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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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Erinnerung diese zwischenzeitlich enorme Eiche pflanzten. Und hier stand dieses knorrige Monstrum immer noch. Hässlich wie die Nacht und doch das Wahrzeichen dieser Stadt. Sie markierte den Beginn von Flagstaff. Rund um den Baum wurden Häuser gebaut, nach und nach wuchs die Stadt, und es war erstaunlich, was daraus geworden war. Die Pilger hatten sich damals sicherlich nicht vorstellen können, dass ihre kleine Gemeinde dermaßen gedeihen würde.
    Die Eiche war Sinnbild für viele Erinnerungen. Auch für Sam. Eine davon hatte er besonders deutlich vor Augen. Die Freunde fuhren hier oft mit den Fahrrädern und nutzten die niedrigen Steinumrandungen als Parcours. Selbstverständlich war auch der Master of Desaster, Jake Anderson, der Erste, der mit seinem Fahrrad die kleine Mauer entlangfuhr, die den Baum einzäunte, und einen spektakulären, wenn auch nicht gewollten Überschlag mit dem Rad vollführte. Es sah toll aus und im Zirkus wäre er vermutlich das Highlight schlechthin gewesen, aber was danach folgte war nicht weniger spektakulär. Der Höllensprung resultierte in einer Schnittwunde am Kinn, sowie einem gebrochenem Handgelenk. Dr. Anderson, Jakes Vater, ließ ein Donnerwetter vom Stapel, als seine Freunde ihn - wieder einmal - geschunden und verletzt in die Praxis brachten. Sie waren sich damals natürlich keineswegs bewusst, wie schlimm die Sache für Jake ausgehen hätte können. Aber rückblickend, befand Sam,  musste es jedes Mal ein Albtraum für Dr. Anderson gewesen sein, seinen Sohn blutend und mit gebrochenen Knochen zu sehen. Wie dem auch sei, Jake hatte es überlebt, aber der Parcours am Monument Place war für Sam und die anderen ab nun tabu, nicht zuletzt wegen Sheriff Calahan, der sie stets mit Argusaugen beobachtete, wenn sie sich auch nur auf fünfzig Fuß dem Baum näherten. Die Freunde wussten nicht genau, ob es dem alten Sheriff um ihre Sicherheit, die der übrigen Einwohner oder die des Baumes ging. Vermutlich von allem ein bisschen.
    Sam ließ den hässlichen Gründungsbaum hinter sich und fragte sich, als er zur City Hall hinüberblickte, die sich genau hinter dem Monument befand, ob Bürgermeister Granger noch im Amt war. Immerhin war Granger Sams ganze Kindheit über Bürgermeister von Flagstaff gewesen. Aber er war damals schon alt gewesen. Das hieß, er war entweder bereits vor langer Zeit gestorben, oder aber er war nun über hundert Jahre alt und verharrte immer noch hinter seinem Schreibtisch, wo er das Zepter gebieterisch schwang. Ein alter, verstaubter und verrunzelter Knilch zieht immer noch die Fäden in Flagstaff. Der Gedanke belustigte Sam und er verspürte den Drang, sich selbst davon zu überzeugen, ob es tatsächlich so war. Er ließ es nach kurzem Überlegen aber doch bleiben, schließlich marschiert man nicht einfach in das Büro des Bürgermeisters nur um nachzusehen, wie er heute aussieht.
    Stattdessen drehte sich Sam um, überquerte die Circle Road und steuerte auf die East Road zu. Ein plötzliches Gefühl beobachtet zu werden überkam ihn und er blieb kurz stehen, um sich umzusehen.
    Natürlich war er nicht allein am Hauptplatz von Flagstaff. Einige Dutzend anderer Leute tummelten sich, um ihr Tagwerk zu erledigen. Und natürlich bemerkten und beobachteten sie ihn, denn Fremde fallen in einer Kleinstadt auf wie bunte Hunde und werden besonders argwöhnisch beäugt. Das war in Flagstaff nicht anders. Doch dieses Gefühl beobachtet zu werden, war tiefgründiger, nicht zu greifen. Sam war sich sicher. Etwas anderes steckte dahinter.
    Irgendetwas stimmte nicht mit dem Kerl, der mit dem Vertikutieren des Parkrasens beschäftigt war.
    Es kam Sam vor, als würde er seine Tätigkeit nur alibihalber verrichten, denn er blickte unverwandt in seine Richtung. Er stellte das Gerät ab, lehnte sich dagegen und maß Sam mit durchdringenden Blicken. Sam hätte schwören können, dass der Kerl lächelte. Aber es war nicht diese Art von Lächeln, das einem sagt: Hallo, Fremder. Na, alles fit im Schritt? Sondern vielmehr das Lächeln das einem sagt: Ich weiß wer du bist, Arschloch.
    Oder die alte Dame, die eben hinter dem breiten Stamm eines Kastanienbaums auftauchte. Sie führte einen meerschweinchengroßen Köter spazieren, einen Terrier oder etwas ähnlich Winziges. Sam kam die Frau nicht bekannt vor (und der Köter schon gar nicht). Sie wies den Hund auf den Rasen und ließ ihn sein Geschäft verrichten. Geduldig beobachtete sie ihn dabei. Langsam hoben Hundchen und Frauchen

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