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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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justierte das Fernrohr. Das Bild wurde unscharf, verschwamm, und gewann wieder an Klarheit. Er war bereit zum Schuss. Der Zeigefinger krümmte sich um den Abzug, drückte ihn ganz langsam durch.
    Bloß nicht atmen. Ganz ruhig.
    Sir Archibald trat einen Schritt zur Seite.
    Gruber folgte der Bewegung.
    Wieder bewegte sich Sir Archibald, diesmal auf die andere Seite.
    Das verdammte Vieh spielte mit ihm.
    Er atmete aus und wieder ein, konzentrierte sich erneut auf sein Ziel. Schweiß stand ihm auf der Stirn, drohte ihm in die Augen zu rinnen.
    Der Kater schritt nach rechts.
    »Halt doch still. Gleich hast du's hinter dir.«
    Wieder nach links.
    Und zurück.
    Der Schuss explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall. Ein Schwarm Vögel stob erschrocken aus den Baumkronen hoch. Der Rückstoß rammte den Kolben schmerzhaft in Gr ubers Schulter. Nebliger schwarzer Rauch sickerte aus dem Gewehrlauf und stieg ihm als beißender Korditgeruch in die Nase.
    Neben Sir Archibald spritzte Erdreich auf, dort, wo die K ugel wie ein Minimeteorit einschlug.
    Gruber fluchte.
    Der Kater rannte. Genau auf den Wald zu.
    Der Jäger schmiss das Gewehr wieder neben sich und machte sich an die Verfolgung seiner Beute. Er bog nach links auf einen schmalen Feldweg ab, der ihn geradewegs auf die Wand aus Bäumen zu führte.
    Sir Archibald kam vor Gruber an. Sein rasches Laufen verwandelte sich in ein hurtiges Tippeln, bis er am Waldrand schließlich zum Stillstand kam.
    Gruber konnte sich über die Arroganz dieses Tieres nur wundern. Vielleicht kam sie ihm mittlerweile auch unhei mlich vor. Es saß tatsächlich einfach da, neben dem Weg, der in den Wald führte, und wartete auf sein Herankommen. Als wollte es ihn irgendwohin locken. In einen Hinterhalt.
    Blödsinn, schalt sich Gruber, der Verstand einer Katze ist zu solch einer Leistung gar nicht möglich.
    Der Wagen kam näher und näher, war nur noch knappe zwanzig Meter entfernt.
    Sir Archibald floh ins Unterholz.
    Kleine Staubwirbel wehten unter den Reifen des Toyotas hervor, als Gruber abbremste. In das dichte Gestrüpp konnte er dem Kater mit dem Wagen nicht folgen. Er musste die Verfolgung zu Fuß fortsetzen.
    Obwohl der noch junge Frühling erst wenige Blätter auf den Bäumen sprießen ließ, war es hier merklich dunkler als unter freiem Himmel. Die Schatten der Äste und Zweige ma lten unheimliche Bilder auf den Boden, die sich wanden und krümmten wie Schlangen. Nein, nicht wie Schlangen, eher wie Würmer oder Maden. Niedriges Ekelzeug, das sich von Aas ernährte.
    Gruber befiel eine unheilvolle Vorahnung, die sich nicht klar vor ihm abzeichnete, als würde er sie durch tr üben Nebel erleben. Er wusste nicht, warum, war er doch schon unzählige Male im Wald gewesen, und nie hatte er sich dabei unwohl gefühlt.
    Sir Archibald streckte den Kopf hinter einem Baum hervor.
    Komm, wenn du dich traust!
    Bevor ihn Gruber anvisieren konnte, tauchte der Kater wi eder zwischen Baum und Gebüsch ab. Das Gewehr würde im Dickicht keine große Hilfe sein, es bot sich einfach keine freie Schussbahn. Trotzdem, er würde das Vieh erwischen. Da war er sicher. Kam überhaupt nicht in Frage, dass er sich von so einer niederen Kreatur besiegen ließ.
    Immer wieder musste er Geäst zur Seite drücken, der eine oder andere Dorn bohrte sich dabei schmerzhaft durch se ine Kleidung in das weiche Fleisch.
    Mit jedem Schritt wurde der Wald dichter und dichter, als wollte ihn die Natur am Vorwärtskommen hindern.
    Sein Bein blieb an einer Wurzel hängen. Er brach durch einen Busch, ruderte wild mit den Armen, konnte den Sturz aber nicht verhindern und fiel der Länge nach hin.
    Benommen rappelte er sich auf. Er befand sich in einer Art kreisrunden Lichtung von ungefähr zehn Metern Durc hmesser.
    Wie ein Boxring, nur nicht quadratisch, dachte Gruber.
    Und direkt ihm gegenüber saß Sir Archibald und sah ihn auffordernd an.
    »Da bist du ja, du Scheißer.«
    Ganz langsam näherten sich seine Finger dem Gewehr, das neben ihm am Boden lag. Und verharrten einige Zentimeter davor.
    Ein finsterer Schatten legte sich über ihn. Als Gruber nach oben blickte, erkannte er den Grund dafür. Ein Schwarm V ögel – vielleicht derselbe, der bei dem Schuss erschrocken aufgeflattert war – zog seine Bahnen über der Lichtung. Ihr Gefieder war schwarz, Schnabel und Krallen spitz und scharf. Die Augen spiegelten gierigen Hunger wider.
    Aaskrähen!
    In den Baumkronen bewegte sich etwas. Gruber tropfte kalter Angstschweiß aus allen

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