblasenes Ego zum Platzen.« Das heißt, wenn er heute immer noch so ist wie damals.
Casey überlegte. »Hm, also gut, Samuel.«
»Nenn mich Sam.«
»In Ordnung - Sam. Abgemacht. Wir ziehen das gemeinsam durch.
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