Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
ihrer Arbeit nachging, überlegte Sam , ob es eine gute Idee gewesen war ein Gespräch anzufangen, denn eigentlich wollte er nur eine Kleinigkeit essen, Saskia anrufen und dann ausgiebig schlafen, um diesen verdammten Jetlag loszuwerden. Als Casey wieder zu ihm herüberkam, war ihm klar, dass er diesen Plan abhaken konnte. Jetzt war quasseln angesagt, Müdigkeit hin oder her.
»So, alles klar. Also, wer sagtest du, bist du noch gleich?«
»Samuel Coleman. Wir haben in derselben Straße gewohnt.«
Casey überlegte angestrengt. Beinahe konnte man die Zahnrädchen in ihrem schönen Kopf ticken hören, dann schien es ihr wie Schuppen von den Augen zu fallen.
»Richtig. Du warst damals noch ein kleiner Knirps.«
»Genau«, sagte Sam und war erleichtert, dass sie ihn nur als kleinen Knirps aus ihrer Straße kannte und nicht als den perversen Spanner aus der Nachbarschaft.
Doch er hatte sich zu früh gefreut.
»Du bist immer neben unserem Garten in den Büschen gehockt und hast mich beobachtet, während ich für die Meisterschaft trainiert habe«, fuhr sie fort.
Verdammt. Augenblicklich spürte Sam, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss und sich sein Magen verkrampfte.
»Was? Ich ... äh ... nein ... ich«, stammelte er und verriet sich dadurch nur umso mehr.
Casey lachte laut auf. Sam war irgendwie erleichtert über diese Reaktion, doch zugleich fühlte er sich zutiefst beschämt und hätte sich am liebsten in ein Erdloch verkrochen.
»Du ... du hast mich gesehen?«
»Klar hab ich dich gesehen, du Dummerchen. Es hört sich vielleicht blöd an, na ja, weil du doch um einige Jahre jünger warst als ich, aber ich habe es genossen mich unter Zuschauern zu rekeln. Irgendwie hat es mich angemacht zu wissen, dass ich beobachtet werde. Wärst du nur ein paar Jahre älter gewesen, hätte ich dich glatt vernascht.«
Sein Blut wusste plötzlich nicht mehr wo es hin sollte. Erneut in seinen Kopf oder doch in seine Lenden. Sein Puls raste und sein Herz pochte wild.
»Ich wollte dich nicht beobachten«, entgegnete er verlegen und fühlte sich wie ein kleines Kind, das bei einer Unartigkeit ertappt worden war. Was war denn das für ein Blödsinn, den er da von sich gab? Klar wollte ich, deswegen habe ich es ja auch regelmäßig gemacht, dachte Sam.
»Ich meine ... Das ist mir jetzt unangenehm.«
»Ach was. Du warst jung und hast begonnen, dich für das andere Geschlecht zu interessieren. Was ist daran falsch?«
»Vermutlich nichts. Zumindest nicht damals. Wenn ich das heute machen würde, dann hätten sie mir längst Handschellen angelegt.«
Wieder lachte Casey laut auf. Es klang ehrlich und fröhlich. Der Trucker neben ihnen warf ihnen einen argwöhnischen Blick zu. Offensichtlich fühlte er sich in seiner wohlverdienten Pause gestört. Casey und Sam senkten ihre Stimmen.
»Schwamm drüber. Aber sag mal, was verschlägt dich nach Flagstaff? Soweit ich mich erinnern kann, bist du damals von hier weggezogen.«
Der Themenwechsel kam Sam mehr als nur gelegen. Das Gespräch um seine jugendlichen Spannertätigkeiten war ihm ziemlich peinlich gewesen. Langsam entspannte er sich, seine Schamesröte wich. Er biss in seinen Nacho (immer noch so köstlich wie in den Achtzigern!), der nun langsam kalt wurde, und freute sich sogar, als Casey sich neben ihn setzte. Die wenigen anderen Gäste schienen wunschlos glücklich zu sein und sie im Moment nicht zu benötigen. Selbst der Trucker kümmerte sich um seinen eigenen Kram und widmete sich der Tageszeitung.
»Ja, wir sind nach Boston gezogen«, brachte Sam zwischen dem Kauen heraus.
»Und wie lebt es sich dort, in der großen Stadt?«
»Keine Ahnung, wie es jetzt dort ist. Ich lebe seit Jahren in Deutschland.«
»Wow, von einem anderen Bundesstaat auf einen anderen Kontinent«, staunte sie und hob dann fragend die Augenbrauen. »Und wieso ausgerechnet Deutschland?«
Sam spülte die letzten Reste des würzigen Nachos mit seinem Bier hinunter, wischte sich den Mund mit einer Serviette und antwortete: »Die große Liebe hat mich über den Ozean getrieben. Wie sieht es bei dir aus? Du heißt ja jetzt Evans, sagtest du. Bist du mit Roger Evans verheiratet?«
Casey verdrehte die Augen und schnaubte verächtlich.
»Ich war mit diesem Scheißkerl verheiratet. Nach der Highschool hat Curt ein Angebot für ein Footballstipendium in Missouri bekommen und mich im Stich gelassen. Roger war derjenige der mich tröstete und ich heiratete ihn. Aber im Laufe der Jahre tauschte er mich
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