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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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mag, er birgt gewisse Risiken. Beispiel sweise schützt einen keine steinerne Trutzburg mehr, in der man sich vor seinen Feinden verbergen kann.
    Feinden, wie Franz Gruber einer war.
    Grubers Sonntag hatte damit begonnen, dass er voll in die Scheiße getreten war. Im wahrsten Sinn des Wortes.
    Ein lautes Schmatzen ertönte, als er den Fuß hochhob; braune, schleimige Batzen blieben an der Sohle haften. Gr uber drehte sich augenblicklich der Magen um. Gott sei Dank hatte er noch nicht gefrühstückt, ansonsten wäre ihm alles wieder hoch gekommen.
    Er fluchte. Auf einem Bein hüpfend, kämpfte er sich von dem gepflasterten Weg, der zum Gartentor führte, ins Gras, wo er den Kot von der Fußsohle wischte. Ekelhaft.
    Wütend sah er sich nach dem Schuldigen um. Und brauchte nicht lange nach ihm zu suchen.
    Sir Archibald saß auf dem Zaunpfeiler, dort wo der Brie fkasten befestigt war, leckte sich die Pfote und zollte dem Verwünschungen ausstoßenden Mann keinerlei Aufmerksamkeit.
    »Verdammtes Mistvieh!« Gruber hatte Mühe, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten. Am liebsten wäre er auf den Nac hbarskater zugesprungen, hätte ihn am Genick gepackt und so lange den Kopf herumgedreht, bis ein herrliches Knacken ertönte.
    Als das Tier aufsah, begegneten sich die Blicke der beiden Kontrahenten. Gruber meinte, ein spöttisches Gli tzern in den Augen des Katers zu erkennen, und sein Maul schien zu einem schadenfrohen Grinsen verzogen. Er wusste, dass das unmöglich war, und trotzdem kam es ihm so vor, als hätte Sir Archibald die stinkende Scheißebombe mit voller Absicht so platziert, dass er unweigerlich hatte hineintreten müssen.
    Und jetzt verhöhnte er ihn, weil sein gefinkelter Plan au fgegangen war.
    »Na warte.« Mit einem lautstarken Brüllen stürzte Gruber vor, seine Arme stießen wie Greifklauen ineinander.
    Doch der Kater war schneller. Mit einem flinken Satz landete er auf der sicheren Seite des Zauns, außerhalb von Grubers Reichweite, lief noch einige Meter die Straße entlang, blieb dann stehen und schaute sich nochmals um.
    Eins zu null für mich!
    Diesmal gab es keinen Zweifel. Spott und Schadenfreude standen Sir Archibald ins Gesicht geschrieben.
    Er überquerte die Straße und hielt schnurstracks auf den Wald zu, der nur durch eine Flur derzeit brach liegender Äcker von der Ortschaft getrennt war.
    Gruber ballte die Hand zur Faust, den Arm zum Himmel gereckt, und schrie ihm hi nterher: »Ich krieg dich schon!«
    Nachdem er die stinkenden Überreste von Sir Archibalds Ausscheidungen in der B adewanne weggespült hatte, schnappte er sich seine Jagdausrüstung: grüne Jacke, grüne Hose, grüner Hut samt Gamsfeder.
    Aus dem abgesperrten Schrank nahm er die Flinte. Er überprüfte, ob sie gesichert war (schließlich wollte er sich nicht in den Fuß schießen, was - glaubte man den Medienberichten - unter seinen Jägerkameraden keine Seltenheit darstellte), und stopfte eine Packung Munition in seine Jackentasche.
    Der Kampf konnte beginnen. Und er war zuversichtlich, ihn zu gewinnen, denn schließlich war es nicht die erste Schlacht, die er schlug. Schon zahlreiche Male sah er seinen gepfle gten Garten von umherstreunenden Viechern bedroht. Bisher hatte es immer gereicht, Giftköder auszulegen. Das Getier war dumm genug, die vergifteten Häppchen zu fressen, um dann qualvoll zu verenden, die Augen in panischer Angst weit aufgerissen, weißer Schaum, in dem kleine Blutperlen hingen, vor der Schnauze.
    Doch dieser verdammte Sir Archibald war schlauer. Er trieb sich zwar in Grubers Ga rten herum, vermied es aber tunlichst, etwas daraus zu fressen.
    Auch egal, das Mistvieh mit einem gut gezielten Schuss zu erledigen, war sowieso sportlicher.
    Er stieg in seinen Geländewagen, legte das Gewehr am Beifahrersitz ab und ließ den Motor an. Wie Kriegstrommeln hallte das tiefe Brummen durch die morgendliche Stille.
    Er folgte dem Verlauf der Straße parallel zum Waldrand, mit Schrittgeschwindigkeit fahrend, seine Aufmer ksamkeit auf die Felder gerichtet, aber darauf vorbereitet sofort aufs Gaspedal zu treten und den Kater platt zu walzen, sollte er auf die verrückte Idee kommen, vor seinem Toyota aufzutauchen.
    Nichts zu sehen.
    Plötzlich funkelte etwas in der Morgensonne, mitten auf weiter Flur. Braunes Fell.
    Gruber kurbelte das Seitenfenster hinunter, schnappte sich seine Waffe und legte an. Durch das Zielfernrohr konnte er den Kater deutlich erkennen. Er saß seelenruhig da, wie ein indianisches Totem.
    Gruber

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