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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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einen parat hielt und scherte sich auch nicht darum. Als Kind lebt man im Hier und Jetzt.
    Das Schönste für die Kinder meiner Generation war es, das schöne Wetter zu nutzen und im Freien herumzutollen. Ich hatte nämlich das Glück am Land aufzuwachsen, in einer kleinen Ortschaft, umgeben von Natur. Wir besaßen keine Computer, die uns stundenlang an den Stuhl fesselten, und auch keine Spielkonsolen. Nichts, was uns in den Hä usern hielt. Und vor allem hatten wir eines nicht: Handys.
    Wenn ich so zurückdenke, wäre es manchmal gar nicht so übel gewesen, wären wir im Besitz eines dieser Dinger gew esen. Speziell an jenem Tag, der mir und meinem besten Freund Christoph ewig in Erinnerung bleiben sollte.
     
    Sommerferien im Jahr 1992 – es war ein glühend heißer Julimorgen. Wie sooft beschlossen wir, uns in ein kleines Abenteuer im Wald zu stürzen. Eifrig packten wir unsere Rucksäcke. Ein paar Jausenbrote, zwei große Flaschen Limonade, Streichhölzer - man kann ja nie wissen - und Taschenlampen.
    Wir verabschiedeten uns von unseren Eltern mit dem Ve rsprechen, pünktlich zum Abendessen wieder zuhause zu sein. Was uns in den Wald trieb, verschwiegen wir ihnen allerdings: eine Legende, seit Jahrzehnten von Generation an Generation weitergereicht.
    Unser Ziel war ein Stück Land, verborgen im dichten Wald. Von Menschenhand unb erührt, wunderschön und besitzlos. Daher auch der Name: Niemandsland.
    Die alte Legende besagt, dass vor langer Zeit eine Frau in diesem Waldstück lebte. An sich nichts B esonderes. Glaubt man aber der Überlieferung, dann hat sie einst ihre Familie ausgerottet. Ihren Mann und ihre beiden Söhne. Der Hintergrund für die Tat ist unbekannt, ebenso wie das Schicksal der Frau. Aber sie soll nie aus ihren Wäldern weggegangen sein. Selbst jetzt soll sie sich noch dort aufhalten.
    Verdammt in alle Ewigkeit auf dieser Erde zu wandeln, soll sie es immer noch darauf abgesehen haben, Männer und Jungen zu töten. Angeblich ist sie bei ihren Streifzügen ges ehen worden, aber mein Vater sagte stets, das wären bloß alte Wirtshausgeschichten. Nach einer Flasche Wein sieht man alles Mögliche. Vielleicht hatte man die Geschichte auch nur erfunden, um Kindern Angst zu machen. Und was eignet sich besser dazu als eine mordende Geisterfrau? Wie dem auch sei. Christoph und ich waren nicht zu bremsen. Diese Geschichte war praktisch maßgeschneidert dafür, die Neugierde zweier Zwölfjähriger zu wecken und deren Leichtsinn heraufzubeschwören.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, aber einem noch stärkeren Drang das Gehei mnis um die Geisterfrau zu lüften, traten wir unsere Reise an.
    Wir fühlten uns wie zwei Abenteurer, die sich ihren Weg durch einen gefährlichen Dschungel bahnen. D abei war der Wald die reinste Idylle. Unser Weg führte uns die Auen entlang, mit all ihrer überwältigenden Schönheit. Das Plätschern des Flusses, der zauberhafte Gesang der Vögel, das monotone Summen der Bienen auf ihrer Suche nach Blütenstaub, und die Schmetterlinge tanzten graziös ihren Liebesreigen. Die Sonne warf ihre Strahlen durch das Geäst gigantischer duftender Föhren hinab auf den weichen Boden. Rehe und Hasen auf Futtersuche kreuzten immerzu unseren Weg.
    Fast schon märchenhaft schien die Unschuld der N atur.
    Staunend, mit offenem Mund unsere Umgebung betrac htend, wanderten wir weiter. Auf diese Weise hatten wir die heimatlichen Wälder noch nie zuvor wahrgenommen. Normalerweise jagten wir uns mit Holzschwertern durch das Dickicht, ohne auf die Schönheit zu achten. Aber an diesem Tag war es anders.
    Es war ein weiter Weg von den Auen bis zum Niemand sland. Christoph blieb plötzlich stehen.
    »Was ist?«, fragte ich ihn. Statt einer Antwort deutete er bloß mit einem Kopfnicken nach vorne.
    Wir waren da. Vor unseren Augen erstreckte sich ein düsteres grünes Dickicht. Die Märchenwelt lag hinter uns.
    »Du weißt, dass wir noch nie da drinnen waren«, flü sterte Christoph. Ich nickte. »Und du weißt, dass wir vielleicht auch nie wieder zurückkommen.« Wieder nickte ich zustimmend.
    Christoph prustete, bis er schließlich lauthals zu lachen begann. Es dauerte nicht lange, und ich stimmte in das G elächter mit ein. Vermutlich half uns das Lachen, unsere Nervosität im Zaum zu halten.
    Wir marschierten weiter, übertraten die Grenze zum Ni emandsland. Eine vollkommen andere Welt bot sich uns, an der nichts Schönes zu erkennen war. Kein Bienensummen, kein plätscherndes Wasser, keine

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