Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
ausgestreckte Hand bemerkte und ergriff.
»Samuel Coleman«, sagte er leise, räusperte sich und wiederholte es noch einmal.
Laura Hutton kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und überlegte offenbar angestrengt, wo sie den Namen schon einmal gehört hatte.
»Der Schriftsteller?«, sagte sie schließlich erstaunt.
Mindestens genauso erstaunt, dass sie ihn kannte, nickte Sam bejahend.
»Natürlich, Samuel Coleman. Mein Mann ist ein riesiger Fan von ihnen. Er hat sämtliche ihrer Bücher.«
Noch ein Fan, dachte Sam. Ich bin wohl populärer, als ich geglaubt habe. Er schmunzelte.
Laura Huttons anfängliches Misstrauen verschwand völlig aus ihrem Gesicht. Sam war kein Fremder mehr. Er war eine Berühmtheit.
»Schade, dass Walt nicht zuhause ist. Er würde Sie sicher gerne kennenlernen. Er flippt aus, wenn er erfährt, dass Sie hier mal gewohnt haben. Wirklich schade.« Sie legte den Kopf schief und griff sich ans Kinn. »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
»Alles, was sie wollen. Was kann ich denn für Sie tun?«
»Könnten Sie einige Bücher signieren? Sonst glaubt er mir das nie.«
»Es wäre mir eine große Freude.«
»Großartig, kommen Sie doch mit rein.« Sie trat beiseite und bat ihn mit einer einladenden Geste ins Haus.
Sam fand das großartig. Eigentlich war er nur hierher gekommen, weil er neugierig war, und nun traf er auf Fans und hatte die Gelegenheit, noch einmal in seinem Leben sein Elternhaus zu betreten. Gleichermaßen Balsam für sein Ego, wie Genugtuung für sein Nostalgiegefühl. Zwei Fliegen mit einer Klappe, hieß das wohl.
Es war ein seltsames Gefühl, als er einen Schritt über die Schwelle machte und sich plötzlich wieder in dem Haus befand, in dem er aufgewachsen war. Ein Teil von Sam war immer noch mit diesen Mauern verbunden, doch fühlte es sich gleichzeitig fremd an.
Und genaugenommen war Sam hier auch nichts weiter als ein Fremder. Das wurde ihm nun mehr als bewusst.
Auf den ersten Blick schien sich nicht nur draußen, sondern auch hier drinnen nichts verändert zu haben.
»Ich glaub´s einfach nicht. Sie haben wirklich mal hier gewohnt?«, sagte Laura.
»Ja, Laura. Hier habe ich meine ersten Kurzgeschichten geschrieben.« Das stimmte tatsächlich. Seine Begabung für Belletristik entdeckte er bereits, als er noch ein kleiner Junge war. Obgleich die Kurzgeschichten wirklich kurz ausfielen. Höchstens eine Blockseite lang. Aber immerhin. Jeder fing mal klein an.
»Wollen Sie sich ein wenig umsehen?«
»Wenn ich darf. Das wäre echt toll.«
Laura führte ihn als erstes in die Küche, die sich nach wie vor auf der linken Seite des Flures befand.
Soweit Sam es beurteilen konnte, war selbst der Parkettboden immer noch der Gleiche. Sein Dad hatte dieses Haus wahrlich für die Ewigkeit gebaut. Gute, solide amerikanische Wertarbeit, dachte Sam nicht ohne Stolz auf seinen alten Herrn.
Natürlich war die Einrichtung mittlerweile eine andere, denn als Sams Eltern und er nach Boston gezogen waren, hatten sie den Großteil ihres Mobiliars mitgenommen. Jetzt sah alles moderner, dem Zeitgeist angepasst, aus.
Gegenüber der Küche lag die Speisekammer, am Ende des Flures das Wohnzimmer, wo man durch die Terrassentür in den Hintergarten gelangte.
Oben im ersten Stock befanden sich das Schlafzimmer, das Badezimmer und Sams Zimmer. Nur, dass jetzt darin ein anderes Kind wohnte. Offensichtlich ein Mädchen, den vielen rosa Ponies und anderem Mädchenspielzeug nach.
Für einen kurzen Moment überkam ihn der absurde Gedanke, das Haus von der Stelle weg zu kaufen. Saskia würde mir die Hölle heiß machen. Sie würde niemals aus Deutschland weg wollen, das käme für sie einer Heimatflucht gleich. Außerdem mussten sie sparen, zumindest bis sein nächster Roman wieder einschlug und auf den Bestsellerlisten landete.
Es war ein absurder Gedanke. Warum sollte er ein Haus in Flagstaff kaufen, wo er doch nicht mehr hier lebte? Er hatte keine Antwort darauf. Es war ihm einfach so in den Kopf geschossen. Rasch begrub er diese Idee wieder. Schwachsinn!
Sam durchschritt sein ehemaliges Zimmer - das jetzt viel kleiner aussah, wie er feststellte - geradewegs auf das Fenster zu und blickte auf die Straße. Die Äste des alten knorrigen Kastanienbaumes ragten immer noch bedrohlich nahe an die Fensterscheibe heran und mussten bei Wind und Regen immer noch dagegen klatschen. Ob das Mädchen der Huttons wohl auch Angst vor diesem Baum hatte?
Bei Unwettern hatte Sam sich auf jeden Fall immer
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