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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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Schönheitspreis erhalten würden. Ja, sogar Madison wollte ran. Aber Jake hatte gemeint, er wolle doch nicht so bescheuert aussehen wie der Rest von ihnen und würde sich nie die Seiten kürzer als sieben Zentimeter schneiden lassen. Jake hätte eher in die Siebziger als in die Achtziger gepasst.
    Also betrat Jake Anderson den Laden von Jimmy Horowitz, in der Hoffnung, nicht zuviel von seinem wallenden Haar zu verlieren.
    Das Resultat war ein wenig anders ausgefallen, als er es sich erwünscht hatte. Die anderen hatten inzwischen im Pink Flamingo auf ihren Freund gewartet, der nach etwa einer halben Stunde das Diner wieder betrat. Als sie ihn sahen, brachen sie alle in schallendes Gelächter aus. Jake hatte alles auf drei Millimeter abrasiert, außer der Oberseite des Kopfes. Dort waren die Haare in einem Streifen etwas länger geblieben. Horowitz hatte Jake einen Bürstenhaarschnitt verpasst, sodass er nun einem US-Marine kurz vor seinem Koreaeinsatz glich. Er hatte den berüchtigten Flagstaff-Schnitt. Zahlreiche Kinder waren ihm schon zum Opfer gefallen.
    Doch in einem Punkt hatte Jimmy Horowitz ganze Arbeit geleistet.
    Die kahle Stelle fiel gar nicht mehr auf.
     
    ***
     
    »Das war es wohl mit dem Flagstaff-Schnitt«, murmelte Sam leise und ging zurück zu seinem Auto. Es war bereits Viertel nach Zwei und eine Station wollte er noch unbedingt hinter sich bringen, bevor der Tag sich zum Ende neigte. Morgen würde er dafür wohl keine Zeit mehr finden.
    Sam startete den Motor des Chevy und verließ das Stadtzentrum in Richtung Blueberry Street. Die Fahrt dorthin weckte in Sam unzählige Erinnerungen. Alles sah noch genauso aus wie früher; manche Teile der Stadt schienen vom Wandel der Zeit unbeeindruckt geblieben zu sein. Tausende Male war er diese Straßen mit seinem roten Fahrrad entlang gefahren, den Wind im Rücken und sorglos darüber, was die Zukunft bringen würde.
    An der Pilgrims Road bog Sam ab und befand sich wieder in der Straße seiner Kindheit. Langsam steuerte er den Wagen auf das Haus zu, das noch genauso aussah wie er es verlassen hatte.
    Sam blieb noch einen Moment im Wagen sitzen und starrte auf das Gebäude, das in ihm mehr als Wehmut auslöste. Sein Elternhaus. Die Geister der Vergangenheit holten ihn Stück für Stück wieder ein. Die guten ebenso wie die bösen. Sam schauderte.
    In der Straße war es ruhig. Sie war leer, bis auf zwei Kinder auf der anderen Straßenseite, die einen Ball kickten.
    Sam nahm sie nicht war, hatte nur Augen für das Haus.
    Der Anstrich war neu, doch der Gartenzaun, den sein Dad und er zusammen aufgestellt hatten - es war ihr einziges Vater-Sohn-Projekt gewesen und Sam bedauerte das zutiefst - war immer noch der Gleiche.
    Sam hatte sich gefreut wie ein Schneekönig, als sein Dad zu ihm kam und ihn um seine Hilfe bat. Ein größeres Geschenk, als die Zeit mit seinem alten Herrn zu verbringen, konnte er ihm nicht bereiten. Sam war so stolz, als der Zaun stand und Dad mit seinen großen Händen durch seine Haare strich und sagte: »Das war gute Arbeit mein Sohn, ohne dich hätte ich das nicht geschafft.«
    Natürlich hätte er auch ohne seinen Sohn den Zaun aufstellen können, vermutlich in wesentlich kürzerer Zeit, aber er wollte mit Sam zusammen sein, etwas mit ihm aufbauen, das Band zwischen Vater und Sohn stärken. Und es war ihm gelungen. Sam würde diesen  einen liebevollen Satz und die Tätigkeit, die ihn hervorgebracht hatte, sein Leben lang nicht vergessen. Dieses Erlebnis zählte zu seinen allerschönsten Erinnerungen. Nie wieder sollte ihm sein Vater diese Anerkennung entgegenbringen. Sam wusste natürlich, dass sein Vater ihn geliebt hatte, aber wenn er es nur öfter gezeigt hätte, dann wäre er der glücklichste Junge der Welt gewesen.
    Joe Coleman war kein gefühlloser Eisklotz, aber er hatte Schwierigkeiten seine Gefühle zu offenbaren. Nicht einmal Sams Mutter gegenüber. So sehr Sam sich auch anstrengte, so konnte er sich nicht daran erinnern jemals die Worte »Ich liebe dich« aus seinem Mund gehört zu haben. Manchmal, wenn er von seinen Eltern träumte, sah er, wie sie eingeklemmt hinter dem Steuer saßen. Mit nackter Angst in den Augen spürten sie, dass der Tod nahte. Und sein Vater sprach das erste und auch das letzte Mal diese so sehnsuchtsvoll erwarteten Worte aus. Dann schliefen sie Hand in Hand ein.
    Sam hatte keine Ahnung, wie der Unfall wirklich abgelaufen war, aber die Vorstellung, dass es so abgelaufen sein könnte, beruhigte ihn

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