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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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auch.«
    »Weißt du es schon?«
    Ich nicke. »Schwester Anna hat es mir gesagt.«
    »Sei nicht traurig.« Sie schenkt mir ein bezauberndes L ächeln, das sich unauslöschlich in meine Erinnerung brennt. Es ist unglaublich schön und erinnert mich an einen strahlend blauen Himmel nach einem Sommergewitter über den sich ein Regenbogen spannt.
    Ich verspreche es ihr.
    »Hast du Angst?«, frage ich.
    »Nein.«
    Es klingt aufrichtig; ich kann nicht anders, ich muss dieses kleine Mädchen bewundern.
    Wir verharren in Schweigen, es ist alles gesagt. Immer wieder fallen Melanie die A ugen zu, die Müdigkeit (oder etwas viel Endgültigeres) überkommt sie. Erst jetzt, in dieser Stille, fällt mir das Piepsen des Herzschlagmonitors auf. Es ist wie das Ticken einer Uhr, deren Uhrwerk langsam aber stetig abläuft.
    Noch einmal sieht mich das junge Mädchen an, bevor sie ihre Augen für immer schließt. Das Piepen erstirbt.
    Die Tür öffnet sich und der Mann in Schwarz tritt ein. Diesmal würdigt er mich keines Blickes, es ist als wäre ich gar nicht anwesend. Er kniet sich vor Melanie nieder und betrachtet sie. Seine Miene zuckt kein einziges Mal.
    Sie ist nur ein weiteres totes Kind für ihn, denke ich.
    Er ergreift ihre Hand. Ich meine, elektrisches Knistern zu hören. Melanie schlägt die Augen auf, sieht den Mann in Schwarz an. Nicht ein Fünkchen Furcht liegt in ihrem Blick.
    Der Mann steht auf und zieht sie mit sich hoch, so dass sich ihr Oberkörper aufrichtet. Und auch wieder nicht. Sie bleibt gleichzeitig genauso tot auf dem Bett liegen. Ihr Geist, ihre Seele oder wie man diesen unsterblichen Teil auch ne nnen mag, löst sich von ihrem Körper. Dabei ertönt ein Geräusch, das klingt, als würde man einen Klebestreifen von der nackten Haut ziehen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich es vernehme, trotzdem bekomme ich eine Gänsehaut.
    Melanies Geisterbeine baumeln vom Bett, in dem sie nun aufrecht sitzt.
    »Zeit zu gehen.« Seine Stimme klingt wie damals, als er zu mir gesprochen hat.
    Melanie nickt und springt vom Bett.
    Vergeblich warte ich darauf, dass der Mann sagt: »Aber jetzt noch nicht.«
    Seite an Seite gehen sie an mir vorüber auf die Tür zu. Doch wenn sie die durchschreiten, werden sie nicht dra ußen im Krankenhausflur stehen, sondern dort sein, wohin letztendlich alle Wege führen. Ohne Ausnahme.
     
    Ende

 
    Natürliche Auslese
     
     
    Der Wald von Drösing bietet einer schier unglaublichen Menge von Tieren einen L ebensraum. Großen und kleinen. Pelzigen und unbehaarten. Fliegern und Nichtfliegern. Fleischfressern und Vegetariern. Manche entlocken den Menschen Worte der Entzückung, wie etwa »Ach, ist der aber süß.« Andere hingegen lassen sie voller Abscheu zusammenzucken.
    Die Liste ist endlos. Der Natur sind in ihrer Kreativität ke ine Grenzen gesetzt.
    Neben den eigentlichen Bewohnern des Waldes verirren sich auch Haustiere recht hä ufig in die Wildnis. Vor allem Hunde und Katzen. Gelegentlich aber auch eine Kuh, sollte ein unachtsamer Bauer das Gatter zur Weide offen stehen gelassen haben. Ein solcher Vorfall löst in der Regel einen Großeinsatz der örtlichen Polizei und Feuerwehr aus, vor allem dann, wenn das Vieh versehentlich in einen Bachgraben gelangt ist und aus eigener Kraft nicht wieder hochkommt.
    Meist werden unsere vierbeinigen Freunde von Neugier getrieben; dann packt sie die Abenteuerlust, und sie suchen den Reiz des Unbekannten, des Neuen. Hinsichtlich dieser Eige nschaft sind sie den Menschen wohl nicht unähnlich.
    Oder die Tiere sind einfach unzufrieden mit ihrem von vier Ziegelsteinmauern b egrenzten Dasein und suchen ihr Glück in der Freiheit des ungezwungenen Waldlebens. Keine festen Essenszeiten, fressen, was man will (wer steht schon auf zermanschtes Dosenfutter, wenn er sich auch an frischem, dampfendem Blut erfreuen kann?) und keine Schreitiraden mehr, sollte ein stinkendes braunes Häufchen einmal dort landen, wo es eigentlich nichts zu suchen hat. Bei so manchem Kind hat solch rücksichtloses Verschwinden - ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen! - schon zu nicht versiegen wollenden Tränenfällen geführt.
    Den Tieren ist das egal. Sie werden nicht von schlec htem Gewissen geplagt, sie kennen keine Reue. Sie tun es auch nicht, um uns zu ärgern. Sie schmieden keine hinterhältigen Pläne, um uns zu schaden. Sie tun einfach, was sie tun und denken nicht über ihr Handeln nach.
    So schön der Traum von Freiheit auch sein und wie viele Vorzüge er bieten

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